Kapitel 08

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Bill war total lustig drauf, als er sich mit uns unterhielt. Maren und ich guckten uns zwischendurch amüsiert an und konnten uns ein Lachen nicht verkneifen. Meine Zimmertür öffnete sich wieder.

"Ich will mitlachen", zwitscherte Zoey, die eine gut riechende Wolke aus gebratenem Mett und Tomaten mit ins Zimmer brachte. Es gab Nudeln?! Mein Lieblingsessen, wie cool.

"Zo", sagte Bill und schaute sie von unten an, "wir machen eine Nachtwanderung gegen Mitternacht. Ich habe uns beide gleich angemeldet."

Zoey setzte sich neben ihn auf den Boden und nickte.

"Sehr gut. Das klingt nach Spaß."

"Okay", sagte ich dann und stand auf. "Ich schaue dann schon mal nach ein paar Taschenlampen. Wird sonst etwas zu dunkel."

Ich ging aus meinem Zimmer heraus und musste wieder lächeln. Ich war unglaublich froh, dass ich nicht allein sein musste. Mum war einfach die beste, dass sie meine Freunde angerufen hatte, damit ich nicht alleine bin.

Als ich gerade unten im Flur ankam, öffnete sich die Haustür. Tom kam mit erhobener Nase ins Haus und grinste.

"Das riecht ja mega gut."

Ich nickte und ging weiter Richtung Kellertreppen. Das Licht hatte ich bereits angeknippst. Ich spürte seinen Blick auf mir liegen und die Enttäuschung, dass ich nicht bei ihm Halt gemacht hatte.

"Kannst du vielleicht mal kurz warten?", fragte er schnell. Damit hatte ich fast schon gerechnet. Ich wirbelte herum und schaute in ein besorgtes Gesicht. Er machte eine Kopfbewegung ins Wohnzimmer, das wir für uns allein hatten. Wir gingen hinein und er blieb vor mir stehen.

"Also", prustete er, "was ist los mit dir? Sag schon."

Er verschränkte die Arme vor der Brust und machte den Eindruck, dass er sich mit einem Nichts nicht zufrieden geben würde.

"Ich weiß es nicht Tom", erklärte ich und schaute ihn fast schon böse an.

"Ich hab das Gefühl, dass du dich im Moment von allen distanzierst, außer von Maren."

Ich schaute ihm in die Augen.

"Biste eifersüchtig auf sie?"

Er kaute sich kurz auf der Unterlippe herum und nickte dann. "Wenn du eine ehrliche Antwort willst: ja, schon etwas. Sie weiß etwas, was ich nicht weiß und das nervt mich."

Irgendwie war ich froh, dass er das sagte.

"Du weißt, dass du mit mir auch reden kannst."

"Ja, ich weiß das."

"Auch, wenn du Liebeskummer hast!"

Er hatte eine Augenbraue hochgezogen und schaute mich neugierig an. Sein aufmerksamer Blick machte es unglaublich schwer, keine Reaktion zu zeigen. Innerlich bekam ich eine Panikattacke und hätte plötzlich am liebsten angefangen zu weinen. Merkte er etwa, dass ich Gefühle für ihn hatte? Ich wäre am liebsten einfach aus dem Zimmer gerannt, ging aber schnell auf die Couch zu, um mich zu setzen. Das tat ich so beiläufig, wie es möglich war. Das Sofa gab neben mir nach, als er sich direkt neben mich gesetzt hatte.

"Sag schon, wie heißt er?" Er verschränkte triumphierend die Hände vor der Brust. Natürlich hatte er es gemerkt, dass was im Busch ist. Ich war so einfach zu durchschauen ...

"Justin", schoss es so schnell aus meinem Mund heraus, dass ich mich selbst fast erschrocken hatte. Es war der nächst beste Name, der mir in den Sinn gekommen war.

Tom musste ein klein wenig grinsen, versuchte aber, ernst zu bleiben.

"Justin heißt er also", murmelte er etwas erheitert und schaute mich triumphierend an. "Meinst du Justin Bayles aus der Parallelklasse? Ein anderer würde mir spontan nicht einfallen."

Ich dachte schnell nach und war so deprimiert, dass ich fast schon anfing zu lachen. Die Situation gerade war einfach so absurd und dämlich. Ich nickte einfach.

"Eigentlich ein cooler Typ", sagte Tom und schaute mich wieder nachdenklich an. "Was hältst du davon, wenn ich ein Treffen arrangiere? Seine beste Freundin ist auch ziemlich heiß, dann hast du Justin für dich und ich auch einen "Partner"."

Ich schluckte und stand einem Zusammenbruch nahe. Es tat weh. Es tat verdammt weh. Und er hatte einfach keine Ahnung.

"Ich weiß nicht", sagte ich dann und stand wieder auf. "Er kennt mich gar nicht. Ehrlich gesagt hab ich noch nie ein Wort mit ihm gewechselt." Das war zwischendurch sogar mal die Wahrheit.

"Irgendwann ist immer das erste Mal. Komm schon, das wird lustig. Wenn du doch auf ihn stehst ..?! Das wäre die Chance."

Ich räusperte mich und wusste nicht, wie ich aus dem Fettnäpfchen wieder herauskommen sollte. Aber was sollte schon passieren? Den einen Abend und ich sage Tom danach, dass ich Justin doch nicht so toll finde. Dann hätte sich das wieder erledigt.

"Okay, aber irgendetwas lockeres. Nicht essen gehen oder so ein Kack", sagte ich und schluckte. Er schaute mich prüfend an.

"Deine Freude hält sich aber ganz schön in Grenzen."

Ich lächelte ihn nervös an.

"Ist Aufregung", log ich.

"Okay", gab er sich zufrieden. "Dann kümmere ich mich um das nette Doppeldate. Das wird mega. Warum bin ich eigentlich nicht vorher auf so eine coole Idee gekommen?!"

"Das weiß ich nicht", prustete ich fast schon sarkastisch und fuhr mir träge durchs Haar. Das war doch alles ein schlechter Scherz. Und seine Freude machte alles nur noch unerträglicher. Mit Justins bester Freundin konnte ich auf jeden Fall nicht mithalten, das war schon mal klar.

"Okay", wechselte er dann das Thema. Endlich. "Warum wolltest du eigentlich in den Keller? Etwa Alkohol holen?! Na, das glaub ich aber nicht Madam", spaßte er und warf mir einen tadelnden Blick zu. Ich musste wieder lächeln und schüttelte zu seiner Überraschung mit dem Kopf.

"Hättest du vielleicht gern so, du Alki, aber ich suche nur Taschenlampen."

Er erstarrte und fasste sich theatralisch an die Brust, als wäre er erschossen worden. Dass er sich nicht auf die Knie fallen ließ, war echt alles.

"Kein Alkohol?!? Neeeein. Das geht nicht. Du stehst doch noch in meiner Schuld."

"In deiner Schuld?", hinterfragte ich belustigt und beäugte ihn skeptisch. Er ließ das Theater sein und richtete sich wieder richtig auf.

"Ja", sagte er, "du hattest es mir für die Klassenfahrt versprochen. Einen Abend trinken. Schon vergessen?!"

"Tom", ermahnte ich ihn argwöhnisch und stemmte meine Hände in die Hüfte, "es herrschten außergewöhnliche Umstände auf der Klassenfahrt. Und es ist ja jetzt nicht so, als würden wir nicht irgendwann wieder feiern gehen oder dergleichen."

"Das spielt nicht zur Sache", ermahnte er mich. "Du hast es für diese Woche versprochen."

Ich schnalzte mit der Zunge.

"Dass du da so viel Wert drauf legst. Ist es so cool, wenn ich betrunken bin?!"

Er hob seinen Daumen hoch.

"Das trifft es eigentlich nicht annähernd. Es ist noch viel geiler."

"Die Geschichte mit dem Ortsschild hat dich wohl echt beeindruckt", ich schaute ihn verständnislos an und musste doch grinsen.

"Genau auf so einen Moment hoffe ich wieder", gab er zu und lächelte frech.

"Dann kannst du lang warten", schnaufte ich und ging auf die Tür zu.

"Und wofür jetzt die Taschenlampen?", fragte er dann interessiert und wurde endlich wieder etwas ernster.

"Ach ja, weißt du ja noch nicht. Wir haben beschlossen, eine Nachtwanderung zu machen."


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Verliebt in meinen besten FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt