Kapitel 49

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Charly's P.O.V

Eins war klar, ich musste sofort nach Hause!
Wer weiß, was Jolina vorhatte.

Schnell ließ ich mein Handy wieder in meiner Tasche verschwinden und sprintete runter. Mein Herz begann wie wild zu schlagen.

Ich öffnete die Haustür und augenblicklich peitschte der Wind mir dicke Regentropfen ins Gesicht. Wirklich Klasse!
Der Himmel war komplett von den dunklen Regenwolken verdeckt und in der Ferne hörte man den Donner grollen.

Der Regenschirm würde wohl nicht viel bringen, also ließ ich ihn lieber zu.

"Los Charly, du musst!"
Wieder führte ich Selbstgespräche und kam mir langsam echt dumm vor.

Genau so wie die Gesamte Situation. Was war hier los? Wäre es schlau die Polizei zu rufen, oder eher nicht?
Am Ende ist mein Verdacht völlig falsch. Was ich aus tiefster Seele hoffte.

Das konnte doch alles nicht echt sein! Nur ein schlimmer Traum oder eine Halluzination!

Was hat Jolina so an den Rand des Wahnsinns getrieben?
Und woher kannte sie Harry?

Ich überlegte noch einmal. Simon meinte, Harry hatte irgendeinem Mädchen das Herz gebrochen. Was bedeuten würde, dass Jolina etwas mit hatte. Aber wie?! Ich konnte mir das einfach nicht erklären. Egal wie sehr ich es versuchte.

Mit diesen Gedanken startete ich meinen Sprint durch das Gewitter.

Tief in mir hatte ich richtig Angst.
Wenn mir soetwas bei meiner angeblich besten Freundin entgangen war, was war mir dann noch alles entgangen?
Was sollte ich glauben?

Als ich gerade beim Bäcker angekommen war, waren meine Klamotten schon komplett durchnässt.
Jedoch fror ich nicht. Mir war eher nach schwitzen zumute.

Überall auf der Straße hatten sich schon große Fützen gebildet und jedes Mal wenn jemand hindurch fuhr spritze das Wasser zu allen Seiten weg.

Der Himmel wurde immer wieder durch grellen Blitze erhellt. Kurz danach donnerte es.
Bei einem Blitz hatte ich mich so erschrocken, dass ich ausgerutscht bin. Was wohl nicht minder an den schlechten Asphaltbedinnungen lag.

Mir voll Karacho knallte ich auf den harten Boden. Augenblicklich rappelte ich mich wieder auf. Mein Zahn tat höllisch weh. Wahrscheinlich war ein Stück abgebrochen, doch meine Furcht und das viele Adrenalin in meinem Blut ließen mich weiter rennen.

Meine nassen Haare wehten hinter mir und der Wind sauste mir kalt um die Ohren.

Was ist, wenn ich ankomme und bereits alles zu spät ist?
Wenn sie allesamt tot auf dem Boden lagen?
Ermordet von meiner eigentlich besten Freundin.
Und ich hatte es nur überlebt, weil ich nicht zu Hause war.

In meinem Kopf sah ich die Nachichten.

Eine Frau vor einem Bildschirm, auf dem ein Bild der Beerdigung zu sehen war.

'Verrücktes Mädchen tötete One Direction!',
würde es überall auf den Zeitschriften stehen. Man würde mich mit Fragen löchern. Doch das Schlimmste war, ich hätte meine Schwester verloren.

Kathy, die immer für mich da war. Mir geholfen hat wo sie nur konnte. Sogar jetzt. Sie hatte befohlen, dass ich zu Jolina gehen. Hätte ich das nicht getan, wüsste ich immernoch nicht bescheid und würde auch sterben.

Was sollte ich ohne sie machen? Ohne ihr Lächeln, welches mich immer aufheiterte. Ohne ihre tröstenden Worte wenn etwas passiert war.
Und was sollte ich unseren Eltern sagen? Diese Gedanken ließen mich schneller laufen, als ich je zuvor gelaufen bin. Tränen liefen meine Wange hinunter. Ich wischte sie weg und lief weiter.

Es dauerte nicht mehr lange, da stand ich vor unserem Haus. Nass bis auf die Knochen und zitternd. Nicht vor Kälte, sondern vor Angst.

Tu jetzt bloß nichts Unüberlegtes Charly!

Wahrscheinlich stellte ich alles viel schlimmer da, als es in Wirklichkeit war.

Bestimmt saß Kathy drinnen mit den Jungs vor dem Fernseher und schaute sich irgendetwas an.

Trotzdem wollte ich nicht klingeln. Etwas in mir hielt mich davon ab.

Langsam ging ich die Auffahrt hoch. Wie könnte ich jetzt unauffällig heraus finden, was drinnen vor sich ging?

Genau Charly, das Fenster! Völlig außer Atem ging ich misstrauisch auf das Fenster zu. Ich duckte mich und spähte hindurch.

Kathy hockte mit den Jungs auf dem Sofa. So weit, so gut.
Nur saßen sie dort nicht gelassen, sondern anders. Sie war bleich und schien zu zittern. Den Jungs ging es nicht anders. Vorallem Harry. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden und er starrte mit aufgerissenen Augen gerade aus. Niall schien gar nicht mehr zu atmen.

Bitte Gott, lass sie einen Horrorfilm gucken!
Auf das schlimmste gefasst, drehte ich meinen Kopf Stück für Stück zur Seite.

Leider wurde mein Gebet nicht erhört. Denn der Fernseher war nicht mal an. Vor ihm stand Jolina.

Meine Hand schnellte auf meinen Mund, damit ich nicht anfing zu schreien.
Ich ließ mich auf die feuchten Flastersteine unter dem Fenster sinken.
Ich bekam kaum Luft.
Es war, als wäre die gesamte Luft wie giftiges Gas, das brennt, wenn man es einatmet. Ich fühlte mich auf einmal so klein und hilflos.

Jolina hielt doch allen ernstes eine Waffe in der Hand.
Mein Herz raste ungleichmäßig, in meinen Augen sammelten sich Tränen und in meinem Kopf war nicht ein klarer Gedanke. Was sollte ich machen? Ich musste ihnen doch irgendwie helfen.

Das erste was mir einfiel, war Onkel Simon. Sofort riss ich mein Handy auf der Hosentasche und rief ihn an.

"Cowell?"

Ich fand meine Stimme nicht.

"Hallo?"

"Onkel Simon hilf mir", stotterte ich endlich .

"Charly?! Charly was ist los?"

"Ich...wir, in unserem Haus... dieses Mädchen!"
Ich brachte keinen klaren Satz zu stande und hoffte inständig, dass Simon verstand was ich meinte.

"Was? Charly ich hab kein Wort verstanden!"

"Diese Mädchen ist in unserem Haus. Jolina. Sie hat ne Waffe", schluchzte ich. Nun machte sich die ganze Panik breit.

"Was?! Ist das dein ernst?"

"Ja. Hilf mir! Sie ist dadrin!"
Die Tränen flossen nur so aus meinen Augen und das Handy drohte aus meinen extrem zitternden Händen zu gleiten.

"Und wo bist du?"

"Davor."
Meine Stimme brach ab. Ich weinte einfach. Mir war aufeinmal richtig kalt. Auch der Regen fiel immer noch ununterbrochen vom Himmel. Als würde Gott mit mir weinen.

"Charly, hör mich gut zu! Ich schicke sofort wenn los. Die Polizei. Ich setzte mich auch sofort ins Auto. Tu ja nichts Unüberlegtes. Bleibt einfach draußen! Hörst du?"

Ich nickte. Ich konnte nicht antworten. Mir war, als müsste ich schreien, jedoch fand ich wieder meine Stimme nicht.

"Charly?!"

"Ja", schluchzte ich wieder.

"Gut." Dann legte er auf. Ich ließ mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, als Kathy plötzlich von drinnen einmal aufschrie. Durch das geschlossene Fenster konnte man es hören.
Ich presste meine Hand wieder auf meinen Mund und nicht zuschreien.
Wieso? Wieso wir?

Leider bekam ich so noch weniger Luft. Krampfhaft versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren, aber es klappte nicht.

Meine Gedanken waren nur bei einem Thema.

Ich musste da rein...

We hate You? - Wird ÜberarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt