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Genüsslich trank ich mein Tee zu Ende und aß nebenbei die leckersten Kekse von der wundervollsten Frau überhaupt. Ich liebte sie alle und vermisste es zugegeben manchmal wieder hier zu wohnen.
Meine Familie bedeutete mir sehr viel, vor allem mein Bruder, mein Beschützer, der alles für mich tun würde, der nur das Beste für mich wollte.

"Isst du etwa nicht mehr so viel, du hast abgenommen!"
sagte meine Mutter mit einer besorgten Stimme.
Von ihr hatte ich meine großen, mandelförmigen, grünen Augen geerbt und mein Bruder hatte die braunen Augen, meines Vater geerbt.

"Nein mama, das kommt dir nur so vor. Glaub mir ich bin nur am essen." diesmal brachte ich meine Familie zum lachen, da ich wirklich viel aß und nie zunahm.
"Wie läuft die Schule?" fragte mich Selim, mein Bruder.
Er war vielleicht zwei Köpfe größer als ich, war muskulös und so ziemlich gut aussehend. Viele meiner Freundinnen schwärmten von ihm, manche waren sogar nur wegen ihm mit mir befreundet. Für mich war mein Bruder einzigartig, ich war froh, dass er nur mein war, denn teilen könnte ich ihn ganz bestimmt nicht!

"Ganz okey eigentlich, wie immer halt" gab ich gelangweilt von mir. Denn der Gedanke, dass ich noch zwei Referate vor mir hatte war nicht gerade erfreulich.
Die Schule war das aller letzte an was ich jetzt denken wollte.

Als mein Handy klingelte, verstummten wir alle. Ich wühlte in meiner Tasche, bis ich es fand und neugierig auf das Display blickte. 'Ozan' stand darauf.
Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und ich musste an gestern denken.

"Ich komme gleich" rief ich zu meiner Familie und stand anschließend auf um in mein altes Zimmer zu gehen.
Hier konnte ich in Ruhe telefonieren. Ich schloss zur Sicherheit die Tür hinter mir zu und drückte aufgeregt auf das grüne Symbol.

"Hey dilan"

"Hey ozan"

"Ich hol dich in einer Stunde ab"

"Was? Nein!"

"Doch, sei um 20 Uhr fertig"

"Wohin?"

"Siehst du dann"

"Ozan ich möchte wirklich nicht"

"Hast du immer noch Angst vor mir?"

"Ich habe keine Angst von dir!"

"Du kannst nicht lügen dilan, also bis später"

Er konnte doch nicht einfach entscheiden! Ich wollte ihn nicht ein weiteres mal sehen, dazu war ich nicht bereit. Ich hatte-

Mein Bruder platzte aufeinmal ins Zimmer, sodass die Tür laut gegen die Wand schlug. Er sah alles andere als glücklich aus und kam mit streng gezogenen Augenbrauen in meine Richtung.
Das bedeutete nichts gutes.

"Dilan! Mit wem hast du telefoniert?"
Zum ersten mal schrie mein Bruder mich an. Ja, es verletzte mich, ich hatte ihn noch nie gegenüber mir so gesehen. Er war im Gegensatz zu vorhin wie ausgewechselt.

"Antworte mir!"

Er schrie mich so laut an, dass ich Angst bekam, es könnten die Nachbarn hören. Als er direkt vor mir stand und mich wütend anstarrte schaute ich auf den Boden. Ich konnte ihm unmöglich die Wahrheit sagen, was würde er von mir denken?
Ich war erst 18 und durfte kein Kontakt zu Jungs haben, bzw. zu Jungs die mein Bruder nicht kannte.

"M-merve, ich habe mit Merve telefoniert"

Nicht einmal ich fand, dass ich glaubwürdig klang. Ich war schon immer schlecht im lügen, ich hasste es zu lügen, doch eine andere Möglichkeit hatte ich in diesem Moment nicht.

"Seit wann lügst du mich an dilan?"

Ich traute mich nicht in die Augen meines Bruders zu sehen.
Er hatte es verstanden, ich schämte mich und würde am liebsten im Erdboden versinken.

Sen Başkasın  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt