Kapitel 2

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"Und Sie sind also gerade hier her gezogen?",fragte ich, während wir die Kartons in den Fahrstuhl hievten. Ich war wie gesagt verdammt froh, dass der noch funktionierte, denn ich hätte wirklich keine Lust gehabt, die schweren Kartons die Treppen hochzuschleppen. "Ja", antwortete er und drückte den Knopf für den vierten Stock. Das war auch mein Stockwerk, das bedeutet... "Dann sind Sie wohl mein neuer Nachbar", sagte ich und grinste ihn an. "Na, dann lassen wir wohl das Sie und gehen über zum Du", grinste er zurück. "Ich heiße Manuel." "Klara",antwortete ich, stellte den Karton ab und schüttelte ihm die Hand. Manuel, Manuel...irgendwie sagte mir dieser Name was, ebenso die Stimme...sie kam mir so bekannt vor. Aber woher? Ich hatte auch noch nie einen Manuel in meinem Bekanntenkreis. Ich wühlte in meinem Gedächtnis nach der Antwort, doch ich kam einfach nicht darauf. Die Antwort hing vor mir, wie die Frucht an einem Baum, doch egal wie sehr ich mich streckte-ich konnte sie nicht erreichen. Es war zum Verrücktwerden. "Und was machen sie so beruflich?" Einfach weiter Smalltalk halten, konnte ja nicht schaden. Doch irgendwie hatte ich mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen, denn Manuel wurde rot und stotterte: "I-ich, ähm...ich arbeite...von zu Hause aus." Er versuchte auszuweichen, doch jetzt war meine Neugierde geweckt. "Und was denn genau?", bohrte ich weiter nach. "Was mit Computern...", antwortete er und errötete nur noch mehr. War ja schon irgendwie süß. Doch ehe ich weiter nachhaken konnte, waren wir schon im vierten Stock angekommen und Manuel stieg hastig aus dem Fahrstuhl. "Also dann, bis irgenwann mal", stotterte er, nahm mir den Karton aus der Hand und balancierte den ganzen Stapel zur Wohnungstür, nur um ihn dort wieder abzustellen. Hektisch kramte er in der Hosentasche nach dem Schlüssel, schloss auf und schob die Kartons einfach mit dem Fuß in die Wohnung. Ich winkte noch kurz zum Abschied, doch die Tür wurde schon zugeknallt. Okay, mich beschloss langsam das Gefühl, dass er nicht so gerne über seine Arbeit redete.

Grübelnd ging ich zurück in meine eigene Wohnung. Ich schmiss die Post einfach auf den Wohnzimmertisch und ließ mich neben Lina auf die Couch plumpsen. "Was ist denn passiert?", fragte sie verwundert. Ja, was war denn gerade überhaupt passiert? Also erzählte ich ihr von Manuel, dass er jetzt unser neuer Nachbar sei, ich das Gefühl hatte ihn irgendwoher zu kennen und wie komisch er auf die Frage nach seiner Arbeit reagiert hatte. Lina hörte aufmerksam zu. Als ich geendet hatte, schaute sie mich ganz ernst an und sagte: "Du hast eine unglaublich wichtige Information ausgelassen." Sie machte eine dramatische Pause und fuhr dann fort: "Ist er heiß?" Ich lachte und warf ihr ein Kissen ins Gesicht. "Du kannst auch immer nur an das eine denken, oder?" Sie kicherte. "Aber mal ehrlich- wie sieht er aus?" "Ja, er ist schon ganz süß..." "Oho, ist da etwa jemand verliiieebt?", kreischte Lina. "Nein! Er sieht nur ganz gut aus..." "Du wirst rot." "Nein, tu ich nicht!" "Gut, dann nicht", antwortete Lina schulterzuckend. Sie glaubte mir immer noch nicht. Dann wurde sie aber ernst: "Aber du solltest dich echt mal wieder mit jemandem treffen. Wie lange hattest du jetzt schon keinen Freund mehr?" Ehrlich gesagt konnte ich mich daran gar nicht mehr erinnern. "Ja, aber das Studium..." "Ach komm, red dich nicht raus. Als würden sich deine Noten verschlechtern, wenn du einen Freund hättest." Sie betonte das «deine» in dem Satz sehr stark. Aber es stimmte. Ich war nicht gerade die Schlechteste in der Uni. Daran würde wahrscheinlich auch ein fester Freund nichts ändern. "Es liegt an Jeremy, nicht wahr?" Ich zuckte zusammen. Lina hatte Recht, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. "Ach, lass mich doch einfach in Ruhe!", schrie ich sie an, rannte in mein Zimmer, schlug die Tür zu, warf mich weinend auf das Bett. Ich heulte gefühlt stundenlang.

Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, klopfte es an der Tür und Lina steckte ihren Kopf in das Zimmer. "Kann ich reinkommen?", fragte sie zögernd und ich nickte. Langsam ging sie zu mir, setzte sich auf die Bettkante und zog mich an sich. "Shhht" ,flüsterte sie und strich mir beruhigend über meinen Rücken. "Es tut so weh", schluchzte ich und schlang meine Arme um sie. Sie nickte nur. "Aber du kannst auch nicht immer nur trauern. Das hätte er nicht gewollt." Ich schluchzte nur noch lauter. "Er hätte gewollt dass du glücklich bist. Dass du lebst." Mit diesen Worten stand Lina auf, ging aus dem Zimmer und ließ mich allein.

So, das Kapitel hat mich eine Ewigkeit gekostet und ich bin trotzdem überhaupt nicht zufrieden damit! Aber ich hoffe einfach mal, dass es euch gefällt. Also immer schön voten und kommentieren. Einem vergeht nämlich ganz schön die Lust am schreiben, wenn es kaum einer liest und keine Rückmeldung kommt. Also tragt es hinaus in die Welt!
(Übertreiben, ich? Nööö)
Also, tschüss und bis bald ;)

Ein GLP gegenüber (GLP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt