Ein total stressiger Tag

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Schon wieder saß sie am Flughafen.

Doch dieses Mal würde sie tatsächlich fliegen.

Miami war im Dezember wie Deutschland mit schlechtem Sommer. Kein Schnee und laue Temperaturen.

Doch das war in Ordnung für sie, besser als Hochsommer.

Die 3 Stunden Flug von New York nach Miami waren jedoch nicht so toll.

Sie hatte zwar den Sitz am Fenster ergattert, doch neben ihr saß ein gut bepackter älterer Herr. Dieser schlief schon nach kurzer Zeit ein und schnarchte sie voll.

Zum Glück ist man ja auf so etwas gefasst und hat seine Ohrhörer für's Handy dabei! Schön wäre es natürlich auch wenn man dieses geladen hätte.

Und so durfte sie sich die restlichen 2 Stunden das Geschnarche des Nachbarn und Geschreie des Kindes mehrere Reihen hinter ihr anhören.

Als sie es dann endlich überstanden hatte und sicher in Miami ankam stand auch schon das nächste große Problem an.

Koffer einsammeln.

Eine riesige Traube an Menschen versammelte sich schon an den Bändern sodass sie nicht einmal sehen konnte welches davon das aus ihrem Flug war.

Sie drängelte sich durch und kassierte hier und da einen Ellenbogen sowie dämliche Kommentare. Einer hatte sie tatsächlich an gemeckert, sie solle sich doch hinten anstellen. Wenn er ihr verrät wo sich das Ende der „Schlange" befindet würde sie das auch tun.

Irgendwann hörte sie ein ihr vertrautes Geräusch. Ein Schreien. Das Kind aus dem Flugzeug! Und es befand sich ziemlich weit außerhalb der Menschenmenge. Ziemlich genervt bahnte sie sich wieder einmal durch die Masse und erkannte tatsächlich bald ein paar Menschen aus ihrem Flug.

Nach einer weiteren Ewigkeit hatte sie es dann auch geschafft, sich ihren nun demolierten Koffer zu suchen. Sie verließ den Bereich und kam sogleich auf weitere Menschen zu. Große, ihr unbekannte Gruppen waren nichts für sie.

Dort fühlte sie sich immer total verloren. Sie konnte die Menschen nicht verstehen, die so was auch noch freiwillig mit Konzertbesuchen oder ähnlichem machten. Ihre Freundin Melanie war so eine. Einmal hatte sie es geschafft sie mit zunehmen. Sie kannte die Band nicht und fand sie ziemlich schrecklich, doch Melanie gefiel es mit fremden Menschen um die Wette zu kreischen. Sie schaffte es dabei auch noch Freunde zu finden! Komische Menschen gibt es.

Endlich hatte sie es aus dem Flughafen geschafft und holte sich ein Taxi.

Leider hatte sie die Adresse auf ihrem Handy und dieses war aus. Also musste sie dem Taxifahrer nur die Straße nennen, die Nummer würde sie dann hinterher herausfinden.

Nach 20 nervigen Minuten mit diesem Freak von Fahrer wollte sie endgültig nur noch sterben. Oder schlafen. Geht beides.

Dieser Mensch brachte sie mit seinen Fragen, Gelaber über Gott und die Welt sowie Country-Musik an dem Rand des Wahnsinns. Sie war froh endlich aussteigen zu können und da sie gerade kein Kleingeld hatte gab sie ihm ein üppiges Trinkgeld um nicht auf das Wechselgeld warten zu müssen.

Sie erinnerte sich nur noch an den Straßennamen und wollte an den Türen nach dem Nachnamen gucken. Doch so einfach war das doch nicht. Die Straße war 3 Blocks lang. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden?

Nachdem sie etliche Häuser abgeklappert hatte und Passanten nach dem Namen 'Ral' gefragt hatte, fand sie es endlich.

Ein kleines niedliches Häuschen mit ziemlich gepflegtem Vorgarten.

Sie musste falsch sein. Doch das Klingelschild wies eindeutig den Namen Ral auf, also versuchte sie ihr Glück.

Kurz nach dem sie geklingelt hatte, kam eine sehr alte Dame an die Tür. Sie hatte ihren Gehstock in der Hand und schien etwas verwirrt.

„Hallo" begrüßte Pandora sie und wollte sich auch gleich verabschieden, schien sie doch am falschen Haus zu sein.

„Hannelore? Bist du das ? Ich hab meine Brille verlegt!" kicherte die alte Dame. „Nein, tut mir leid ich muss am falschen Haus sein. Entschuldigen sie bitte die Störung." Oh entschuldige Liebes, ich seh einfach nichts ohne meine Brille." „Kein Thema, tut mir leid, schönen Tag noch!"

Sie drehte sich um ging auf das kleine Gartentor zu. „Wen suchst denn Liebes ?" Pandora drehte sich wieder um „Jeremy Ral. Er soll hier in der Straße wohnen, ich hab leider seine Hausnummer vergessen. Kennen sie ihn zufällig ?"

„Kennen? Der kleine Nichtsnutz ist mein Enkelsohn! Komm Liebes, komm rein ich hol ihn her." die alte Dame drehte sich um und ging wieder ins Haus nachdem sie Pandora angedeutet hatte ihr zu folgen.

Er wohnt bei seiner Oma ? Da ist er aber ganz, ganz tief gesunken.

Damals als sie ihn kennengelernt hatte, hatte er wenigstens seine eigene, kleine 1 Zimmerwohnung, beziehungsweise Keller.

Sie folgte ihr herein. Der Flur war ziemlich eng da rechts und links uralte Eichenkommoden standen. Auf beiden befanden sich zich kleine Engelsfiguren mit jeweils einem kleinen Deckchen darunter.

Ja, hier wohnte eine alte Frau. Sie schloss die Eingangstür und folgte der Dame ins Wohnzimmer gerade aus. Auch hier strotzte es nur vor „alte-Menschen-Wohnung".

Ok das war ziemlich gemein, doch das Ganze sah zu klischeehaft aus. Möbel waren alle aus Massivholz mit Schnitzereien, die früher gepflegt bestimmt schön aussahen. Das Sofa und die zwei Sessel hatten altbackene Blumenmuster die auch schon abgerieben waren. Sie stand im Türrahmen und erblickte direkt rechts von sich einen eigentlich schönen, großen, dunklen Holzschrank. Doch dann bemerkte sie die vielen Löcher der Holzwürmer. Igitt.

„Jeeeerriiii" rief die alte Frau neben ihr plötzlich.

Stille.

„Jeeeeeerrriiiiii!" brüllte sie lauter die Treppe links hoch.

Immer noch Stille.

„Jerry! Beweg deinen faulen Hintern hier runter! Hier wartet eine junge Frau auf dich, die eindeutig nicht dein Kaliber ist!"

Sie drehte sich um und lächelte Pandora freundlich an. „Es tut mir leid aber manchmal muss man ihn ärgern damit er sich runter bewegt." erklärte sie ihr. „O-ok. Kein Problem .. ?" sie wusste nicht was sie dazusagen sollte. Nur das sie Ral nun Jerry nennen wird. Ja seine Oma hatte recht, er musste geärgert werden.

Bald schon hörte man über ihnen tatsächlich etwas wie Schritte und Türen die bewegt wurden.

„Was brüllst du denn hier so rum!" ertönte die Stimme von Ral äh Jerry.

Mit langsamen Schritten kam er die Treppe runter.

„Ah, Madame hat's geschafft ! Schön für dich. Hier ist Besuch. Und denk dran heute noch den Rasen zu mähen!" Seine Oma schien ihn ja richtig zu lieben.

„Jaja." 'Jerry' war nun endlich die Treppe herunter gekommen und wand sich an Pandora. Diese erschrak ein wenig. Das letzte Mal als sie ihn vor gut 4 Jahren gesehen hatte, war er doch deutlich moppeliger gewesen. Jetzt war er jedoch ziemlich muskulöser geworden. Er schien bemerkt zu haben das sie ihn beobachtet und lachte. „Tja, der Knast verändert einen!" Er kam an und umarmte sie zur Begrüßung, während sie immer noch perplex da stand.

„Was zum Henker ist passiert!" rief sie erschrocken aus.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Im Knast bekommst schlechtes Essen. Sport war das einzige um auf andere Gedanken zu kommen." „Hat dir definitiv gut getan." lachte sie nun auch.

Er ging an ihr vorbei, schnappte sich die Fernbedienung vom Couchtisch und schmiss sich aufs Sofa. „Steh da nicht so blöd rum, setz dich. Wie war dein Flug?" Immer noch total perplex drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Die alte Dame war verschwunden. War wohl doch noch recht flink.

„Die Hölle." Sie setzte sich auf einen der unbequemem Sessel und fing an zu erzählen.

Pandora - Nach dem Krieg// Avengers ff "Beendet"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt