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musiktipp: cassius - foals

Virgin Cola? Mutter Teresa? Was war dem denn für eine Laus über die Leber gelaufen?

Mit verwirrtem Blick folgte ich den fachmännischen Bewegungen des Barkeepers, der nun verschiedene Getränke zusammen schüttete und schließlich unsere bestellten Gläser vor uns platzierte. "Geht aufs Haus, Jorge!"

"Danke, Bro", meinte Jorge und erhob sein Glas, um auf ihn zuzuprosten. Ich tat es ihm gleich und nahm einen erfrischenden Schluck von meiner Cola.

"Woah, warte", unterbrach mich da schon der junge Mann hinter der Bar, "hab ich gesagt, dass dein Getränk aufs Haus geht?"

Sein Blick war so kalt, dass ich mich beinahe an dem gekühlten Getränk verschluckte. Schnell stellte ich mein Glas ab - vielleicht mit etwas mehr Kraft als nötig - und blickte fassungslos zwischen dem Unbekannten und Jorge hin und her. Das war jetzt doch nicht sein Ernst, oder? Was hatte er gegen mich? Wir kannten uns doch nicht einmal.

"Pasi, sie gehört zu mir", mischte sich Jorge nun ein und versuchte die angespannte Stimmung zwischen uns zu beschwichtigen.

"Zu dir? Du kennst hier doch fast jeden. Soll ich etwa jedem Getränke for free geben?"

"Das ist deine Sache. Aber komm schon, Alter, sie ist heute mit mir hier."

"Das ändert nichts am Prinzip, man!"

Bevor die beiden komplett vom Thema abwichen, unterbrach ich schnell: "Schon gut, ich bezahle die 2,50€ für die Cola, okay?"

"2,60€", verbesserte mich der Barkeeper, den Jorge eben "Pasi" genannt hatte.

"Dann eben 2,60€", meinte ich verzweifelt, während ich leise aufstöhnte. Warum war dieser Typ so kompliziert?

Ich kramte mein Portemonnaie aus meiner Tasche und legte drei Ein-Euro-Stücke auf den Tresen. "Hier, behalt den Rest!"

"Wie großzügig!" Seine Stimme triefte vor Ironie, was ich aber gekonnt ignorierte.

"Komm, wollen wir uns an den Tisch dort vorne setzen?", fragte Anna und nickte zu einem freien Tisch an der Tanzfläche, an dem einige Hocker standen. Jorge und Anna verabschiedeten sich noch mit einigen Worten von Pasi, doch ich ging schon einmal ohne Kommentar voraus. Was sollte ich ihm auch sagen?

"Sorry", entschuldigte sich Jorge sofort, nachdem er neben mir Platz genommen hatte.

Mit einem Lächeln winkte ich ab und nahm noch einen Schluck von meiner Cola. "Danke, aber wenn, dann müsste er sich schon selbst entschuldigen."

"Das stimmt wohl", stimmte er zu, "aber normalerweise ist er auch nicht so. Pasi hat ein kleines Problem mit Strangern, vor allem mit Mädchen, aber eigentlich war das nie so schlimm. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ihr beiden euch gut miteinander versteht."

"Als bester Freund würde ich ihm vielleicht mal einen Probekurs für 'ne Selbsthilfegruppe schenken", schlug ich ihm vor und versuchte somit, das Ganze auf eine lustige Weise zu betrachten.

"Das merk ich mir", grinste er mich an und drehte sich dann zu Anna, die ihm aufgeregt etwas erzählte, was ich jedoch nicht mitbekam, da ich zu weit weg saß. Super.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und beobachtete die Leute, die sich inzwischen auf die Tanzfläche getraut hatten. Doch schon nach kurzer Zeit konnte ich dem Anblick vor mir nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit schenken, da ich förmlich spürte, wie mich jemand von hinten anstarrte. Als ich mich vorsichtig ein Stück zur Seite umdrehte und hinter mich blickte, trafen meine Augen auf einen mir inzwischen bekannten Blick. Selbst auf die Entfernung spürte ich die Kälte, die von ihm ausging. Schnell schlug ich meinen Blick nieder und drehte mich wieder um.

Reiß dich zusammen, Teresa! Du darfst ihn nicht zu nah an dich ranlassen! Denk nicht so viel über ihn nach! Alles wird gut! Doch selbst dieses neue Mantra immer wieder zu wiederholen brachte mich nicht weiter. Ich konnte meine Gedanken nicht von ihm abwenden.

Als eine langsame Ballade eingespielt wurde, sprang Jorge sofort auf und griff nach Annas Hand. "Wir sind sofort wieder da, Teresa!"

Und schon waren sie weg.

Doch überraschenderweise war ich nicht lange alleine, denn bevor ich meine beste Freundin in Gedanken dafür verantwortlich machen konnte, dass ich mutterseelenallein in einer Bar saß, während sie sich mit ihrem Freund amüsierte, wurde der Barhocker neben mir nach hinten gezogen. Deutlich spürte ich die Präsenz einer Person neben mir. Aber als ich ihr den Blick zuwandte, wäre ich doch lieber alleine gewesen.

a/n: habe heute irgendwie lust und zeit zu schreiben, deswegen gleich zwei kapitel, woah. die nächsten tage könnte auch noch einiges kommen. :)

schreibt mir doch mal eure meinung!

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