Sen Başkasın

4.

Angst. Wie oft war ich der Angst schon begegnet? Vielleicht nicht oft genug, denn ich verspürte gerade Angst undzwar große Angst. Ja ich hatte mich dazu entschlossen in das Auto von Ozan einzusteigen.
Manchmal ist das Leben wie ein Rätsel, man musste Dinge ausprobieren bis man die Lösung fand. Doch ich kam nicht weiter, die Türen waren geschlossen und alleine mit Ozan saß ich in seinem Auto, in einer wildfremden Gegend.
Nur schade, dass man die Zeit nicht zurück drehen kann.

"Korkmana gerek yok güzelim"
(Du brauchst keine Angst zu haben meine hübsche)
Meine Hände fingen an zu schwitzen und mein Herz pochte wie verrückt gegen mein Brustkorb, so schnell, dass ich Angst hatte es könnte raus springen.

"O-ozan wo h-hin fahren wir?"
Meine Stimme war am versagen, ich konnte kaum noch gescheit reden. Wieso musste ich auch so dumm sein und mit ihm gehen.
"Keine Angst, wir gehen nur was trinken, danach zu mir"
Im Gegensatz zu mir war er ganz locker und fuhr konzentriert die mir unbekannten Straßen entlang. Die ganze Fahrt über konnte ich seinen anziehenden Männerparfüm richen.

"Ich will nach Hause, bitte lass mich gehen" jetzt drehte ich mich zu ihm, als er plötzlich auf die Bremse drückte und ich zusammen zuckte. "Was ist dein Problem?" fragte er mich etwas genervt und ungeduldig zugleich.
"Es ist schon spät, außerdem kennen wir uns nicht lange, ich muss jetzt wirklich nach Hause."

Er schaute mich nachdenklich an, bis er wie aus dem nichts lachte, was ich überhaupt nicht verstehen konnte. Ich fand die Situation alles andere als lustig.
"Du gefällst mir kleines"

"Hör zu, meine Mama und mein Bruder machen sich bestimmt Sorgen um mich" log ich überzeugt, denn ich wohnte seit kurzem mit Merve zusammen, somit wussten meine Mutter und mein Bruder nicht einmal das ich gerade draußen war. "Deine Freundin ist ganz anders als du"

"Wie meinst du das?" fragte ich ahnungslos. "Ich weiß nicht"
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute mich genauso intensiev wie vorhin an. Sofort zog ich mein Gesicht weg und er seine Hände.
"Du lässt nicht zu, dass ich dich anfasse, du willst nicht zu mir, du bist anders, du hast was anziehendes" sagte er mit einer ruhigen Stimme.

"Bitte fahr mich nach Hause" wie oft hatte ich ihm das heute gesagt? "Wieso lässt du das nicht zu Dilan, es ist doch nichts schlimmes" und wieder lag seine Hand auf meiner Wange, die inzwischen brannte. Ein Glück, dass es dunkel war und er somit nicht sehen konnte, wie rot ich war. "Es ist nichts schlimmes" hauchte er. Ozan war mir wieder zu nahe gekommen, mein Atem verschnellerte sich automatisch.

Jetzt wanderten seine Finger auf meine Lippen. Langsam fuhr er mit seinem Daumen über meine Lippenform. Abwechselnd schaute er in meine Augen und danach wieder auf meine Lippen. "Keine Angst, es ist nichts schlimmes" flüsterte er leise und verursachte somit eine Gänsehaut. Hatte er vor mich zu küssen? Wollte er mir meinen ersten Kuss nehmen, denn ich meiner wahren Liebe geben wollte?

Na los dilan klatsch ihm eine, er soll sehen, dass er Dilan nicht einfach küssen kann! Na los schrei ihn an! Worauf wartest du Dilan!? Schrie mein Verstand. Doch ich war nie die Person die Selbstvertrauen hatte. Ich hatte nicht den Mut dazu.

Vielleicht hatte er Recht, es war doch nichts schlimmes. Es war doch nicht schlimm, dass er mich küssen würde. Nur ein einfacher Kuss, was würde schon passieren? Merve hatte mir immer erzählt wie toll es war und dass ich es auch mal ausprobieren sollte, meine Erfahrungen sammeln sollte.
Es wäre so einfach, ich musste es einfach nur wollen und schon würde er mich zu ihm fahren und ich würde meine Jungfräulichkeit verlieren.
So einfach.

Bei diesem Gedanken zuckte ich zusammen und kam wieder zu mir. "O-ozan yapma" ich hatte das Gefühl, als würde ich fast keine Luft mehr kriegen, als würde ich mitten im Meer ertrinken. "Niye yapmayim" (wieso soll ich es nicht tun) seine Lippen waren mir so nah, dass nicht einmal ein Blatt zwischen uns passen würde.
So nah, so nah wie noch nie.
Keiner war mir jemals so nah und so sollte es auch bleiben.