Safu?!

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Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf einem Sofa. „Shion...?" Neben mir kniet eine besorgte Safu. Weiter hinten kann ich Inukashi ausmachen, welche irgendeinen Gegenstand in der Hand hält. Sie kommt auf uns zu. Nachdem ich umgekippt war, musste sie hereingekommen sein. "Shion, du bist wach!" "Ja", krächze ich mühsam. "Wie fühlst du dich?" "Bescheiden." Meine Stimme klingt kläglich. Mein Hals kratzt.
Von hinten nähert sich Inukashi. "Hier. Du solltest etwas trinken." Mit diesen Worten drückt sie mir ein Glas Wasser in die Hand. Aber meine Hand zittert so stark, dass ich das Wasser beinahe verschüttet hätte. Schnell nimmt Safu es mir wieder aus der Hand. Sachte stützt sie mein Kinn, als sie mir das Glas an die Lippen setzt und Wasser in meinen Mund träufelt. Ich schlucke.

"Was machst du hier Safu? Ich dachte, du bist tot." In meinem Innern herrscht ein einziges Gefühlschaos. Einerseits bin ich todtraurig, dass Nezumi immer noch fort ist. Andererseits freue ich mich zugleich, Safu wiederzusehen. Als No.6 gefallen war, hatte ich beide Personen, die mir wichtig waren, verloren. Ich war daran zerbrochen. Nun war eine zurückgekehrt. "Das ist ein bisschen kompliziert. "Lächelnd sieht sie mich an. "Nun ja. Wie du siehst bin ich hier." Sie schmunzelt. „Es ist eine lange Geschichte, denn die Safu, die du kanntest, gibt es nicht mehr. Zwar bin ich noch Safu und doch wieder nicht. Bestimmt kennst du mich, bloß du weist es noch nicht so genau. Wie die alte Safu, bin ich sehr glücklich darüber, dich endlich wiederzusehen. Aber ich habe mich verändert. Du erinnerst dich sicher daran, dass Elyurias und Safu miteinander verschmolzen sind." Eine kleine Pause entsteht. „Teile der alten Safu und Teile von Elyurias bilden die neue Safu, die jetzt hier vor dir steht. Keine Sorge, ich bin immer noch Safu. Nur ein klein wenig verändert. Du wirst das bestimmt mit der Zeit verstehen." Ein unangenehmes Prickeln durchläuft meinen Körper. Meine Arme werden von einer fröstelnden Gänsehaut überzogen. Das ist etwas, ein Teil, an den ich mich noch ganz genau erinnere. Eine weitere unangenehme Erinnerung. Ein weiterer schmerzerfüllter Albtraum, der mich des Öfteren plagt. Wie sie damals in der Justizvollzugsanstalt vor mir stand, mit Nezumi und mir sprach. „Ja Shion. Das ist vor einem Jahr passiert...

Safu ... Safu ... SAFU ..." Diese Stimme, sie ruft mich. „Shion...? Bist du das?" Keine Antwort. Nur wieder diese Stimme. „Safu..." Es ist eine sanfte weibliche Stimme. Noch nie zuvor habe ich sie vernommen. „Wer bist du und was willst du von mir?" „Mein Name ist Elyurias. Ich kann dir deinen Wunsch erfüllen, Shion wiederzusehen und ihn zu treffen." Shion sehen? Auf jeden Fall!! „Was muss ich tun?" „Garnichts... Du musst mich nur akzeptieren..." Ein Gefühl von Wärme schoss durch meinen Körper hindurch. Jedes einzelne Glied kribbelte. Als ob ich in einem Ameisenhaufen stand. „Was geschieht hier?" Meine Erinnerungen schienen alle an mir vorbeizuziehen. Eine ganze Reihe neuartiger Gefühle und Erfahrungen durchströmte mich. Wo kommt das her? „Alles hat seine Richtigkeit. So wie es vorherbestimmt ist. Habe keine Angst, Safu! Ich bin bei dir und werde dich beschützen." Stromstöße jagten durch meinen Körper. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper zuckte. Eigentlich könnte ich vor Schmerzen schreien und weglaufen, doch andererseits verspürte ich keinen Schmerz. Was ich verspürte, war höchst unangenehm und ging hoffentlich schnell vorbei. Fast genauso schnell, wie mich der Schmerz überrumpelte, verschwand er auch wieder. Tiefe Ruhe erfüllte mich bis in mein Innerstes. Trotzdem fühlte ich mich in meinem Körper merkwürdig gefangen. Es fühlte sich falsch und fremd an. Unbekanntes Wissen über ein Waldvolk und die Wiedererweckung von Elyurias in einem neuen Körper, um die einst angerichtete Zerstörung wiedergutzumachen, weckten mein Interesse. Woher weiß ich das alles auf einmal? „Das, Safu, ist unsere Verschmelzung. Du bist ich und ich bin du. Wir sind ein und die gleiche Person. Gleichzeitig aber auch nicht. Mit der Zeit wirst du das verstehen." Elyurias. Das Bild einer Biene spukte augenblicklich in meinem Kopf herum. Wo kommt diese Biene her? Ich verstehe nicht. „Die Biene bin ich. In meiner wahren Gestalt. Mit der Zeit wirst du das verstehen. Doch zuerst einmal wollen wir dir deinen Wunsch erfüllen."
„Shion ... Shion ... SHION ... SHION!!!" In regelmäßigen Abständen hallte dieses Wort mal lauter mal leiser in meinem Kopf wieder, als würde ich nach ihm rufen. Aber das tat ich doch eigentlich gar nicht. Oder? Nach mehreren Minuten wurde eine Tür plötzlich mit Schwung aufgerissen, sodass sie unsanft gegen die Wand schlug und einen unangenehmen Ton erklingen ließ.

Es wird niemals enden...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt