2. Kapitel

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Der vorausgesagte Gammel-Monat war in vollem Gange. Ich genoss das Nichtstun in vollen Zügen. Meine Bewerbungen hatte ich bereits verschickt.

Deshalb machte ich mir keine Sorgen und lebte für 31 Tage nur mal so in den Tag hinein. Es war ein herrliches Gefühl. Ich hatte schon gar nicht mehr gewusst, wie es war, die Füße hoch zu legen und zu entspannen.

An Tag 27 oder 28 (Ich zählte nicht wirklich mit. Aber es war schließlich so etwas wie der Countdown zum Start meines Berufslebens) hatte ich Jessica und Leon zu uns zum Schwimmen eingeladen.

Meine Eltern waren nicht zu Hause und wir beanspruchten den ganzen Garten inklusive Pool für uns.

Es war so schwül draußen, dass man kaum einen Unterschied zwischen der Luftfeuchtigkeit und dem Poolwasser merkte.
Aber im Pool bewegten wir uns in angenehmen 24 Grad Celsius.

Nach der zweiten Plantschrunde ließen wir uns auf den Liegestühlen nieder.

Die Sonne brannte vom Himmel, die Wolken flogen wie weiße Zuckerwatte an uns vorbei und die drückende Hitze schien meinen Körper noch tiefer und schwerer in die Ratern des Liegestuhls zu drücken.

Wir hatten zwei große Sonnenschirme über uns aufgespannt. Leon zu meiner Rechten schlürfte an einer Diätcola und Jessica links neben mir fächerte sich mit einem bunt geblümten Papierfächer Luft zu.

Sie sagte: "Es ist viel zu heiß."

Als Antwort erhielt sie ein zustimmendes Brummen von Leon und mir.

"Hat sich überhaupt schon jemand bei dir gemeldet; wegen den Bewerbungen?", fragte Leon mich. Er hatte die Coladose auf den Boden gestellt.

Ich drehte mich auf den Bauch. "Hm, nein. Hat sich noch niemand gemeldet", sagte ich. "Ich hab die Bewerbungen extra nach dem ersten abgeschickt, damit ich diesen Monat Ruhe habe. Neue Mitarbeiter werden meistens am ersten eingestellt."

"Aber der Monat ist bald um", meinte Jessica und nahm ihre Sonnenbrille ab. Schweißperlen benetzten die Haut unter ihren Augen.

Ich seufzte. "Wenn sich niemand meldet, dann schicke ich eben noch mehr Bewerbungen an andere Unternehmen."

Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, aber ich machte mir wirklich Sorgen. Über zwanzig Bewerbungen hatte ich weggeschickt und noch keine einzige Zusage bekommen. Und das bei einem Notendurchschnitt von 1,0 und drei Berufspraktika!
Was wollten die denn noch mehr??

Ich schloss die Augen und versuchte, mein Desinteresse an dieser Konversation zu zeigen und sie damit zu beenden.

Gerade als Leon erneut zu seiner Coladose griff, erklangen die ersten Takte von "Kiss You". Es war mein Handy, das klingelte. Ich erhob mich stöhnend und ging zum Tisch auf der Terrasse. Leon summte die Melodie mit.

Ich nahm das Handy vom Tisch und blickte auf den Display. Es war eine unbekannte nummer. "Smith", sagte ich und hielt das Telefon ein wenig von meinem Ohr entfernt. Ich wollte den Display nicht mit meinem Schweiß verschmieren.

"Guten Tag, Ms Smith", sagte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. "Hier spricht Mrs Marrin von CelebDress."

CelebDress? Welche Firma war das nochmal? Ich musste mich dort beworben haben, sonst hätte diese Mrs Marrin mich wohl nicht angerufen...

"Ms Smith? Sind Sie noch dran?", fragte die Frau, als ich anscheinend schon etwas länger schwieg.

"Ja, ich bin noch dran", sagte ich schnell.

Mrs Marrin fuhr fort: "Wir haben Ihre Bewerbung erhalten und ich muss schon sagen, wir waren wirklich beeindruckt. Ihre Präferenzen sind erstklassig!"

Meine Nackenhaare stellten sich auf. "Oh, danke! Das freut mich!", quiekte ich.

"Wir hätten Sie wirklich gerne in unserem Team. Sind Sie ab ersten des Monats verfügbar?", fragte Mrs Marrin.

"Ja, ja natürlich!", sagte ich und strahlte.

"Gut. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass ein Jahr eine lange Zeit ist und dass Sie Ihre Familie und Freunde lange nicht sehen werden."

Ein Jahr ist eine lange Zeit? Was?
Moment mal! Ein Jahr! Die Tournee! CelebDress war die Firma, die One Direction während ihrer Welttour einkleidete!

Heiliger Himmel!

"D- Das ist üüüberhaupt kein Problem!", stotterte ich aufgeregt.

Meine Knie zitterten und meine Handflächen wurden feucht.

"Sehr gut! Dann willkommen im Team! Sie bekommen im Laufe der nächsten Woche alle weiteren Infos. Bitte lesen Sie die Mail genau durch, drucken Sie alle Dokumente aus und tragen Sie sie bei sich", eklärte Mrs Marrin.

"Ja, das werde ich machen. Vielen Dank für Ihren Anruf!"

"Ich habe zu danken. Auf gute Zusammenarbeit und schönen Tag noch!"

"Ja. Ihnen auch!"

Ich legte auf und starrte ins Leere.

Ich war im Begriff, eine Reise um die Welt zu machen. Mit One Direction!

Mit meinem fetten Grinsen im Gesicht sah ich bestimmt aus wie ein Vollhonk. Aber das war mir egal. Ich hatte einen Traumjob!

Noch mit dem Handy in der Hand ging ich zurück zu Jessica und Leon am Pool.

"Und? Wer hat angerufen?", fragte Jessica.

Ich sagte nichts.

"Wer hat angerufen?", fragte auch Leon.

Ich sagte nichts.

"Lissy, müssen wir uns Sorgen machen?", fragte Jessica wieder.

Ich war immer noch nicht in der Lage, etwas zu sagen.

"Hallo! Erde an Lissy!", sagte Leon lauter.

"Ich- Ich... Ich hab den Job", murmelte ich.

Jessica und Leon lächelten.
"Und welchen Job jetzt genau?", fragte Jessica.

"D- Die Tour", stammelte ich.

Jessica schlug sich die Hände vor den Mund. "Nein. Nein! Du hast den Job? DU HAST DEN JOB BEI ONE DIRECTION?"

"Ja", sagte ich.

Die Geschwister sprangen von ihren Liegestühlen auf.

"J- Ja, sieht so aus", sagte ich.

"Ach du meine Güte! Du bist der glücklichste Directioner der Welt!", jubelte Jessica.

"Ich bin kein Directioner", beteuerte ich.

Da fing auch schon wieder mein Handy an zu klingeln.



Good morning, Mr Tomlinson! *Schreibpause*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt