Ich hatte noch etwas mehr als drei Wochen und nach der anfänglichen Phase der Verzweiflung begriff ich mittlerweile, dass es eigentlich ums Tanzen ging.
Ich fing langsam an, mich damit auseinanderzusetzen und zu akzeptieren, dass ich zurück nach Kanada musste.
Das und die Tatsache, dass ich bezüglich der Essstörung kleine Fortschritte machte, äußerten sich in der Verbesserung meiner tänzerischen Fähigkeiten.Ich war nach dem Unterricht in Soho geblieben, um noch etwas für mich zu tanzen.
Ich begann, die Vorteile meines Rausschmisses zu sehen. Ich konnte gegen die Regeln verstoßen, ohne nachhaltig dafür bestraft zu werden.
Ich bekam eine SMS und kramte nach dem Handy in meiner Tasche.Wir müssen reden. Wo bist du?
Soho. Studio A
Ich legte das Handy wieder weg und speicherte ein paar Websites berühmter Ballettakademien in den USA und Russland, bevor ich etwas in mein Therapiebuch schrieb und dann tanzte. Die Fliederfee. Es war viel passiert, aber ich liebte es noch immer. Es war anspruchsvoll genug, um mich nicht zu langweilen, und nicht zu anspruchsvoll, dass ich mich verletzen konnte. Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür. Ich saß im Spagat auf dem Studioboden und sah auf, als Fede seinen Kopf zur Tür reinsteckte.
Man sollte meinen, ich wäre unglaublich sauer auf ihn, nach dem krassen Streit, aber die Wahrheit war: Ich war es nicht. Ich hatte mich bei ihm entschuldigt, er hatte sich bei mir entschuldigt und damit war die Sache für uns beide gegessen gewesen. Die andere Sache, die noch zwischen uns stand, hatten wir beide gekonnt ignoriert, was einerseits eine Belastung, andererseits auch gut war.
„Hey", sagte ich.
„Hey. Alles klar?"
Ich nickte.
„Kann ich reinkommen?", fragte er.
„Du bist schon drin", erwiderte ich trocken und stand aus dem Spagat auf.
„Ja, stimmt."
„Worüber wolltest du reden?", fragte ich. Auch wenn wir uns ausgesprochen hatten, ganz warm waren wir noch nicht wieder miteinander. Damit wollte ich nicht sagen, dass ich ihn jetzt weniger mochte, es war nur... kompliziert.
Aber damit hatte ich mich abgefunden.
„Leon will die Schule schmeißen", sagte er.
Ich hatte gedacht, dass mich nach allem, was passiert war, nichts mehr schocken konnte, aber ich hatte mich geirrt. Er wollte was? Er hatte schon einmal so etwas in der Art angedeutet, aber ich hatte es damals nicht ernst genommen.
„Das ist ja blöd", murmelte ich und sammelte meine am Boden verstreuten Sachen zusammen.
„Blöd? Ist das alles, was du zu sagen hast?", fragte er.
„Ähm... ja? Was soll ich sonst sagen?"„Du solltest es ihm ausreden. Sonst ist er weg. Er wird nur auf dich hören", sagte er.
„Er würde nicht auf mich hören", sagte ich und verdrehte die Augen, „außerdem bin ich nächstes Semester sowieso nicht mehr hier."
Mir wurde mein Fehler sofort bewusst. Hatte ich das laut gesagt? Das war keine Absicht gewesen. Verdammter Mist!
„Was?"
Er würde mich sonst nie damit in Ruhe lassen.
„Die werfen mich hier raus. Ich kann das Semester beenden und muss dann gehen, um mich wegen der Krankheit behandeln zu lassen", sagte ich.
„Du machst Witze?"
Ich schüttelte den Kopf. Sah ich so aus, als würde ich Witze machen?
Es schien ihn ganz schön hart zu treffen. Vielleicht beeindruckte es mich einfach nicht mehr so sehr, weil ich mich damit abgefunden hatte.
„Ich gehe nach Hause, ab April muss ich dann in eine Klinik. Danach will ich mich bei einer anderen Ballettschule anmelden. Vorausgesetzt, eine andere Schule will mich haben", sagte ich schulterzuckend.
„Wieso nimmst du das so einfach hin? Das passt gar nicht zu dir."
Ich zuckte wieder nur die Achseln. „Ich komme doch nicht gegen die Schule an. Wenn sie mich rauswerfen wollen, dann werden sie das auch tun. Außerdem haben sie ja irgendwie Recht. Ich bin so blockiert in meinem Denken, dass ich nicht gesehen habe, dass die Schule mir geholfen hätte. Stattdessen... naja, du kennst die Geschichte ja."„Was gedenkst du denn, wegen mir zu machen?", fragte ich ernst. Er kam auf mich zu und zog mich auf die Füße.
„Was...?" Er unterbrach mich mit einer Umarmung. „Was machst du?", fragte ich.
„Es wird furchtbar, wenn du weg bist. Ich will gar nicht darüber nachdenken. Das wäre zu schrecklich", murmelte er in mein Haar.
,, Ich mag dich Fede."
,, Wollen wir wieder zurück ?
Ich versuchte das Thema zu wechseln.
„Ich mag dich auch, Lu. Aber ich dachte immer, wir wären nur Freunde. Wegen Leon und so. Wie konnte das überhaupt passieren?", erwiderte er meine Frage mit einer Gegenfrage.
Ich schüttelte den Kopf.
,, Lass einfach weg hier."
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Dancing with you-Fedemila
Любовные романыDie National Ballet School in New York ist eine der besten Ballettschulen der Welt. Die sechzehnjährige Ludmila Ferro besucht die Schule seit fünf Jahren und trainiert hart, um eine Primaballerina zu werden. Doch das ist nicht so einfach. Alles änd...