musiktipp: crawled out of the sea - nick leng (drum remix by ofthesouldrumming)
Geh einfach zu ihm hoch. Klingel einfach an der Tür. Trau dich. Mach schon.
Meine eigenen Gedanken spielten verrückt als ich nach ein paar Hundert Metern vor dem riesigen Altbau, in dem Pasi laut der Beschreibung des bärtigen Barkeepers wohnte, ankam und langsam vor der Tür hin und her tigerte. Ich traute mich einfach nicht, verdammt.
Wenn ich wenigstens wüsste, was mich dort oben erwarten würde. Aber nach seiner Nachricht konnte ich weder ausmachen wie er zu mir stand, noch was er überhaupt über mich und unser erstes Kennenlernen wusste. Warum musste mein Leben auch einfach so verdammt kompliziert sein?
Schweren Herzens schritt ich die drei Treppenstufen zur Tür hoch und las mir die Klingelschilder an der linken Hauswand durch, während ich mit meinem rechten Zeigefinger meinem Blick folgte. Der nette, bärtige Barmann hatte mir zum Glück Pasis Nachnamen verraten, sodass ich ihn jetzt ohne Probleme ausmachen konnte und zögerlich auf den Knopf drückte.
Bereits ein paar Sekunden später ertönte das Signal, dass die Tür geöffnet werden konnte, und ich trat ins ruhige Haus ein. Hinter mir schloss sich die Tür und ich fand mich im Halbdunkel des Treppenhauses wieder. Zum Glück entdeckte ich direkt hinter mir einen leuchtenden Lichtschalter, den ich betätigte, und so sicher die große geflieste Treppe hinaufsteigen konnte.
Nach ein paar Schritten vernahm ich das Geräusch einer sich öffnenden Tür, direkt gefolgt von einem fröhlichen: "Teresa!" Wow, da freute sich aber wirklich jemand, mich zu sehen...
Während ich weiter nach oben ging, schielte ich durch die Mitte der Treppe nach oben und konnte Pasi ausmachen, der bereits zu mir herunter grinste. Bei seiner glücklichen Ausstrahlung musste ich einfach auch lächeln und begrüßte ihn mit einem freundlichen "Hallo!"
Kaum war ich bei ihm angekommen, zog er mich eng an sich. Unvorbereitet wie ich war, fiel ich beinahe hin und kam ihm so ganz unfreiwillig noch ein Stück näher. Während ich mich mit einer Hand an seinem Arm, den er um meine Hüfte gelegt hatte, und mit der anderen an seiner Brust abstützte, glitt mein Blick langsam hoch zu seinem Gesicht. Sprachlos betrachtete ich seine hohen Wangenknochen, seine grellen blauen Augen, die von unzähligen Wimpern umrahmt waren und seine dünnen Lippen, auf denen immer noch dieses Lächeln lag.
Dieses Lächeln, das mir sagte, dass so einiges schief gelaufen war. Das hier war nicht die Realität. Wäre es die Realität, würde mich Pasi niemals so anlächeln; seine Mundwinkel würden nicht mal zucken. Nein, das hier war nicht die Realität - es war meine selbst erdachte Traumwelt.
Die einzige Frage, die sich mir stellte, war: Wie zum Teufel sollte ich zurück zur Realität finden?
Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, strichen Finger sanft über meine Wange und legten sich dann in meinen Nacken, um mein Gesicht näher heranzuziehen. Und schon lagen meine Lippen auf seinen.
Während ich einige Sekunden in Schockstarre verbrachte, schien Pasi den Kuss ziemlich zu genießen. Seine Lippen bewegten sich leidenschaftlich auf meinen, doch ich konnte den Kuss nicht einmal erwidern.
Nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte, nutzte ich meine Hand an seiner Brust, um ihn von mir wegzudrücken, und meinte wütend: "Was fällt dir nur ein, mich einfach so zu küssen, Spasti?"
Pasis Blick wirkte verwirrt, obwohl ihn doch normalerweise nichts so einfach aus der Bahn warf. Tja, damit hätte er wohl nicht gerechnet. Okay, wenn ich ehrlich war, war ich ja selbst auch mehr als irritiert.
"Aber... Babe? Ich dachte... Wir beide...", versuchte Pasi sich auszudrücken und schaute zwischen meinen Augen hin und her.
"Wir beide?", fragte ich nach und erwiderte seinen Blick selbstbewusst. Ich wollte wissen, was hier vor sich ging und was zur Hölle Pasi von mir dachte, dass er mich so küsste.
"Gestern war doch noch alles in Ordnung, Teresa. Was ist denn los mit dir?" Mit einem besorgten Blick kam er mir erneut näher und legte leicht seinen Kopf schief.
Gestern? Alles in Ordnung? Soweit ich mich erinnern konnte, hatten wir uns überhaupt nicht verstanden und er hatte mich ausgelacht, was ich mal dezent als Beleidigung aufgefasst hatte. Aber davon schien Pasi nichts zu wissen. In seiner Erinnerung schienen wir beide eine viel engere Beziehung zu führen.
Verzweifelt durch diese komische Situation schaute ich auf den Boden zwischen uns und biss mir leicht auf meine Unterlippe. Annas Stimme erschien in meinem Kopf und wiederholte immer wieder die Worte, an die ich mich im Falle des Falles halten sollte: "Teresa, wenn dir so etwas noch einmal passiert, denk daran: Spiel mit. Egal, was passiert, egal, wie unlogisch und komisch dir alles vor kommt, tu so, als ob es für dich normal wäre. Spiel mit, solange du musst, und komm dann zu mir. Erzähl mir, was los ist, und ich werde dir helfen. Immer."
Immer. Also auch jetzt. Entschlossen hob ich meinen Blick erneut und betrachtete Pasis enttäuschtes Gesicht. Ich musste das einfach wieder in Ordnung bringen, egal, was ich dafür vorerst tun musste.
Also setzte ich ein Grinsen auf und lachte ihn leicht aus, während ich meinen Kopf an seiner Schulter anlehnte. "Ach, Pasi, du bist so leicht aufzuziehen."
"Na warte!", drohte er, nachdem er realisiert hatte, dass ich ihn nur auf den Arm genommen hatte. Und ehe ich mich versah, lag ich über seiner Schulter und wurde von ihm in seine Wohnung transportiert.
"Ey!", beschwerte ich mich lautstark, doch es war nichts zu machen. Ein paar Schritte weiter wurde ich unsanft wieder herunter geschmissen und landete - zu meiner Überraschung - sehr weich in Pasis Bett. Schon war er über mich gekrabbelt und betrachtete mich mit gespielt hasserfülltem Blick.
"Dir werd ich's zeigen!", verkündete er und begann dann, mich mit beiden Händen am Bauch zu kitzeln. Wer diese Art der Folter noch nie erlebt hat, wird es nicht verstehen, dass ich bereits nach einigen Minuten kreischend, lachend und heulend unter ihm lag und ihn wahrlich anflehte, aufzuhören.
Nachdem er ein paar Mal so tat, als hätte er mich nicht gehört, tat er mir letztendlich doch den Gefallen und erbarmte sich. Mit seinem Zeigefinger wischte er mir sachte eine Träne von meiner Wange und beugte sich dann noch weiter zu mir herunter. "Und jetzt kommt der schöne Teil der Bestrafung", grinste er und schloss dann zum zweiten Mal an diesem Tag die Lücke zwischen uns.
Doch dieses Mal wies ich ihn nicht sofort wieder ab und beschimpfte ihn. Dieses Mal verschränkte ich meine Finger in seinem Nacken und erwiderte den Kuss. Und ich würde lügen, wenn ich nicht irgendwo dort unten ganz tief in meinem Bauch einen kleinen Funken spürte, der mir sagte, dass ich es nicht nur als Mittel zum Zweck tat. Ich zog ihn noch ein weiteres Stück näher zu mir herunter, um es in vollen Zügen zu genießen.
a/n: die beiden sind sich endlich näher gekommen! was haltet ihr davon? tut teresa das ganze nur, um die welt wieder ins reine zu bringen oder sind womöglich doch gefühle im spiel? und kann sie die realität überhaupt wiederherstellen?
euch allen natürlich noch schnell ein frohes neues - hoffe ihr seid gut reingekommen! <3 lasst doch einen stern und einen kommentar da, wenn es euch gefallen hat! - vielen dank für 300 reads, leute.
DU LIEST GERADE
traumrealität. | palo
FanfictionJeder Mensch hat Träume. Zwar können sich einige am nächsten Morgen nicht mehr an sie erinnern, aber jeder hat dort in dieser kleinen Kammer in seinem Herzen etwas, nach dem er sich sehnt. Manchmal sind es unerreichbare, riesige Illusionen, aber man...