Feuchte Überraschung

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Als Überraschung bezeichnet man das Erleben unvorhergesehener Gefühle oder Begegnungen und unerwartete Worte oder Geschenke. Auch Situationen können eine überraschende Wirkung auf uns haben. Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Überraschungen. Die, die man am liebsten wieder ganz schnell aus seinem Leben verbannt und die, die das Herz schneller schlagen lassen und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Durch das schrille Piepen meines Weckers wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Ich tastete mit meiner Hand nach dem Schrank, auf welchem das Gerät stand und schaltete das Geräusch ab. Ich streckte mich genüsslich und sah neben mir ins Bett. Wie eine Welle rollten die Erinnerungen der gestrigen Nacht über mich. Wobei das vielleicht nicht die passendste Formulierung ist. Unter einer heranbrausenden Welle fühlt man sich eingeengt, man kann nicht atmen. Damit möchte ich also nicht sagen, dass die Nacht nicht atemberaubend war - ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich so gut wie lange nicht mehr.  Als hätte ich etwas zurückerlangt, was mir schon eine Ewigkeit fehlte. Damit meine ich nicht den Sex, sondern eher das Gefühl, das mir die Nacht gegeben hatte. Das Gefühl, sich komplett fallen lassen zu können und begehrt zu werden. So tief wie ich in meinen Gedanken versunken war, fiel mir erst überhaupt nicht auf, dass der Mann aus der Bar verschwunden war. Ich richtete mich auf und blickte mich in meinem Schlafzimmer um. Es standen noch einige Umzugkartons rum, doch seine Klamotten konnte ich nicht entdecken. Ich schloss daraus, dass er bereits gestern abend oder am frühen Morgen das Haus verlassen haben musste. Ich stand nun auf und machte mich auf den Weg ins Bad. Noch ein wenig schlaftrunken stand ich vor der Tür und sah durch das orange leuchtende Lämpchen am Lichtschalter, dass das Licht eingeschaltet war. Ich musste es gestern wohl vergessen haben auszuschalten. Ich öffnete die Tür und lief zum Waschbecken, um mir die Haare zu kämmen. Ich griff nach meiner Bürste und fuhr mit ihr durch mein leicht gewelltes Haar. "Guten Morgen!", vernahm ich plötzlich eine Stimme ganz in meiner Nähe. Ich schrak zusammen und riss meine Augen auf. Blitzschnell drehte ich mich in die Richtung, aus der ich die Stimme vermutete. Und ich hatte den Klang der Begrüßung richtig zugeordnet. Denn ich blickte direkt zu meiner Dusche, in der doch tatsächlich der Mann aus der Bar stand. Völlig perplex entgegnete ich ihm: "Sie  haben mich vielleicht erschreckt!". Als ich zu ihm sah, erkannte ich, dass sich auf seiner Haut kleine Wassertröpfchen abbildeten. Er musste also tatsächlich geduscht haben. Für mich war es wie ein Wunder, dass ich von den Geräuschen der Dusche nicht wach geworden war, da ich normalerweise einen sehr unruhigen Schlaf hatte und von jedem noch so kleinen Mucks aufwachte. Erst nach einiger Zeit realisierte ich, dass der Blauäugige quasi splitterfasernackt vor mir stand und ich ihn währenddessen auch noch durchgängig betrachtete. Wahrscheinlich hielt er mich für verrückt. Ich drehte mich also schnell weg, griff nach einem Handtuch und reichte es ihm. "Dankeschön", sagte er, als er nach dem Handtuch  griff und warf mir dabei ein breites Grinsen zu, welches meine Knie ganz weich werden ließ. "Wo Sie nun frisch geduscht sind, können Sie dann ja auch ... gehen", entgegnete ich ihm. Da mir dies jedoch ein wenig harsch wirkte, fügte ich noch schnell hinzu, dass ich es eilig hätte, da ich heute bei meinem neuen Job anfangen würde. "Ich bin also schon weg, ehe Sie das Haus verlassen, ich gehe davon aus, dass Sie den Ausgang selbst finden".
Während ich redete, musterte er mich stets mit einem schiefen Grinsen und hochgezogenen Augenbrauen. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir uns duzen", grinste der Mann aus der Bar. "Ähm ja natürlich, ..." entgegnete ich ihm hastig und deutete mit einer langen Pause am Satzende, einem sachten Schulterzucken und einem fragendem Blick an, dass ich seinen Namen nicht wusste. "Jackson", antwortete er mir. "Jackson...", flüsterte ich seinen Namen lächelnd nach. "Sophia", nannte ich ihm dann auch meinen Namen. "Freut mich, Sophia!"
Nach diesem doch sehr sonderbarem Gespräch verließ ich lachend den Raum, zog mir schnell etwas über, griff im Flur nach meiner Tasche und machte mich auf den Weg zu meiner neuen Arbeit - und startete  in mein neues Leben.

Grey's Anatomy - Was wäre, wenn...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt