Wir reden noch eine ganze Weile über dies und jenes. Erst als es schon Nachmittag ist, fällt mir auf, dass ich so langsam wirklich mal nach Hause gehen sollte. Meine Mutter macht sich bestimmt schon sorgen. Das macht sie die letzte Zeit viel zu oft.
"Kannst du mir nicht doch sagen, von welcher Person du redest?", frage ich neugierig. "Nein", kommt die knallharte und bestimmte Antwort von Inukashi. "Gib mir doch wenigstens einen Tipp", bettele ich hoffnungsvoll. "Von mir wirst du nicht ein Sterbenswörtchen hören."
Na super. Inukashi geleitet mich noch bis vor die Tür. "Wir sehen uns dann morgen. Ich hol dich ab! Nicht, dass du noch zu Hause eingehst!"
Während der erste Teil eher freundlich gemeint ist, klingt der zweite Teil höhnisch.
"Keine Sorge. Meine Bildung ist mir wichtig. Schließlich werde ich studieren und Arzt werden!!", antworte ich bissig. Ich bin empört.
"Tu nicht so. Seid Nezumi fort ist, geht dir alles am Arsch vorbei. Ein Wunder, dass du noch nicht eingegangen bist vor lauter Herzschmerz."Ihre Worte treffen mich unvorbereitet. Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen? Lasse ich mir meine Gefühle so doll anmerken?
Ein letztes Mal schaut Inukashi mich an. Sie sieht mir tief in die Augen. "Pass auf dich auf, Shion! Nezumi braucht dich noch!" Dann dreht sie sich um und ist verschwunden.
Traurig mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Dort angekommen, flüchte ich schnell in mein Zimmer, um einer unangenehmen Fragerei vorzubeugen. Darauf habe ich jetzt am allerwenigsten Lust. Kā-san genauestens zu berichten, wie es mir geht.Als ich abends immer noch nicht mein Zimmer verlassen habe, kommt Karan herein. Sie hat mir etwas zum Essen gemacht. Es riecht köstlich.
"Hier Shion. Du solltest etwas essen. Sieh nur wie dünn du bist! Glaubst du Nezumi erkennt dich so wieder?" Bei diesen Worten lächelt sie leicht. "Du arbeitest so viel, da brauchst du Nahrung, die dich groß und stark werden lässt."Ich runzele die Stirn. Hatte sie gerade eben Nezumi gesagt? "Woher weißt du von Nezumi?" "Ich war besorgt. Da habe ich mich mit deinen Freunden unterhalten. Inukashi und Rikiga haben mir deshalb von ihm erzählt. Er stand dir sehr nahe nicht wahr?" Mitfühlend drückt sie mir die Schulter. "Ich sehe schon. Du willst allein sein. Dann störe ich dich nicht weiter." Mit diesen Worten schließt sie die Tür hinter sich.
Und ich bin wieder allein. Traurig, verzweifelt, einsam. Das ist alles, was von mir übrig geblieben ist. Eine unendliche Traurigkeit überkommt mich.
"Ach, Nezumi. Wenn du doch bloß hier wärst."Erst als ein Tropfen auf mein aufgeschlagenes Schulbuch fällt, schleppe ich mich zum Bett und sinke darauf nieder. Langsam aber stetig beginnen die Tränen zu laufen. In kleinen Bächen Rinnen sie über meine Wangen. Meine Sicht ist verschwommen. Meine Kehle zieht sich zusammen. Meine Eingeweide ebenso. Ein Laut entringt sich meiner Kehle. Dann noch einer. Schließlich schluchze ich. Hemmungslos. All meine weggesperrte Trauer, alle zurückgehaltenen Tränen brechen mit einem Schlag aus mir hervor. Mein Kopfkissen habe ich mir über den Kopf gezogen. Wie um mich darunter zu verstecken. Ich fange an zu zittern. Eine eisige Kälte zieht meine Glieder herauf. Hartnäckig setzt sie sich in mir fest.
Am Boden zerstört krieche ich unter meine Decke und gebe mich meiner Trauer ganz hin.
Was soll ich schon anderes tun? Das Lernen ist auf Dauer keine Lösung. Dafür habe ich gerade keinen Kopf.
Das tiefe schwarze Loch scheint mich von innen aufzufressen und zu zerreißen. Dann überkommt mich plötzlich hilflose Gleichgültigkeit, während meine Tränen alles Wasser aus meinen Körper herausziehen und ich nur noch meinen Hals schmerzen spüre, gereizt von den vielen Schluchzern.Ich weiß nicht wann, doch irgendwann schlafe ich ein. Eine bodenlose Dunkelheit, in welche ich hinabfalle. Niemand fängt mich auf. Statt mich in das Land der Träume zu retten, werde ich von diesem Land der Träume gequält. Immer und immer wieder. Jede Nacht. Ich finde einfach keine Ruhe. Alpträume sind meine einzige Belohnung. Sie schüren meine Angst. Meine Furcht vor Nezumis Tod.
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Es wird niemals enden...
FanfictionEr gibt ihm einen Abschiedskuss, dreht sich um und geht. Aber nicht ohne das Versprechen: " Eines Tages sehen wir uns wieder." Nachdem No.6 gefallen ist, verschwindet Nezumi und lässt Shion allein zurück. Verzweifelt bemüht sich Shion, seinen Allt...