One

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IAN

In einem Buch würde man das Geschehene vielleicht einfach als Prolog bezeichnen, man würde darauf eine Geschichte aufbauen, aber war das was vor ein paar Stunden passiert war... ein Prolog, der Anfang einer Geschichte, in die ich miteinbezogen werden würde?

Nein sicher nicht.

Warum dachte ich darüber überhaupt noch nach? Ja ich konnte zugeben, der Unterricht lief einfach an mir vorbei. Ich hatte von dem Lehrer nie etwas mitbekommen.

Die ganze Zeit starrte ich Phil an, er saß ab und zu angespannter da... aber im Großen und Ganzen war er die Ruhe selbst. Während ich innerlich voll durchdrehte und dass nur, weil ich mitbekommen hatte... dass er Kerle heiß fand.

War das den so komisch?

Ja... . Nein... . Vielleicht?

Ach... wieso geisterte er immer noch in meinem Kopf herum? Es war ja keine große Sache, er mag Penisse. Andere Kerle mögen halt Vaginas mehr.

Ich saß jetzt schon lange in der kleinen Küche in meiner kleinen Wohnung und wartete. Ich wartete auf die Person mit der ich dringend reden musste. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam sie. Es polterte vor der Wohnungstür, ich verdrehte die Augen, mir war sofort klar, dass sie ihren ganzen Einkauf gerade auf dem Flur verteilt hatte. Das war irgendwie ihre Routine. Anstatt die Taschen abzustellen, aufzusperren und dann die Tüten vom Boden aufzuheben, musste sie immer alles mit vollen Händen machen.

Immer wieder.

Ich ging schon leicht genervt zu Tür und öffnete sie, meine Mutter kniete auf dem Boden und sammelte gerade die herausgerollten Orangen auf. „Mama, schon wieder?" Lachte ich leise und meine Miesepetrigkeit, war durch den Anblick auf meine kichernde Mutter, verflogen. „Ja Schatz ich kann diese Angewohnheit nicht ablegen, es geht einfach nicht." Murrte sie jetzt leicht genervt, doch ich konnte ihre Mundwinkel erkennen, sie zuckten leicht. Sie lachte also selber.

„Komm lass mich das machen, setzt dich doch schon mal in die Küche. „Seit wann bist du so ein Gentleman?" Hakte sie lächelnd nach und lief an mir vorbei in die Wohnung. Schnell pflückte ich alle Früchte auf und steckte sie in die zerrissene Plastiktüte. Als ich den kleinen Raum mit dem Herd betrat, funkelte sie mich mit leicht besorgten Augen an. „Was hast du gemacht?" Presste sie krampfhaft aus ihren Lippen heraus. „Nichts. Ich wollte doch einfach nur nett sein." Knurrte ich.

„Jaja. Was?" Maulte sie mich an. „N I C H T S! Ich wollte dir einfach nur etwas erzählen!" Wollte ich das? Ja, nein? Jetzt war es sowieso zu spät. Ihre Miene wurde sanfter und sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Hast du jemanden geschwängert?" „MAMA ich hab gesagt ich hab nichts gemacht!" „Jungfrau?" „MAMA!" „Schon gut, fang an." Kicherte sie leise und ihr sanftes Lächeln breitete sich wieder auf ihren Lippen aus.

„Also.." fing sie an „also, ähm heute im Unterricht ist etwas passiert und ich weiß nicht warum ich darüber so nachdenke. Immer noch." Vollendete ich den Satz und schaute sie fragend an. „Was ist den passiert?" Fragte sie leise, während sie aufstand und anfing den Einkauf aufzuräumen. „Also... wir hatten Bio, der Steiner kam rein." „Herr Steiner." Korrigierte sie mich streng und räumte ihre ekelhaften Thunfisch Dosen weg. „Jaja." Murrte ich und sprach einfach weiter: „Jedenfalls wollte er in unser neues Thema einleiten und fragte Phil, welche Sexualität er hatte? Da er erwartete das er Hetero antwortete, doch das tat er nicht. Er sagte offen und ehrlich, dass er schwul sei, es war kein Scherz, wenn du das denkst."

„Phil.. Phillip... Meier?" „Ernsthaft? Du überlegst wie er nochmal hieß anstatt mit mir darüber zu reden, was passiert ist?!" „Ja und wie heißt er jetzt nochmal?" „Phil Miller, weißt du noch? Er ist doch vor zwei Jahren hergezogen. Seine Familie hatte doch in Boston gelebt, bevor sie herkamen." „Und wieso ist er dann in deiner Klasse? Ich meine er musste doch deutsch lernen?" „Hast du das alles vergessen? Ich hatte dir damals so viel erzählt." Knurrte ich genervt und stellte den Frischkäse, den ich auch nicht mochte, in den Kühlschrank.

