Kapitel 6

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Ich spürte die Sonne warm auf meinem Gesicht, das Gras kitzelte meine nackten Füße und ich fühlte mich schlichtweg wohl. Wurde ja auch langsam mal Zeit. So viel Schlimmes war in letzter Zeit passiert. "Hey Klara", flüsterte da eine Stimme neben mir, und als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht, was ich schon so lange vermisste. "Jeremy", flüsterte ich zurück und küsste ihn. Hier lagen wir nun, auf dieser wunderschönen Wiese, endlich wieder vereint. Doch nicht für immer.
"Ich wünschte, du wärst hier", seufzte ich und blickte ihm in die Augen. Diese wunderschönen, blauen Augen.
"Wie meinst du das?"
"Du weißt ganz genau, wie ich das meine."
"Du solltest doch am besten wissen, warum ich nicht mehr bei dir bin", sagte er. Seine Augen wurden dunkel und selbst der hellblaue Himmel über uns verdunkelte sich. Plötzlich standen ganz viele Jeremys um mich herum und alle sagten den gleichen Satz.

"Du bist schuld."

Immer wieder. Sie funkelten mich von allen Seiten böse an, Zorn und Enttäuschung spiegelte sich in ihren Augen, die ich so liebte. "Nein! Hört auf, ich habe doch gar nichts getan!", schrie ich. Plötzlich wurde es still, keiner sagte mehr etwas. Da löste sich ein Jeremy aus der Gruppe und ging langsam zu mir. Er blieb wenige Zentimeter vor meinem Gesicht stehen und sagte nur ein einziges Wort:
"Genau."
"Wie meinst du das?"
"Das ist es. Du hast nichts gemacht. Du hast gesehen, wie es mir geht, und du hast nichts gemacht!"
Seine Stimme war immer lauter geworden, bis er nur noch schrie.
"Aber ich habe es versucht!", schrie ich zurück, während mir salzige Tränen über die Wange liefen.
"Aber ich bin tot! Und du bist schuld!"
Jetzt fing es wieder an. "Du bist schuld", hallte es über die ganze Wiese. Immer wieder.
"Nein!", schrie ich mit meiner letzten Kraft und sank auf die Knie. "Hört auf, hört auf...!" Meine Stimme war nicht mehr als ein Röcheln. Du bist schuld, du bist schuld...

"Klara!"
Ich schrak auf. Ich war komplett verschwitzt. Neben meinem Bett kniete Lina, in ihren Augen stand das blanke Entsetzen.
"Du hast geschrien wie am Spieß...", stammelte sie.
Ich konnte nicht antworten. Aber das musste ich auch gar nicht. Lina setzte sich einfach neben mich und schloss mich wortlos in ihre Arme. Jetzt war ich auch wieder zu einer Reaktion fähig.
Ich weinte.

Nachdem die letzte Träne vergossen war, reagierte auch Lina wieder, die mich bis jetzt nur stumm im Arm gehalten und getröstet hatte.
"Es wird schlimmer."
Das war keine Frage, nur eine Feststellung.
Ich nickte. Ich wusste, was jetzt kam.
"Du brauchst Hilfe."
Ich zuckte zusammen. Sie hatte das schon so oft zu mir gesagt. Sie machte sich nur Sorgen, doch für mich hörte sich das an wie: "Du bist verrückt. Du musst in die Klapse."
"Nein", keuchte ich und drückte Lina weg. " Ich kann das nicht."
"Aber so kann das doch nicht weitergehen!"
Nein. Diese Diskussion führten wir viel zu oft, ich konnte sie nicht mehr hören. Ich musste weg.
Ich wollte aufstehen, doch Lina hielt mich fest. "Hör auf, immer davonzulaufen! Du musst dich deinen Problemen stellen!"
"Ich brauche nur etwas frische Luft", knirschte ich zwischen meinen Zähnen hervor, wand mich aus Linas Griff und zog mir schnell noch Schuhe und Jacke an. Danach riss ich die Wohnungstür auf und stürmte hinaus. Es war noch dunkel draußen, laut meiner Uhr war es erst 4:00 Uhr morgens. Doch mir war das egal. Ich holte tief Luft, sog die frische Morgenluft in mich hinein. Ich spürte, wie mein Kopf wieder klarer wurde. Ich setzte mich in Bewegung und dachte nach.

Lina hatte Recht. Dauernd lief ich vor meinen Problemen davon, anstatt mich mit ihnen zu befassen. Ich war ein Feigling. Ich unterdrückte die Tränen. Ein flennender Feigling, das war ich.

Ich hatte nicht bemerkt, wohin meine Füße mich trugen, bis es schon zu spät war. Ich stand vor einem kleinen Café, unscheinbar im hellen Dunkel des Morgens, doch ich erkannte es sofort. Der kleine Tisch dort in der Ecke. Das ist sein Lieblingsplatz gewesen; wenn er besetzt war, sind wir gar nicht erst rein.
War ich schuld? Was hätte ich tun sollen? Ich habe es gemerkt, versucht, ihm zu helfen...jetzt rannen mir die Tränen schon wieder über das Gesicht, unaufhaltsam bahnten sie sich ihren Weg.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging schnellen Schrittes weiter. Es brachte ja doch nichts. Ich ging also zurück nach Hause und versuchte mit Lina zu reden.
Ich will nicht mehr weglaufen.

Ich ging langsam die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Ich nahm die Treppen und nicht den Aufzug, ich brauchte Zeit um mich mental auf die Konfrontation vorzubereiten. Es war gar nicht so einfach, sich seinen Problemen zu stellen. Aber er hätte es gewollt, richtig?
Die Treppe war viel zu schnell zu Ende. Jetzt stand ich hier, die Hand zum Klopfen erhoben- doch sie bewegte sich keinen Millimeter.
Da hörte ich eine Tür, die sich hinter mir öffnete.
"Hey."
Auch das noch. Der Mann, der mich nur noch mehr durcheinander brachte.
"Alles in Ordnung?"
Nein, ganz und gar nicht.
"Ja, klar."
Jetzt konnte ich die Hand wieder bewegen- schnell klopfte ich und hoffte inständig darauf, dass Lina nicht schlief.
Tat sie zum Glück nicht. Die Tür öffnete sich und eine erleichterte Lina tauchte im Türrahmen auf.
"Da bist du ja, ich.."
Ich ließ sie nicht ausreden und huschte wieder in die Wohnung, ohne Manuel auch nur anzusehen.

Wow, Klara ist ja richtig höflich! Tja, hallo von mir aus Hamburg! War im Musical, König der Löwen, war toll! Kann es nur empfehlen! Obwohl, wenn ich dieses Kapitel hochlade, sitze ich wahrscheinlich schon im Zug :D
Bin zwar nicht unbedingt zufrieden damit, aber ich hoffe einfach, es gefällt euch trotzdem!
Ciao und immer bewerten! :D

Ein GLP gegenüber (GLP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt