Seit Stunden schon lief ich durch diese verdammten Gänge unserer Schule auf der Suche nach Asriel. Das letzte mal hatte ich ihn gesehen als er zum Kampftraining mit Caressa wollte. Doch das ist schon Stunden her. Eigentlich war es mir ziemlich egal wo er sich rumtrieb ich war ja nicht sein Babysitter, doch die folgenden Ereignisse änderten meine Meinung. Nachdem erst eine ziemlich aufgelöste Arella in unser Zimmer gestürmt war und mich beim Lesen einer ziemlich spannenden Lektüre unterbrochen hatte und mich unter Tränen gefragt hatte ob ich wüsste wo Asriel wäre. Als ich verneinte rannte sie einfach wieder aus den Zimmer. Da hatte ich mir noch nicht viel gedacht. Keine Ahnung was die beiden wieder für Probleme miteinander hatten. Misstrauischer wurde ich schon als eine verwirrte Soraya in unseren Zimmer stand und ich erneut meine Lektüre zur Seite legen musste. Auch sie fragte mich ob ich wüsste wo Asriel denn wäre, auch diesmal musste ich verneinen. Sorya stürmte, wie zuvor auch Arella, wortlos aus den Zimmer. Auch dieses Mal entschied ich mich dafür, das es nicht mein Problem ist und vertiefte mich wieder in mein Buch. Doch wie sollte es auch anders kommen stand zehn Minuten später schon wieder ein ungebetener Gast in meinen Zimmer. Genervt schmiss ich mein Buch in Richtung des Eindringlings. Ein raues, gehässiges Lachen ertönte und ich schaute auf. Was ich sah ließ meine Wut nur noch mehr steigen. Michael und die Zwillinge standen mitten in meinen Zimmer. Wütend starrte ich sie an. Mein ganzer Körper fing aus Wut an zu beben. "Nanana Casriel nicht so aufregen. Wir wollen doch nicht das es schon wieder passiert...", provozierte Michael. "Halt die Klappe du hast doch keine Ahnung. Verschwinde aus meinen Zimmer. Es reicht schon das ich dich und dein Gefolge im Unterricht ertragen muss.", zischte ich ihn an. "Wieso denn so unfreundlich Casriel? Da bin ich extra her gekommen und mit dir über unseren guten "Freund" Asriel zu sprechen und du bist einfach nur abweisend. Wenn du halt nicht willst können wir ja gehen.", meinte er ironisch und wandte sich zum gehen. Eigentlich sollte ich froh sein das er ging, aber ich hatte so ein Gefühl das er was über Asriel wusste was ich nicht wusste. Etwas was all die Besuche erklären würde. "Halt Michael!", rief ich, "Was wolltest du mir über Asriel sagen?" Der Engel drehte sich um und grinste mich teuflich an. "Tja das ist jetzt zu spät. Wärst du mal freundlicher gewesen...", mit diesen Worten verschwand er ganz aus meinen Zimmer.
Das war der Zeitpunkt wo ich begann mir Sorgen zu machen und mich ebenfalls auf die Suche nach Asriel zu machen. Inzwischen waren zwei Stunden vergangen und in denen ich ihn immer noch nicht gefunden hatte. In diesen Zeitraum ist auch Caressa verschwunden. Ihre Brüder vermuteten das Asriel dahinter steckt, wie sie mir vor einer halben Stunde klargemacht haben. Ich stromerte gerade durch den Bereich der Krieger als die beiden auf mich zustürmten und mich unsanft an die kalte Wand pressten. Sie drohten mir das wenn Asriel ihrer Schwester nur ein Haar krümmen würde dass wir beide uns wünschen würden nie geboren zu werden. Mal abgesehen von der Tatsache das ich doch eigentlich nichts dafür konnte und das ich mir eh wünschte nie geboren zu sein oder zumindest jemand anderes zu sein. Seit diesen Zeitpunkt suchte ich trotz allen noch verbissener nach Asriel um ihn vor den Zwilingen zu erwischen, damit ich ihn noch eine reinhauen konnte.
Ich dachte das ich endlich einmal so was wie einen Freund gefunden hatte, doch stattdessen bekam ich ein kleines Kind was sich immer mit den Falschen anlegte und für das ich verantwortlich gemacht wurde. Wir teilten uns doch bloß ein Zimmer! Das heißt doch nicht das ich gleich sein Sorgerecht übernehmen muss... doch das Schicksal war schon immer ungerecht und gemein zu mir. Natürlich hört sich das jetzt für Außenstehende total übertrieben und melodramatisch an. Mir egal... Mich interessierte noch nie die Meinung von Anderen.
Es wurde langsam Abend und immer weniger Schüler trieben sich auf den Gängen rum. Die meisten schliefen schon. Was ich, mal am Rande bemerkt, auch ganz gerne machen würde. Ich war langsam genervt von den ganzen Gesuche. Ich hätte ja schon längst aufgegeben, wenn da nicht die Angst vor den Zwillingen und die Ungewissheit um Asriel wären. Mir war ziemlich unwohl. Was wenn Asriel irgendetwas passiert ist. Jeder der sich mit mir abgab stürzte ich ins Unglück. Jeder der mir was bedeutete verlor ich. Am besten sollte man mich in einen kleinen Raum sperren ohne Kontakt zur Außenwelt. Doch ich musste die düsteren Gedanken zur Seite schieben um Asriel und Caressa zu finden. Ich war mir eigentlich sicher jedes Fleckchen der Schule durchsucht zu haben, aber von den beiden war bisher keine Spur, was mich ziemlich frustrierte. Ich war gerade im Nordturm und ließ meinen Blick schweifen. Wo würde sich Asriel verstecken, wenn er Probleme hat ,innerhalb des Schulgeländes, denn das konnten wir ohne Genehmigung nicht verlassen. Hoffentlich war er nicht in den angrenzenden Wald gegangen, denn da würde ich ihn auf keinen Fall finden. Ich kannte Asriel leider zu wenig um zu wissen, wo er sich am liebsten zurückziehen würde. Arella wüsste es bestimmt, doch die hatte sich in ihren Zimmer eingeschlossen. Tolle beste Freundin... doch ich war mir sicher zwischen den Beiden war irgendwas vorgefallen. Oben im Turm angekommen schaute ich mich um und mein Blick fiel auf eine unscheinbare Tür. Sie war in der selben Farbe gestrichen, wie die Wand und war so kaum zu sehen. Gespannt wo sie mich hinführen würde öffnete ich die Tür. Kühler Wind kam mir sofort entgegen und ich realisierte das ich wohl auf den Schuldach gelandet bin. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, die hier herrschte. Der Mond und die Sterne am Abendhimmel erleuchteten schwach die Ebene vor mir. Vorsichtig wagte ich mich weiter vor, darauf bedacht nicht zu nah an den Rand des Dachs zu kommen. Ich konnte zwar fliegen, aber ich musste es trotzdem nicht haben vom Dach zu stürzen. Auf einmal stieß mein Fuß gegen etwas das am Boden lag. Ich vernahm ein leises Grummeln und blickte nach unten. Vor meinen Füßen lagen Asriel und Caressa dicht aneinander gekuschelt. "Ausversehen" trat ich nochmal gegen Asriel ich mochte ihn zwar, aber er hatte es verdient. Wieder grummelte er bloß und kuschelte sich noch näher an Caressa. Mein Geduldsfaden riss und ich kniete mich neben ihn. "Aufstehen Asriel!", schrie ich ihn in sein Ohr. Ruckartig richtete er sich auf und blickte sich verwirrt um, dabei rollte Caressa von ihn runter und wachte ebenfalls auf. Zufrieden über mein Werk richtete ich mich wieder auf, dabei hörte ich etwas klirren und blickte mich nach der Geräuschquelle um. Ich entdeckte zwei kleine Flaschen, die ich Böses ahnend aufhob. Ich schnupperte an ihnen und musste feststellen, dass sich meine Befürchtungen bewahrheitet haben. Engelsschnaps. Ich spürte wie ich schon wieder wütend wurde, doch ich schluckte meine Wut einfach runter. Ich schmiss die beiden Flaschen im hohen Bogen weg von uns und drehte mich wieder zu den beiden um. Die lagen immer noch völlig verwirrt und stockbesoffen auf den Boden und schauten mich mit großen Augen an. Wortlos packte ich beide im Nacken und zog sie auf die Beine. Beide schwanken gefährlich, doch ich konnte sie noch rechtzeitig an den Armen packen. "Was habt ihr beiden Idioten euch eigentlich bei dieser Aktion gedacht?", knurrte ich sie wütend an. Auf eine Antwort wartete ich erst gar nicht, so besoffen wie die waren konnten sie nicht mal ein ordentliches Wort raus bringen geschweige denn von einen ordentlichen Satz. Gnadenlos zog ich die beiden durch das Schulhaus bis zu meinen und Asriels Zimmer, dort setzte ich meinen Mitbewohner erst mal ab. Caressa brachte ich nicht direkt zu ihren Zimmer sondern erst zu den von unseren schräg gegenüber. Ich merkte wie Caressa nervös wurde und am ganzen Körper zitterte. Selbst im betrunkenen Zustand hatte sie Angst vor ihren Brüdern. Es wunderte mich nicht das sie Beschützer geworden sind. Ihr Beschützerinstinkt gegenüber Caressa war so stark ausgebildet das es einen schon Angst machen konnte. Irgendwie tat sie mir ja leid, doch in diesen Moment musste ich an mich und Asriel denken. Die beiden würden mir kein einziges Wort glauben und würden uns bestimmt windelweich verprügeln. Bei Caressa haben die Zwillinge wenigstens noch ein bisschen Mitleid und würden sie auch nicht verprügeln. Ich hoffe dadurch das Asriel und ich davon kommen. Noch einmal schluckte ich hart und klopfte beherzt an die Tür von mir. Sofort hörte man wie zwei Männer hastig auf die Füße sprangen und zur Tür rannten. Mit Schwung wurde sie aufgerissen. Boel, denke ich zumindest, packte Caressa und zog sie in sein Zimmer. Bathor allerdings blieb mit mir zusammen im Gang stehen. Seine Hand schnellte vor und drückte mich mit Kraft gegen die kalte Steinmauer. "So jetzt erzählst du mir wo du Caressa aufgelesen hast", meinte er mit drohender Stimme. "Scheiße", dachte ich bloß, "so war das nicht geplant." "Ich...ehm..naja...", stammelte ich nur vor mich hin. Bathors Blick verfinsterte sich nur. "Denk nicht mal dran mich anzulügen. Caressa singt gerade wie ein kleines Vöglein. Ich will bloß deine Perspektive hören", knurrte er fast. "OK beruhige dich Cassriel. Du kannst nichts dafür was passiert ist. Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen... hoffentlich", sprach ich mir in Gedanken Mut zu. "Ich hab sie stockbesoffen auf den Schuldach gefunden.", meinte ich. Erwartungsvoll blickte mich Bathor an. "Und weiter?",fragte er ruhig. "OK zieh es einfach durch er wird es eh erfahren. Es ist besser du bist jetzt ehrlich", redete ich wieder auf mich ein. "Ich hab sie eng umschlungen mit Asriel auf den Schuldach gefunden. Er ist auch betrunken. Ich hab die beiden gefunden als sie gerade schliefen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, wenn du mehr wissen willst frag Caressa oder Asriel. Ich hab sie bloß gefunden. Ich kann nichts dafür was passiert ist. Ich kann dir nur noch sagen das ich zwei Flaschen Engelsschnaps gefunden habe und weggeschmissen habe, damit die beiden nicht noch mehr Probleme bekommen", die letzten Sätze betonte ich besonders um meine Unschuld in den Vordergrund zu stellen. Bathor nickte nur und behild seine ernste Miene bei. "Gut du kannst jetzt gehen. Ich denke du suchst dir unter diesen Umständen ein anderes Zimmer ,oder?", fragte er ehrlich interessiert. "Wieso? Ich sehe dazu keinen Grund Asriel ist alt genug um zu entschieden ob er sich mitten in der Nacht besäuft oder nicht. Das ist nicht mein Problem. Ich würde euch auch bitten mich nicht dauernd wegen seinen Verfehlungen zu belangen. Ich bin nicht sein Babysitter", antwortete ich ihn ernst gemeint und wandte mich zum gehen. Ein heißeres Lachen ertönte. "Du weißt es also immer noch nicht. Wie auch du hast ja den ganzen Tag wie ein Irrer Asriel gesucht. Er ist nicht so wie du glaubst. Er ist nicht das was du glaubst. Er ist nicht wie wir. Besser gesagt er ist das genaue Gegenteil von uns. Unser natürlicher Feind. Der Wolf im Schafspelz. Weißt du jetzt was ich meine?", meinte er theatralisch. Doch ich war nur noch verwirrter als vorher. Er konnte doch nicht meinen... Nein das war nicht möglich. "Du meinst doch etwa nicht das Asriel ein..." "Doch", unterbrach er mich, "genau das mein ich. Asriel ist ein verfluchter Dämon. Seine Eltern sind nicht Paulus und Soraya. Soraya ist nur seine Halbschwester. Sein Vater ist Pablo ,der letzte Dämonenfürst vor den Fall der Dämonen. Er ist gefährlich Cassriel. Ich weiß gar nicht wieso ausgerechnet ihr beide zusammen in ein Zimmer eingeteilt wurdet. Zwei tickende Zeitbomben nebeneinander, wenn die eine losgeht explodiert sogleich auch die andere und die Folgen sind katastrophal. Es ist eh eine Schande das ihr beide die Schule besuchen dürft. Aber Asriels Zieheltern sind ja die Schulleitung und sogleich die wichtigsten Engel. Und du... es würde ja auffallen wenn der eine "Sonderfall" die Schule besuchen darf und der andere nicht. Außerdem sehen wir Engel ja in allen was gutes. Ich aber nicht Asriel, also halte dich und den Dämonen gefälligst von meiner Familie fern.", sagte Bathor mit bedrohlich leiser Stimme und wandte sich wieder von mir weg. Er verschwand wieder im Zimmer und ließ mich mit tausenden von Fragen alleine im dunklen Flur zurück, doch ich wüste wo ich meine Antworten herbekommen würde. Ich müsste mit Asriel darüber reden. Am liebsten würde ich Bathor nicht glauben, doch die Geschehnisse des heutigen Tages mussten ja ihre Gründe haben. Mit schleppenden Schritten trat ich auf meine Zimmertür zu und öffnete sie. Asriel schlief schon selig auf den Boden. Ich schüttelte belustigt den Kopf und packte ihn unter den Armen und hievte seinen schweren Leib auf sein Bett. Sofort kuschelte er sich tiefer in sein Kissen und ich deckte ihn noch zu. Ich wollte einfach nicht glauben das er ein Dämon ist, doch viele Dinge sprachen dafür. Seine pechschwarzen Augen und seine ebenfalls schwarzen Haare. Kein anderer Engel hat so dunkle Haar und schwarze Augen haben nur Dämonen. Seine Flügel entsprachen auch nicht den Ideal der Engel, sie sind viel zu dunkel. Geschafft von den heutigen Tag und den neuen Erkenntnissen ließ ich mich mit einen seufzen in mein Bett fallen. Lange starrte ich noch die Zimmerdecke an bis ich schließlich in einen ziemlich unruhigen Schlaf driftete.
So nach langen mal wieder ein Kapitel. Ich weiß wiedermal eine ziemlich lange Wartezeit, doch ich hoffe das wird sich bessern.
P.S. Auf den Bild sind die Zwillinge (ach ne wirklich!?)
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Ihr Engel habt mein Kind gestohlen. Gebt es wieder her.
FantasyEinige Jahre sind vergangen nachdem die Demonen gestürzt und vernichtet wurden. Azrael und Arella waren in diesen Jahren zu stolzen Jugendlichen herrangewachsen. Die Engelsstadt erstarrlte wieder in ihren alten Glanz und die Anzahl der Engel ist erh...