„Schatzelchen, ich bin ja auch nicht Gott und weiß alles." Scherzte sie und schaute mich an. „Also?" „Seine Eltern lebten in Deutschland, sie hatten geheiratet und sind nach Amerika, ich glaube der Nachnahme ist so Amerikanisch da sein Vater oder so Halbamerikaner war. dann sind sie mit ihrer Familie zurückgezogen, da sie wieder ein paar Jahre in Deutschland verbringen wollten. Deswegen können die Kinder Deutsch, ich denke mal ihre Eltern haben ihnen das Schreiben auch beigebracht. Frage beantwortet?"

„Ja." Nuschelte meine Mutter leise, während sie den Kartoffelsack unter der Spüle verstaute. „Und was sagst du den jetzt zu Phil und seinem Outing, im Unterricht? Und ach, ähm WAS SAGST DU DAZU!" Fuhr ich sie gereizt an, sie hatte nicht einmal darauf reagiert, während mich das voll fertig machte. „Ist doch schön." „SCHÖN?!" War es schön? Was meinte sie den bitte damit? „Ja wenn er zu seiner etwas anderen Sexualität so offen stehen kann, auch wenn ich diese borstige Frage von Herr Steiner unter aller Sau finde... ." Knurrte sie in ihrem allzu bekannten Mutterinstinkt-Ton.

„Wie soll man den reagieren? Er saß da so gelassen, wie soll ich mich jetzt verhalten, wenn wir am Montag Sport haben? Wir stehen immer voll nah beieinander, während wir uns umziehen. Soll ich jetzt wo anders hin und.." sie stoppte mich lächelnd, indem sie mir ihrer warme Hand auf meinen Pulloverärmel legte. „Du solltest nichts anders machen, stell dir vor du hättest dich heute geoutet, sei einfach nett und wenn du es nicht aushältst neben ihm zu stehen drehst du dich einfach leicht weg. Auch wenn ich dann von dir enttäuscht wäre und wer sagt das er dich hübsch findet?" Maulte sie mich leicht an, ja meine Frage war vielleicht dumm, aber diese wütende Stimme hätte ich nicht gebraucht.

„Danke auch Mama ich will mich jetzt schlafen legen." „Schlafen legen? An einem Freitagabend? Willst du keine Frau schwängern gehen?" Scherzte sie und drehte sich von mir weg. Ich betrachtet sie noch etwas, bevor ich antwortete: „Ich kann keine Frau schwängern, wenn ich das Haus nicht verlasse und kein Mädchen hier rein lasse." Zischte ich und ging den schmalen Flur in mein Zimmer. Ich hatte mir eine nicht gerade billige Schlafcouch von IKEA gekauft, tagsüber wollte ich sie einklappen und nachts wieder ausklappen, doch nach drei vier Wochen hatte ich damit aufgehört und es aufgeklappt gelassen. Und genau deswegen hätte ich mir das Ganze auch sparen können, ich hätte einfach ein normales Bett kaufen können, es hätte genauso viel Platz weggenommen. Aber man lernte vielleicht aus seinen dusseligen Fehlern, jedenfalls wird mein erster Umzug leichter. Ich musste ja nur ein Sofa anstatt einem Bett aus der Wohnung schaffen.

Und jetzt dachte ich darüber nach, traurig aber wahr.

Meine Mutter hatte Angst ich würde ein Mädchen schwängerte und regte sich über die Frage von Herr Steiner, an Phil auf. Während ich darüber nachdachte, wie ich mich jetzt verhalten sollte und das ich ein Schlafsofa hatte, mit dem ich leichter umziehen konnte. Es sind viel zu komische Sachen über die ich nachdachte. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken, dass ich seit dem einen Mal mit Emi, meinem ersten Mal, keinen Sex mehr hatte und dass war jetzt schon über ein halbes Jahr her.

Es war scheußlich ich war nicht richtig erregt, sie war trocken wie eine Wüste. Und trotzdem hatten wir es versucht. Nach ein paar Stößen, hatten wir aufgehört haben uns angeschaut und uns getrennt. Wir hatten keine Liebe füreinander empfunden und dann war es so scheußlich schlecht. Da hätte es nichts gebracht zusammenzubleiben.

Und so gingen wir getrennte Wege. Ich hatte mit meinen sechzehn ein-halb Jahren Sex gehabt, auch wenn es ekelhaft war... mein erstes Mal hatte ich hinter mir. Und mein zweites Mal, naja wann das sein würde wusste ich nicht.

Aber im Moment schweiften meine Gedanken wiedermal an Phil ab, wie fühlte er sich den jetzt?










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