Two

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PHIL

„Philliii! Ich hab den Tratsch gehört! Wie geht's dir jetzt Bruderherz?" Die Stimme meiner netten, aber nervigen kleinen Schwester erfüllte das ganze Haus. Ihre quieksige Stimme ging einfach durch Wände. Ich wusste was sie meinte und darüber reden wollte ich sicher nicht.

Schnell sprang ich von meinem geräumigen schwarzen Bett auf und rannte zu Tür, gerade als ich sie erreicht hatte und den Schlüssel umdrehen wollte. Drückte meine Schwester mit ihrer ganzen Kraft dagegen. „NEIN. Du redest jetzt darüber." Mir ihren fünfzehn Jahren war sie relativ stark, sie drückte solange bis sie einen Fuß zwischen Tür und Angel gebracht hatte und ich aufgeben musste. Seufzend ließ ich sie in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett zurück, kuschelte mich in die noch leicht warme Decke ein und versuchte ihrem forschenden Blick auszuweichen.

„Mir geht's gut, bis jetzt hat noch keiner was gegen mich gesagt, also bitte geh jetzt wieder... danke auch. Tschau." Murmelte ich, doch abwimmeln würde ich sie damit nie können, dafür war sie zu stur. Sie kam gerade eben erst nach Hause, also hatte sie Nachmittagsunterricht, bedeutete... dass es bald fünf ist und meine Eltern auftauchen würden. Freitags kamen sie immer etwas früher als sonst nach Hause um etwas Zeit mit uns zu verbringen. Oder besser gesagt, den Abend zusammen vor dem Fernseher zu verbringen. Einfach um die Woche ausklinken zu lassen, leider würde mein Outing, heute alles verzögern... .

Sie wussten es, alle in meiner Familie wussten es, ok dass wären dann nur meine Mutter, mein Vater, Avery, sowie Oma und Opa Mütterlicherseits. Meine anderen beiden hatte ich nie kennen gelernt, sie waren beide kurz nacheinander gestorben, ein paar Jahre vor meiner Geburt. Daraufhin ist mein Dad auf Reisen gegangen, hatte dann meine Mutter in Deutschland kennen gelernt, zusammen haben sie uns bekommen, sind dann nach Amerika und vor zwei Jahren sind wir wieder zurück, da es Maria meiner Oma richtig erbärmlich ging. Nachdem unser bleiben für die nächsten fünf Jahre feststand, änderte sich ihr Zustand.

„PHIL! Rede doch jetzt endlich mal, war es wirklich so das dieser Depp von Lehrer, dich gefragt hast welche Sexualität du angehörst und du Hornochse darauf geantwortet hattest und zwar ehrlich?!" Fuhr sie mich ja schon ganz energisch an. Aber ich hatte mich wirklich dumm verhalten und mich geoutet, ich wollte das schon lange, doch so... irgendwie war das ein Fehler und dann auch wieder nicht, jetzt wussten alle das ich auf Kerle stand.

Mal schauen wie sich das jetzt entwickeln würde.

„Ja.. ich war so ein Hornochse." Knurrte ich leise und vergrub dann mein Kopf in dem weichen, glatten Stoff meines Kissens. „Ach Philliiiii, es wird schon alles Gut gehen." „Nein, es ging alles Gut, jetzt wird alles bergab gehen." Ich versuchte meinen Kopf vor ihr zu verstecken, ich war fix und fertig, jetzt sollte sie mich nicht auch noch so sehen.

Ich spürte eine warme Hand auf meinem Rücken, sie bewegte sich langsam in kreisenden Bewegungen über meine Schulterblätter und ruhte dann auf meiner Wirbelsäule. Avery kümmerte sich immer gut um mich und ich war der Bruder der sich nicht um sie kümmerte, sondern sie bewachte. Wenn auch nur einer sie anglotzte bekam er einen bösen Blick von mir ab, auch wenn sie das praktisch nie mitbekam, konnte ich so die meisten Kerle von ihr fern halten, ab und zu wagten sich ein paar Kerle zu nah an sie rann, aber näher als fünf Meter kamen sie dann doch nicht.

„Weinst du?" „Nein." „Wirklich?" Hakte sie vorsichtig nach und zog langsam die Decke von meinem Hinterkopf, ich spürte den kühlen Hauch, der Luft und drehte mich leicht zu ihr. Sie zog ihre Hand zurück, so dass ich mich bequem in Bett legen konnte.

„Schau ich habe nicht geweint, wieso sollte ich auch? Ich bin ja keine Frau!" Zischte ich sie an und sie schüttelte belustigt den Kopf. Dabei rutschte sie leicht auf meiner Matrazte hin und her, bis sie richtig saß und mich wieder anschaute. „Erstens finden Frauen es auch mal schön wenn Kerle ab und zu weinen." „Aber ich will Kerle, schon vergessen." Unterbrach ich sie barsch und kassierte dafür nur einen bösen Blick.

IT'S OK.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt