Part 01

613 14 0
                                    

Coras *PoV* (07.01.)

Ich ließ mich auf die Couch fallen und legte die Füße auf den Wohnzimmer Tisch. Ich hatte es vor zwei Tagen wirklich richtig krachen lassen und hatte selbst jetzt noch manchmal ein bisschen Kopfschmerzen. Es war wahrscheinlich der schlimmste und längste Kater in der Geschichte der Menschheit. Ash und Jo schien es da allerdings anders zu gehen, aber sie hatten bestimmt weniger getrunken als ich. Ich konnte mich nur noch an Bruchteile von diesem Abend und der Nacht erinnern, aber eins wusste ich. Es war sehr viel Alkohol ihm Spiel.

Destiny kam fröhlich trällernd die Treppe runter gehüpft und ließ sich neben mich plumpsen. "Na? Immer noch Kater?"

"Seh ich so schlimm aus?" fragte ich leicht entsetzte und leerte mein Glas in einem Zug.

Sie kräuselte die Lippen und überlegte etwas, bevor sie antwortete. "War schon mal besser."

"Ja... Ich fahr nach dem Frühstück. Dann musst du diesen hässlichen Anblick nicht mehr ertragen." scherzte ich und zog sie leicht zu mir, um sie knuddeln zu können.

"Lass das! Du machst meine Haare kaputt!" nörgelt sie, schob meine Arme weg und rannte panisch zum Spiegel.

Erst dann bemerkte ich, dass sie sich die Haare geglättet hatte. "Für was betreibst du einen so großen Aufwand?" grinste ich und lehnte mich nach vorne, um sie besser sehen zu können.

Sie lächelte verlegen und schaute beschämt zu Boden, während sie sich auf den Weg zurück zum Sofa machte.

"Ohhhh! Da ist jemand verliebt!" rief ich und kassierte dafür einen bösen Blick von meiner Schwester. Aber ich stocherte weiter rum und zuckte spielerisch mit den Augenbrauen.

Sie seufzte und warf die Arme in die Luft. "Schwör, dass du's keinem sagst!" forderte sie mich auf und hielt mir warnend ihren Zeigefinger unter die Nase.

"Ja, ja. Keine Sorge." meinte ich schnell und rieb mir gespannt die Hände.

"Also... In meiner Klasse ist da dieser Junge. Er heißt Josh. Ich hab dir schon mal von ihm erzählt... Na, ja. Ich war vor ein paar Wochen auf seinem Geburtstag und er ist schon echt..."

"...Heiß." nannte ich das fehlende Wort und machte eine Geste, dass sie weiter sprechen sollte.

Sie nickte gedankenverloren und starrte ein paar Sekunden grinsend in die Luft, bevor sie wieder zur Besinnung kam und die Fortführung begann. "Er hat mich am letzten Schultag zum Schlittschuhfahren eingeladen. Heute. Und ich bin tierisch aufgeregt, hab weder Ahnung was ich anziehen soll, noch wie ich mich nachher verhalten soll. Was, wenn er merkt, dass ich doch total doof bin?"

Ich lachte kurz und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. "Sei einfach du selbst. Das hab ich bei meinen Dates auch immer gemacht."

"Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum du keinen Freund hast." entgegnete sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Vielen Dank auch." murmelte ich und stand auf, um meiner Mutter zu helfen. Sie war gerade dabei den Frühstückstisch zu decken.

***

Ich schob die letzte Kiste in den Flur und stemmte zufrieden die Arme in die Hüften. Direkt nachdem ich angekommen war, hatte ich angefangen meine Kisten fertig zu packen und war nun sehr stolz, dass ich wirklich alles leer geräumt hatte. Denn morgen würde ich schon umziehen. Dafür hatte ich extra ein Unternehmen angefragt, die mit einem Umzugswagen kommen würden, um meinen ganzen Krempel zu verstauen. Die Möbel blieben hier, aber trotzdem waren es nicht wenige Kisten. Mit meinem kleinen Auto käme ich da nicht sonderlich weit.

Ich entschied mich dazu, ein letztes mal in meiner Studenten Bude zu duschen und stellte mich unter den heißen Wasserstrahl, nachdem ich mich meiner Kleidung entledigt hatte. Meine Muskeln wurde augenblicklich locker und ich schloss entspannt die Augen.

Morgen würde für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnen und ich würde alles andere soweit hinter mir lassen. Die vielen, wilden Studenten Partys, die Mädelsabende mit Freundinnen und auch den Herzschmerz, den mir mein letzter Freund zugefügt hatte. Er hatte mich eiskalt verarscht. Es ging nur um eine dumme Wette, wer mich aus seiner Clique rumkriegen würde. Und er hatte es geschafft. Und das schlimmste war noch, dass ich mich wirklich in ihn verliebt hatte. Aber so etwas erwartet man doch auch nicht mehr von 20 jährigen, jungen Männern und dazu noch Studenten. Mein Trostpflaster war die Lehre, die ich daraus gezogen hatte. Wenn er kein Freund sein kann, kann er auch nicht MEIN Freund sein. Das war so zu sagen mein neues Lebensmotto. Zumindest, wenn es um die Liebe ging, heimtückisch und unberechenbar wie sie war.

Ich schmiss mich in Jogginghose und Hoodie und schlapte zu meinem kleinen Sofa. Es war schon ziemlich ausgelegen, aber für dieses eine Mal würde es seinen Zweck noch erfüllen. Genauso wie mein Bett. Ich hatte beides aus meinem alten Kinderzimmer mitgebracht und meine alten Möbel so gut es ging in der ganzen Wohnung verteilt. Aber auch Einrichtungsgegenstände segnete irgendwann mal das Zeitliche und für das meiste Mobiliar hier war es wirklich aller höchste Eisenbahn.

Ich schaltete, den Fernseher an und landete direkt bei irgendeinem dieser Starmagazine. Auch wenn sie meistens stinkend langweilig waren, sappte ich nicht lange hin und her, sondern blieb einfach dabei. Viel bekam ich allerdings nicht mehr mit, denn mir fielen nach nur kurzer Zeit die Augen zu und ich versankt ins Land der Träume.

***

Ich schreckte durch das klingeln meines Handys hoch und sah mich desorientiert um. Erst nach ein paar Sekunden begriff ich, dass ich auf der Couch eingeschlafen war.

Schnell griff ich nach meinem Smartphone und hob noch gerade rechtzeitig ab. "Hallo?"

"Ah! Ich dachte schon, Sie schlafen noch. Guten Morgen, Miss Monrose. Hier spricht Simon Cowell, Ihr neuer Arbeitgeber. Hätten Sie kurz Zeit?" fragte er höflich und wartete auf meine Antwort.

Ich ließ meinen Blick kurz auf die Uhr schweifen und bestätigte dann erleichtert mit einem einfachen 'Ja'. Zum Glück hatte ich nicht verschlafen.

"Gut. Also, es geht um Ihren Aufgabenbereich. Der Chef des Tochterlabels hätte Sie gerne als Persönliche Assistentin. Nicht nur als eine von Ihnen. Dementsprechend ist Ihr Gehalt auch etwas höher. Wäre das für Sie in Ordnung?" erklärte Mister Cowell.

Ich starrte mit offenem Mund auf die Haustür. Ich sollte die Persönliche Assistentin werden? ICH?!

"Sind Sie noch dran, Miss Monrose?" riss mich mein Gesprächspartner aus meinem inneren Monolog.

Ich schüttelt schnell den Kopf und konzentrierte mich wieder auf das Wichtige. Gedanken konnte ich mir wann anders machen. "Ja, sicher. Ich würde mich über die Stelle freuen."

Er atmete etwas lauter aus, was ich wohl als Erleichterung deuten konnte. "Sehr gut. Kommen Sie dann einfach um die besprochene Uhrzeit zu unserem Firmensitz und ich werde Sie bekannt machen. Einen schönen Tag noch."

Ich kam nicht mehr dazu, mich zu verabschieden, denn er hatte schon aufgelegt, aber das war zweitrangig. Ich wurde befördert! Und das noch bevor ich überhaupt angefangen hatte zu arbeiten!

Mein Handy klingelte erneut, aber diesmal war es mein Wecker. Und ich verlor auch keine Zeit und joggte ins Bad, wo ich mich zügig fertig machte. Eine zerrissene Skinny Jeans, ein grauer Long Hoodie und meine schwarzen Superstars ergaben ein lässiges Outfit und waren für meinen bevorstehenden Tag perfekt.

Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, klingelte es auch schon an der Tür und die Umzugshelfer trugen eifrig die Kisten in den kleinen Transporter. Nach knappen zwei Stunden war die komplette Wohung von meinem Kram befreit und nur noch die Möbel standen in den zwei Räumen. Vorsichtshalber ging ich nochmal überall durch, fand aber nichts mehr, was mir gehörte und schloss nach einem letzten Lächeln die Tür hinter mir.

Sobald ich den Kistenpackern bestätigt hatte, dass alles verstaut war starteten sie den Motor und fuhren mit den Sachen Richtung London, zu meiner neuen Wohnung.

Auch ich stieg in meinen Wagen und trat den Weg in mein neues zu Hause an. Eine neue Stadt, neuer Job, neue Mitmenschen, neuer Lebensabschnitt.

Reloaded » z.m. »Completed«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt