Five

8.7K 474 164
                                    

IAN

Ich joggte sicher schon fünfzig Minuten, als Herr Missgeburt durch die Halle schrie das wir fünfzehn Minuten geschafft hatten.

„Misset." Knurrte ich wütend und merkte erst in diesem Moment das jemand genau neben mir joggte. „Jap, da hast du recht... ." „Mhh." Knurrte ich leicht genervt und versuchte schneller zu laufen, doch er holte mich wieder ein. „Du willst dich doch jetzt nicht auspowern, nur um nicht neben mir zu laufen, oder?", hakte Phil nach. „Maybe." „Ach komm schon." Murrte er und wurde langsamer, auch ich verringerte mein Tempo und passte es an seinem an.

„Warum heißt du eigentlich Webster?" „Geht dich einen Scheißdreck an.", fuhr ich ihn an und versuchte ihn ihm gleichen Moment auszublenden. „Ach komm schon." „Nein." Und mit diesen Worten gingen weitere Minuten still vorbei... genauer gesagt drei Minuten, bevor er wieder ansetzte um nachzuhaken.

„Wo wurdest du geboren."

„Geht dich einen feuchten Dreck an."

„Warum bist du so mies drauf? Ich hab dir mein Shirt geliehen, sei doch ein wenig netter." Maulte er zurück, er hatte recht er hatte mir das T-Shirt geliehen und vielleicht lag auch dort mein Problem... .

Es roch so gottverdammt nach ihm. „Ach das ist egal... aber wenn dich das so stört das ich mein Shirt noch trage ziehe ichs auch gerne aus. Dann bin ich hier mit einem schweißgebadeten nackten Oberkörper. Macht dich bestimmt geil.", ok Ian... das war gerade extrem fies und scheiße von dir.

„Ach halt deine Fresse IAN WEBSTER!" Zischte er bevor er kurz schneller joggte um mich abzuhängen. Ok Ian, gut gemacht. Genau das dass du nicht wolltest hattest du geschafft... einen enttäuschten Phil, den du beleidigt hast und das Beste von allem du hast seine Sexualität erwähnt. Du bist so ein Arschloch, Ian Webster.

Anstatt einfach zu sagen warum du so heißt wie du heißt, wo du herkommst... fick dich Ian. Immer wieder ging ich die Gedanken durch, bevor ich einfach losrannte um Phil einzuholen... neben ihm verlangsamte ich mein Tempo und versuchte meinen Atem zu beruhigen. „Phil... ich heiße Ian Webster, da mein Vater Engländer ist. Er lebt dort und ich bin in England geboren. Doch meine Mutter hatte sich von ihm getrennt, wegen... also ich lebe seit vielen Jahren in Deutschland. Ok?" Fragte ich vorsichtig und versuchte das kommende Seitenstechen auszublenden. „Ja, fürs erste geht's.", lachte er leise.

„Ok, sorry nochmal wegen der Bemerkung vorhin." „Egal", fing er an doch ich unterbrach ihn. „Nein, wirklich so was hätte ich nicht sagen dürfen. „Na klar hättest du so was sagen dürfen. Weil es stimmt, ok ich finde deinen Körper schon geil. Also. Wenn es stimmt muss man sich nicht für seine Bemerkungen entschuldigen."

Geil... er fand MICH geil?

MICH?

GEIL?

WAS?

HÄ?

Ok... WAS?

„Äh..", murmelte ich doch er redete einfach weiter. „Keine Angst... bespringen werde ich dich nicht, also nicht einfach so... erst wenn du es sagst." Ergänzte er seinen Satz und zwinkerte mir zu.

Ich spürte ein kalten Schauer auf meinem Rücken... aber ich wusste nicht worauf ich mich konzentrieren sollte. Auf das kalte Gefühl am Rücken, oder das warme Kribbeln im Bauch.

„Ok, formulieren wir es anders... wenn ich sage ich will. Würdest du mich einfach so?"

„Nein... würde ich nicht, denke ich."

Und schon war dieses kleine warme Gefühl weg... und die Kälte von Rücken breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.

„Warum? Du sagtest doch gerade... also.. ich meine.. du findest mich geil, oder doch nicht?" „Mhh denkst du jeder Schwule nimmt sofort jedes Angebot an, ich möchte Liebe empfinden. Ok. Das klingt für dich vielleicht jetzt zu mädchenhaft... aber nach meinen letzten zwei Beziehungen kann mich nur noch wahre Liebe von einer Beziehung überzeugen, deshalb werde ich als verbitterter alter Mann sterben."

„Beziehungen? Ich dachte du warst die ganze Zeit single... jedenfalls hattest du nichts gesagt... aber vermutlich wegen. Ach so.. sorry." „Ne also... meine Ex-Freundin hatte ich noch in Bosten und meine Ex-Freund vor knappen eineinhalb Jahren. Und seitdem bin ich wirklich single, aber in dem einen Punkt hattest du recht, von Stephan hab ich niemanden erzählt. Wollte ich auch nie, er war ein Arsch."

Er offenbarte sich mir einfach... ich hatte einen kleinen Teil von mir preisgegeben und schon erzählte er mir seine halbe Lebensgeschichte, Ian du bist klug, lobte ich mich selber und setzte ein hämisches Grinsen auf. Yeah... ein cleverer Kerl bist du. Mit einem Schaden... . Wie konnte ich mich gerade ernsthaft selbst loben? Bin ich gehirnamputiert oder was?

„Über was denkst du den gerade so stark nach?" Mit diesen Worten riss mich Phil voll aus meiner Bahn und ich schaute ihn erschrocken an. „Äh nichts. Eh also.. eh egal." Knurrte ich und schaute zur großen Uhr die Herr Missgeburt aufgestellt hatte... noch zehn Minuten... zehn fucking Minuten und ich könnte mich auf den Boden schmeißen und weinen. Ok, das ist ein weiterer komischer Gedanke.

„Ich will nicht mehr... . Meine Beine." „Das ist nichts... ok lass dich mal nach Sport fi... äh... dann bist du erst so richtig kaputt." Lachte er laut, ich schubste ihn an seiner Schulter leicht und lachte ihn an. „Nein einfach nein, sie leise... ok!"

„Nein, also.. wenn du sowas willst musst du auf Hygiene achten, vor allem mit Kondom." „Halt die Fresse!" Schrie ich ihn lachend an und sprintete von ihm weg. Ich konnte so was nicht hören, ehrlich nicht... wie denn auch das war doch komisch.

„Jungs die Minuten sind vorbei... ihr könnt... ach Ian.. du musst nicht den Boden abknutschen." „Äh doch." Murrte ich und legte meinen brummenden Kopf auf den kalten Plastikboden, küssen würde ich ihn sicher nicht. Wahrscheinlich hatte Herr Missgeburt, dass nur gesagt da ich mich schon bei 'Jungs' auf den Boden geschmissen hatte. Ich hasste laufen, vor allem Dauerlaufen.

Zuhause würde ich duschen... mich schlafen legen und dann abends irgendetwas ungesundes in mich rein-stopfen. Einfach um dieses Laufen unbrauchbar zu machen. Nach ein paar Minuten verschnaufen rappelte ich mich auf und wankte den Anderen hinterher in die Umkleiden. Ich ging zu meiner Kleidung. Zog schnell das verschwitzte T-Shirt aus und warf es zu Phil... er fing es auf und stopfte es in seine kleine extra Tasche.

Ich war deutlich zu faul meine Schuhe auszuziehen, dann die Jogginghose um eine engere Hose anzuziehen und wieder die gleichen Schuhe... deshalb behielt ich einfach meine jetzige an, ich sprühte mir mein Deo unter die Achseln und zog meinen Pullover wieder über meinen Körper. So war ich deutlich schneller fertig als die Anderen und verschwand aus der Turnhalle.

Ich wollte Heim, deshalb lief ich in das Sekretariat und rief bei meiner Mom an. „Kann ich nach Hause? Ich fühle mich so schlecht." Fragte ich wie ein Engel. Sie erlaubte es mir und so machte ich mich auf den Heimweg... zu meinem Übel musste ich direkt an der Turnhalle vorbei, doch genau dort stand Phil.. ach nö.

„Wo gehst du hin?", fragte er leise und hielt mich an meinem Arm fest. Es kribbelte kurz doch dann entriss ich mich seinem Griff.

„Heim. Tschüss." Murrte ich und verschwand über den schmalen asphaltierten Boden. Ich hörte noch ein kleines Tschüss... und schon war ich weg. Ich brauchte Zeit für mich... wirklich viel. Dieser Tag war deutlich zu anstrengend.












IT'S OK.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt