zwei

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musiktipp: survivors feat. haris - hardwell & dannic

Mit einem kleinen Räuspern versuchte ich die Aufmerksamkeit der zwei verliebten Turteltäubchen auf mich zu ziehen. Doch keine Reaktion. Wie konnte man die Außenwelt bloß so sehr ausblenden?

Bevor ich die zwei aber stören wollte, ließ ich mir Zeit, Annas Freund genauestens zu beobachten. Auf den ersten Blick wirkte er nett, ja fast unscheinbar. Typischer modischer Undercut, den scheinbar inzwischen alle Kerle trugen (außer die, die sich nie von ihrer Justin Bieber-Frisur trennen konnten, aber lassen wir die einfach mal unerwähnt), mittelbraune Haare, lässig hochgestylt und dann diese große Hipster-Brille. Auch sein Kleidungsstil schien in Ordnung, das schlichte graue Sweatshirt saß super und hatte zu meiner Belustigung sogar die exakt gleiche Farbe wie Annas Strickjacke. Doch, Jorge schien ein echt cooler Typ zu sein.

Ich ging noch ein Stück näher auf die beiden zu und entschied mich dazu, sie mit einem einfachen "Hallo" zu begrüßen. Zum Glück hörten sie mich dieses Mal und zwei Augenpaare waren endlich auf mich gerichtet.

"Hey, Teresa! Hab dich gar nicht kommen hören", begrüßte mich Anna. Auf ihren Lippen lag ein entschuldigendes, aber gleichzeitig glückliches Lächeln. Ich freute mich so sehr für sie, dass sie endlich jemanden gefunden hatte, der diese Gefühle in ihr auslösen konnte.

Dieser "Jemand" lächelte mich nun ebenfalls breit an und meinte freundlich: "Hallo, Teresa. Ich hab schon viel von dir gehört, du von mir hoffentlich auch. Ich bin Jorge." Viel von mir gehört? So, so. Obwohl ich mir sicher war, dass Anna nichts Schlechtes über mich erzählen würde, war ich doch gespannt, was sie zu ihrem Freund gesagt hatte.

"Doch, Anna hat dich ein, zwei mal erwähnt", meinte ich locker, wobei meiner Stimme anzuhören war, dass das leicht untertrieben war. Jorges Blick wechselte zurück zu Anna, die er nun breit angrinste. Anna wurde daraufhin sogar ein bisschen rot.

"Wir haben Pizza mitgebracht, eine mit Pesto für dich, Teresa", wechselte sie schnell das Thema. Später würde ich mit ihr sowieso nochmal alles bis aufs kleinste Detail durchkauen (müssen), deswegen ließ ich es fallen, sie weiter aufzustacheln.

"Perfekt, da bekomm ich echt Hunger!", meinte ich und setzte mich zu den beiden an den Tisch.

Es folgte eine lange Gesprächsrunde, die zugleich lustig, aber auch wahnsinnig interessant war. Die fast einstündige Diskussion über Vegetarismus trug dabei eher zum letzteren Teil bei. Aber ich konnte gar nicht beschreiben, wie froh ich war, dass Anna einen so tollen Freund gefunden hatte. Während des Gesprächs bemerkte ich, wie gut die beiden harmonierten, und dass Jorge einfach genau der Mann war, den sie sich schon immer gewünscht hatte.

Der Klingelton eines Handys warf uns einige Stunden später aus unserem Gespräch, bei dem ich glücklicherweise nie das Gefühl hatte, das dritte Rad am Wagen zu sein, sondern mich einfach nur nett mit Freunden unterhalten hatte. Jorge zückte sein Handy und hielt es nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm an sein Ohr.

"Bro, was gibt's?", fragte er mit einem Grinsen. Dann hörte er einige Zeit zu, während sein Blick öfters zu Anna und auch einmal kurz zu mir schwenkte. "Klar, aber ist es okay, wenn ich meine Freundin und ihre Freundin mitbringe?"

Anna und ich warfen uns einen verwirrten Blick zu; die fragende hochgezogene Augenbraue hatte sie schon immer beherrscht. Aber ein bisschen komisch war es schon, dass wir nicht mal gefragt wurden, sondern davon ausgegangen wurde, dass wir mitkommen wollten.

Nachdem Jorge aufgelegt hatte, grinste er uns an: "Sorry, Leute, das war mein bester Kumpel. Wir gehen heute Abend feiern in die Bierbar."

"Gehen wir?", fragte Anna und sprach dabei meine Gedanken aus.

Jorges Lächeln verblasste und er fügte schnell hinzu: "Also, wenn das für euch okay ist?"

Anna und ich ließen ihn ganz die guten Freunde natürlich noch ein paar Sekunden zappeln, bis wir beide begeistert zustimmten und Anna ihm einen kleinen Kuss auf seine Wange gab. Die zwei waren echt zu süß.

"Ist das für euch echt okay, wenn ich mitkomme?", fragte ich die beiden nochmal vorsichtshalber.

"Klar", meinte Anna mit einem Schulterzucken und auch Jorge nickte zustimmend und erklärte: "Wir sind da ja nicht zu dritt alleine, also alles gut."

"Ihr wollt mich also abschieben?", fragte ich gespielt entgeistert und machte große Augen.

"Eher verkuppeln", grinste Jorge, doch ich konnte nicht genau sagen, ob das nun ernst gemeint war oder doch nur ein Spaß sein sollte. Wir hatten den ganzen Tag gescherzt, weswegen ich annahm, dass es einfach ein weiterer lockerer Witz war, doch sicher sein konnte man sich da nie. Ich wurde einfach aus Ironie nie schlau.

a/n: diesmal etwas kürzer, aber ich hoffe trotzdem okay. man muss ja erstmal langsam in die story kommen. was haltet ihr von jorge? (:

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