Fluchtartig zog ich den Fuß vom Eis und stolperte einige Schritte zurück. „Komm schon, ich helfe dir“ bot Liam an und streckte mir seine Hand entgegen. Ich zögerte kurz. „Lass mich nicht fallen“ flüsterte ich und stellte meinen Fuß aufs Eis, rutschte etwas nach vorn und versuchte mein Gewicht mit den Armen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Liam!“ schrie ich panisch und er griff an meine Handgelenke und ich stand wieder gerade. Alle Leute in der Eishalle sahen uns an und fuhren an uns vorbei. Einige konnte ich tuscheln hören. „Ich bin hier, versprochen“ sagte er und ich stellte meinen zweiten Fuß nach Jahren wieder auf eine Eisbahn. Vorsichtig zog ich mich am Geländer entlang, bedacht darauf nicht zu stürzen.
Liam fuhr vor mir, rückwärts. Ich spürte wieder dieses Stechen im Bauch, doch diesmal war es heftig und ich bremste abrupt, hielt mir den Magen in der Hoffnung mich so davor zu bewahren mich zu übergeben. „Alles okay?“ fragte Liam und ich nickte nur schwer. „Ja, es geht“ antwortete ich und Liam fuhr wieder genau vor mir eine Spur entlang. Geschickt drehte er die Schlittschuh. „Lass doch das Geländer los“ kommandierte Liam und nahm meine Hände vom Geländer und hielt sie fest. Ich krallte mich wortwörtlich in seine Handflächen und mein Blick war auf meine Füße gerichtet. Langsam setzte ich die Kufen aufs Eis und zog meine Spuren. Liam zog mich schneller und ich nahm vorsichtig meinen Blick vom Eis um ihn anzusehen. Er strahlte.
„Jetzt schneller“ sagte er plötzlich und fuhr rückwärts etwas schneller. Er hielt immer noch meine Hände fest in seinen Händen. Ein Schlottern durchfuhr mich und ich spürte wie meine Hände unter den Handschuhen schwitzig wurden. „Liam halt mich bitte fest“ sagte ich und er grinste mir nur entgegen. Plötzlich ließ er meine Hände los und fuhr neben mir lang. Ich schrie auf, spitz und laut. Voller Panik griff ich nach rechts, doch das Geländer war zu weit weg. Ich spürte eine Berührung auf meinem linken Oberarm, erschrak und verlor das Gleichgewicht. Ich stürzte und landete auf meiner linken Seite, der Schmerz stach sofort in meiner Brust. Überall breitete sich eine stechende Flamme aus. „Oh mein Gott, Lea es tut mir unendlich leid“ jammerte er und zog mich hoch. Ich klammerte mich an ihm fest. Er zog mich zum Ausgang und half mir die Schuhe auszuziehen. „Gehts?“ fragte er besorgt und ich verzog als Antwort nur schmerz verzerrt das Gesicht. Er gab schnell die Schuhe ab und half mir zum Wagen. Die Autofahrt war weitestgehend ruhig, ich spürte immer wieder Liams besorgte Blicke auf mir.
Wir kamen am Hotel an. „Kannst du mich bitte nach Hause bringen?“ bat ich Liam und bei jedem Atemzug schmerzte mein Körper. Leider sah auch Liam das. „So lass ich dich nicht allein, ich weiß du willst sie nicht sehen aber wir kümmern uns um dich. Vielleicht musst du sogar ins Krankenhaus, willst du da allein hin fahren?“ Ich schüttelte den Kopf. Er hatte ja recht. Gemeinsam stiegen wir aus und liefen zum Fahrstuhl, die ganze Zeit hatte mich Liam gestützt. Als er die Haustür aufschloss, schoss mir der Duft von Pfannkuchen in die Nase. „Jemand da?“ fragte Liam in die Wohnung, eine meiner Meinung nach ziemlich unnötige Frage. „Ich bin hier“ hörte ich eine unbekannte Stimme und ich humpelte mit Liams Hilfe ein Stück weiter in den Raum, um die Küche zu sehen. Ein großer Junge mit braunen Locken stand vor mir. Er trug ein einfaches weißes Shirt und eine schwarze Jeans. Er funkelte mich mit seinen grünen Augen an.
„Wer ist das?“ fragte er überrascht und musterte mich, ich konnte schon beinahe sehen wie er mich mit seinen Augen auszog. Idiot.
„Harry, das ist Lea. Stephanies beste Freundin“ stellte er mich vor und ich streckte vorsichtig meine freie Hand die nicht auf Liams Rücken festgeklammert war, zu ihm aus. Er schüttelte sie kurz, bevor er sich wieder seinen Pfannkuchen widmete. „Was ist passiert“ fragte er, bevor er sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete und sich wieder gegen die Theke lehnte. „Bin gestürzt“ presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und versuchte mir nicht die Schwäche anmerken zu lassen. Er zischte kurz und sah mich mitleidig an. „Muss weh tun“ Ich sah ihm das innere Lachen an und hätte ihm schon längst meine Meinung gegeigt. „Ich bring sie in mein Zimmer, sie soll sich erst mal hinlegen, danach sehen wir weiter“ Ich war Liam wirklich für alles dankbar, doch am liebsten wär ich wieder aus dem Zimmer gegangen. Zusammen schleppten wir uns in ein anderes Zimmer, es war nicht sehr groß. Nur ein Bett und ein Schrank hatten hier ihren Platz. Das Zimmer war sehr aufgeräumt, was mich doch überraschte. Vorsichtig setzte ich mich auf das Bett. Wieder schmerzte meine linke Rippe, dass tat sie seid meinem Unfall vor einigen Jahren ständig. Doch diesmal war es anders, die Schmerzen waren kaum auszuhalten.
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I'm sorry for your pain
FanfictionLea's Leben lief nie ganz rund, doch jetzt scheint es völlig den Berg runter zu gehen. Bei einem schrecklichen Unfall fällt ihr Freund ins Koma. Doch was, wenn plötzlich der Mann vor der Tür steht, der der Grund für deinen Kummer ist? Und was, wenn...