Kapitel 5

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Was war das? Dieser Moment im Flur, als ich ihm in die Augen sah...da hatte ich eine seltsame...Verbundenheit gefühlt. Als würde ich ihn schon ewig kennen. Ich wälzte mich auf meinem Bett hin und her. War...war ich etwa...verliebt? Hatte ich es geschafft? Geschafft...loszulassen?
Man, war das vielleicht kompliziert. Manuel löste etwas in mir aus, was ich schon viel zu lange nicht mehr fühlen konnte. Es war schön...sollte ich mich darauf einlassen? Wieder glücklich sein? Wieder leben?
Das Ganze war so verwirrend; ich brauchte Hilfe.

"Lina?" rief ich und trat aus meinem Zimmer. "Lina?" "Ja? Was ist denn, Süße?", kam es von Richtung Wohnzimmer. Ich trat ein und ließ mich neben meiner Zimmergenossin auf die Couch fallen. "Ich brauche deine Hilfe", sagte ich. "Geht es um Manuel?", fragte sie und ich vergrub mein Gesicht in den Händen. "Ja, aber...woher weißt du das?" "Komm schon, ich kenn dich. Ich erkenne es, wenn dir etwas Kopfzerbrechen bereitet", schmunzelte Lina, legte mir den Arm um die Schulter und drückte mich an sich. "Also, was ist los?"

Ich erzählte ihr alles. Wie faszinierend Manuel war; dass er mir so bekannt vorkam, so als würden wir uns schon ewig kennen; wie er bestimmten Fragen ganz komisch auswich und zu guter Letzt: den Moment der Verbundenheit im Flur.
Lina hatte die ganze Zeit nur stumm dagesessen und ab und zu genickt; jetzt ergriff sie das Wort: "Also nur noch mal zum besseren Verständnis: Du lernst einen Kerl kennen, er kommt dir total bekannt vor, ist aber total komisch drauf. Und dann hast du dich verknallt und bist jetzt verwirrt?" "Das ist ja der Knackpunkt: bin ich denn verliebt?" "Schätzchen: 'ein Moment der Verbundenheit'?! Du bist eindeutig über beide Ohren in den Typ verknallt." "Oh Gott", seufzte ich und vergrub das Gesicht wieder in den Händen. "Das geht doch nicht!", rief ich; jetzt war Lina verwirrt: "Und warum soll das bitte nicht gehen?" "Ich bin dafür noch nicht bereit!" Lina seufzte leise und wollte schon wieder ihre übliche Rede herunterleiern, dass ich doch loslassen solle und so weiter, doch ich unterbrach sie: "Das geht aber nicht so einfach! Du kannst nicht mir nichts, dir nichts jemanden vergessen, den du aufrichtig geliebt hast!" "Aber du musst es doch versuchen! Du..." "Das hab ich doch schon längst!", rief ich. Ich war schon längst aufgesprungen und schrie sie mit Tränen in den Augen an: "Du verstehst das nicht, und du wirst es auch nie verstehen! 'Du musst loslassen.' Das ist so einfach gesagt. Doch es ist alles andere als einfach, es auch wirklich zu tun!" Jetzt flossen mir die Tränen in Strömen über das Gesicht. "Ich kann es einfach nicht", flüsterte ich und verschwand wieder in mein Zimmer. Meinen Zufluchtsort. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?! Als ob Lina mir helfen könnte. Als ob irgendjemand mir helfen könnte.

"Und Willkommen ZU...", drang plötzlich eine Stimme durch die Wand. Ich setzte mich auf; ich musste wohl ein wenig gedöst haben. "Telefonierte" Manuel da etwa wieder? Aber eigentlich sollte ich mich nicht beschweren, denn es war helllichter Tag. Aber jetzt wollte ich unbedingt wissen, was da auf der anderen Seite der Wand wirklich vor sich ging. Also presste ich mein Ohr gegen die Wand und lauschte.

"Boah, meins ist mal wieder so scheiße...du wirst einfach ein "My eyes are bleeding" geben müssen...Nein, da ist einfach alles verloren, da kann man nicht mehr optimistisch sein...okay, Zeit ist um-jetzt kann ich nur noch hoffen, dass alle anderen schlechter waren als ich."

Ich verstand kein Wort. Aber anscheinend telefonierte er wirklich mit jemanden. Es hörte sich für mich einfach nur so an, als würde Manuel mit einem Kumpel was zocken oder so. Aber warum hatte er so ein Geheimnis mir gegenüber daraus gemacht? Was war denn so schlimm daran zu zocken? Hatte er etwa gedacht, ich würde meine Meinung ihm gegenüber ändern und ihn einfach nur als ein Gamer sehen, der den ganzen Tag nur Zuhause sitzt? Wie lächerlich wäre das denn. Wir sind hier schließlich nicht bei RTL.

"Boah, das ist gut. Ist das deins? Das ist deins, oder?... Ja, war klar. Ich hab dir ein "Good" gegeben...Nein, ist es nicht...okay, doch, ist es. Ist schon echt scheisse oder?"

Langsam fühlte ich mich lächerlich, wie ich hier auf meinem Bett lag, lauschend das Ohr an die Wand gepresst. Doch ich blieb, wo ich war. Irgendwie war es auch ganz angenehm, einfach dazuliegen und Manuels Stimme zu lauschen. Zumindest war es um Längen besser, als sich mit den eigenen düsteren Gedanken und Erinnerungen beschäftigen zu müssen.

Okay, dieses Kapitel ist recht kurz und ließ auch echt lange auf sich warten, doch ich hatte eine Schreibblockade und einfach keinen Plan, wie ich hätte weiterschreiben können. Ich hoffe ihr verzeiht mir. Also, fleißig voten und kommentieren, Kritik ist erwünscht, und Ciao!

Ein GLP gegenüber (GLP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt