Mein Engel

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Ich lag schon einige Minuten wach in unserem warmen Bett und lauschte den dicken Schneeflocken, die gegen das Fenster prallten und schließlich halb geschmolzen herunterflossen. Luke lag noch tief schlafend neben mir und schien sich noch nichts aus dem heutigen Programm zu machen. Es war immerhin der 24. Dezember und ich hatte noch jede Menge zu erledigen. Ich warf einen Blick auf die Uhr, welche mir sagte, dass es spätestens jetzt höchste Zeit war. Ich lehnte mich also über meinen Mann und küsste ihn sanft auf die Wange. "Luke." Er grummelte und drehte sich auf die andere Seite. "Wenn du nicht gleich einen Eimer kalten Schnee ins Gesicht bekommen willst, solltest du lieber aufwachen." Doch er gab wieder nur ein unverständliches Murmeln von sich und ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Du wolltest es nicht anders." Vorsichtig schlug ich die Decke zur Seite und öffnete das Fenster. Der Schnee war stechend kalt, doch das war es mir egal. Als ich einen schönen Ballen zusammen hatte, kniete ich mich wieder aufs Bett und schmiss den Schnee ohne Vorwarnung auf sein Gesicht und seinen Hals. Mit einem kurzen Aufschrei fuhr er hoch. "Kate!" Doch ich konnte mein Lachen nicht länger unterdrücken und drohte schon nach hinten zu kippen. "Was sollte das?"
"Wenn du aufgewacht wärst, als ich es dir gesagt hab, hätten wir uns das ersparen können. Es war deine Entscheidung."
"Hmpf." Bibbernd wischte er den Schnee aus seinem Gesicht und schüttelte sein graues Tshirt auf dem Boden aus.
"Außerdem war das die Revanche für deinen Militärsaufruf an Halloween. Das war auch kein schönes Erwachen."
"Ja. Ist ja schon gut. Wir sind quitt. Aber dafür fährst du die Brötchen kaufen, während ich dusche."
"Aye Aye." meinte ich und lief lächelnd an ihm vorbei in das Bad im Erdgeschoss. Unsere Tochter hatte die Nacht bei Lukes Eltern verbracht und würde heute nachmittag wieder gebracht werden, wenn ich unser Festtagsessen vorbereitete.

In einem weißen Pulli mit Goldakzenten, sowie einer dunklen Jeans und braunen, kurzen Stiefeln, warf ich mir meinen Mantel über und zog einen Schal von Luke an, bevor ich das Haus verließ. Mit geschlossenen Augen sog ich den vertrauten Geruch ein, als ich in unser Auto stieg und die Heizung andrehte. Im Radio lief Last Christmas und alle Häuser und Schaufenster waren beleuchtet und weihnachtlich geschmückt.
Ich entschied mich kurz über den Weihnachtsmarkt zu unserer Stammbäckerei zu schlendern. Vielleicht würde ich noch ein oder zwei schöne Geschenke ergattern. An einem kleinen Stand mit Wollmützen blieb ich schließlich stehen. Luke beklagte sich schon seit Tagen, dass seine Lieblingsmütze verschwunden war. "Wie viel kostet die?" fragte ich die alte Frau, die hinter dem Tresen saß und bereits an einer neuen Mütze strickte. "10€"
"Dann nehme ich sie."

Zufrieden sah ich mir die schwarze Muütze an, die jetzt in der Tüte in meiner Hand hin und her schaukelte.
-
Als ich unsere Haustür aufschloss, knurrte mein Magen bereits wie verrückt. Der Duft von den warmen Brötchen hätte mich fast schon im Auto dazu verlockt, in eins einfach reinzubeißen. Mit einem Lächeln ließ ich die Mütze bis heute abend im Schuhschrank verschwinden und lief in die Küche, wo Luke bereits vor dem Kühlschrank saß; was mich ein wenig verwunderte. Denn auf seinem Schoß stand ein großer Eimer Zimt-Eis... Welches eigentlich für heute Abend vorhergesehen war. Doch mein Mann verleibte es sich mit einem großen Löffel ein.
"Huch. Luke, kannst du mir mal sagen was du da genau machst? Bist du schwanger oder warum frisst du das Eis?"
"Ich fresse nicht." gab er zurück, stellte das Eis wieder in den Gefrierschrank und stand auf. "Ich hatte einfach so einen schrecklichen Hunger. Das musst du doch verstehen." Er legte seine Arme um meine Schultern und sah mich wehleidig an. Wie könnte ich ihm mit diesen Augen jemals böse sein?
"Ist schon gut. Aber den Hundeblick hast du echt zu gut drauf."
"Bin ja auch ein begnadeter Schauspieler."
Ich nickte lachen. "Eher ein Vielfraß, Herr Dragonslayer."
Zusammen nahmen wir Platz und begannen zu Frühstücken.
Nachdem er glaube ich doppelt so viel wie ich in sich hinein gestopft hatte, lehnte er sich etwas auf dem Stuhl zurück und klopfte seinen Bauch. "So, jetzt bin ich satt. Aber ich hab irgendwie das Gefühl, ich könnte mir ein wenig die Beine vertreten. Sollen wir einen kurzen Spaziergang machen?"
"Na gut. Aber wirklich kurz. Ich muss noch kochen." antwortete ich und lief schnell in den Flur, um Luke seine Schuhe aus dem Schrank zu holen. Sonst wäre mein Geschenk viel zu schnell aufgeflogen.

You are my Fairytale (LukeEvans-OS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt