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Emiliy's Sicht

Ich war gerade duschen. Zufällig, war mein Handy auch im Bad. Gerade als ich mich in eines der warmen Handtücher gewickelt hatte, klingelte es. Als ich den Namen auf dem Bildschirm laß, wurde meine Laune besser. Meggie. Sie ist die einzige Freundin von mir. Das einzige Mädchen, was davon weiß wie mein Leben ist.

Wor telefonierten etwas und danach wollte ich auch schon in mein Zimmer gehen.

Kyle kam mir auf dem Gang entgegen. Eigentlich ist er ja schon hübsch und irgendwie cool doch ich darf keinen an mich ran lassen. Keinem Vertrauen außer deinen Kollogen. So ist es.

In meinem Zimmer setzte ich mich einfach aufs Bett. Eigentlich hatte ich vor zu lesen, doch auf einmal konnte ich mich nicht mehr halten. Alle Gefühle die ich die ganze Zeit gestaut hatte, kamen hoch und ich begann zu weinen. Ich weinte und weinte.

Em hör auf. Weinen heißt Schwäche. Du bist nicht schwach. Du bist stark.

Ich darf nicht weinen. Ich darf nicht weinen, flüsterte ich mir selbst zu. Doch die Tränen liefen immer weiter obwohl ich nicht mal genau wusste warum.

Aufeinmal räusperte sich jemand hinter mir und ich erschrack total. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich Kyle mit einem fetten Grinsen im Gesicht stehen. Alle Trauer von gerade, wandelten sich um in Wut.

"Verschwinde und lass mich in Ruhe",schrie ich ihn an.

Kyle lachte leise auf und mit den Worten 'Möchtegern-Bad Girl' verließ er den Raum.

Wieso. Wieso musste er mich gerade in diesem schwachen Moment sehen? Ich bin nicht so schwach wie er jetzt denkt. Ich habe seit einem Jahr nicht mehr geweint.

Plötzlich spürte ich ein großes Verlangen, das zu tun, was ich früher täglich gemacht hatte. Ohne zu überlegen, stand ich auf und ging ins Bad. Ich wusste das es falsch war aber mein Körper ginf einfach weiter. Wenn ich jetzt wieder anfange, komme ich wieder nicht weg.

Hör auf

Doch meine Beine liefen weiter.

Schnell und systematisch, hatte ich die Schränke und Schubfächer des Bades durchsucht. Da, endlich hatte ich sie gefunden.

Kleine, silbrig glänzende, messerscharfe Metallblätter.
Rasierklingen.

Egal wie lange ich jetzt clean war, ich brauchte den Schmerz jetzt.

Ich setzte mich auf den Deckel der Toilette und zog meine Hose herunter. Auf der Innenseite meiner Oberschenkel, sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Überall waren helle, fast verblasste Narben zu sehen.
Scar, wurde ich deswegen bei meinem alten Job oft genannt.

Meine Hände fingen an zu zittern. Und ich tat es. Ich ließ die Klinge durch meine Haut an der Innenseite der Oberschenkel gleiten. Nicht zu tief, sonst hört es nicht auf zu bluten. Dafür lang.

Jetzt kam der Schmerz.
Der Schmerz, der mich nicht mehr an meine seelischen Schmerzen denken ließ.
Der Schmerz, der mir zeigte, das ich noch lebte, das ich nicht nur noch in einer leeren Hülle meines Körpers umherlaufe.
Der Schmerz, den ich so vermisst hatte.
Wie hatte ich es bitte 2 Jahre ohne dieses wohltuhende Gefühl geschafft?

Die anfangs dünne rote Linie, wurde etwas größer und ein einziger Tropfen Blut, löste sich von der Wunde und glitt ziellos mein Bein hinab. So fühlte ich mich. Von allen ausgeschlossen und nun ganz allein, auf dem Weg obwohl ich kein Ziel habe. Ich bin wie der Bluttropfen.
Ein Nichts.

Nochmal, ließ ich das kleine Metallstück durch meine Haut gleiten. Etwas tiefer dieses Mal.

Und nun überkamen mich die Schuldgefühle von den beiden Schnitten.

Verdammt warum hast du das gemacht?

So lange hatte ich es geschafft und jetzt zeige ich noch mehr Schwäche als erst schon. Ich hasse mich. Ich bin nicht mal stark genug damit aufzuhören. Egal wie viele Leute denken das ich stark bin, ich bin es nicht.

Vielleicht sollte ich einfach eine verweinte kleine Bit*ch werden...
Nein das kommt nicht in Frage. Ich werde kämpfen. Um was auch immer.

Und plötzlich wusste ich was mein Ziel ist. Ich hatte ein Ziel. Ich will Rache. Ich werde meine Eltern finden obwohl ich nichts von ihnen weiß. Vielleicht sind sie tot. Vielleicht, sind sie auch Millionäre. Und vielleicht hatte der Blutstropfen erst ja auch ein Ziel, so wie ich es jetzt habe.

Danach zog ich meine Hose wieder an. Zum Glück trug ich auch heute eine weite Jogginghose und keine enge Röhrenjeans.

Danach ging ich wieder in mein Zimmer und packte meine Schultasche für morgen. Ich hatte mal so gar keine Lust darauf.


Dark GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt