Kapitel 2

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Als ich die Tür aufschloss und eintrat, roch es im gesamten Haus nach Essen. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und schmiss meine Schultasche achtlos auf die Treppe, die nach oben zu meinem Zimmer führte.
„Mom, ich bin zu Hause!“, rief ich.
„Harry, Schatz, kommst du bitte, das Essen ist gleich fertig. Ich habe extra für dich gekocht!“
Oh nein, das konnte nichts Gutes bedeuten. Immer, wenn meine Mutter frisch für mich kochte, diente das als Ablenkungsmanöver für irgendwelche schlechten Neuigkeiten.
„Was ist los?“, fragte ich, als ich in die Küche schlurfte.
„Was soll los sein? Kann ich nicht einfach mal was Leckeres für meinen Sohn kochen?“
„Nein Mom, ich kenne dich doch. Also was ist es dieses Mal?“
„Jetzt setz dich doch erst mal und iss was“, sagte sie und stellte den Topf mit Nudeln auf den Tisch.
„Ich kann nicht essen, wenn ich weiß, dass irgendwas nicht stimmt! Oh mein Gott.“ Plötzlich schoss mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Mein Herz raste und ich betete, dass es nicht das war, woran ich dachte. „Ist Dusty tot?“
Geschockt sah mich meine Mutter an.
„Harry also wirklich, denkst du, dass ich jetzt in der Küche stehen und für dich kochen würde, wenn unsere Katze gestorben wäre? Nein, ihr geht es prima!“ Wie aufs Stichwort tapste Dusty in die Küche und miaute laut. Erleichtert atmete ich aus und füllte schnell ihren Fressnapf mit Trockenfutter. Dann setzte ich mich zu meiner Mutter an den Tisch und nahm mir etwas von den Nudeln mit Tomatensauce.
„Also? Ich sitze und esse, wie du wolltest. Jetzt verrat mir was los ist“, sagte ich mit vollem Mund.
„Na schön“, seufzte sie. „Du weißt ja, dass Gemma und Liam sich getrennt haben…“
„Du meinst, dass Liam Gemma betrogen und für eine Andere verlassen hat?“, unterbrach ich sie wütend. Wenn ich diesen Idioten jemals wieder zu Gesicht bekommen würde, würde ich ihm die Nase brechen. Nein, nicht nur die Nase, besser direkt das ganze Gesicht. Verdient hatte er es, nachdem, was er meiner großen Schwester angetan hatte.
„Jedenfalls hat Gemma ab Montag Semesterferien und ich dachte, es wäre vielleicht eine gute Idee, sie etwas abzulenken, also habe ich für uns beide eine Kreuzfahrt gebucht. Zwei Wochen durch die Karibik.“
„Klingt super, gute Idee! Und was sind die schlechten Neuigkeiten?“
„Na ja, du bist für zwei Wochen ganz alleine hier.“
„Dafür hast du extra gekocht?“, fragte ich lachend. „Mom, das ist doch kein Problem, ich bin 17. Ich kann auf mich selbst aufpassen, keine Sorge.“
„Wirklich?“, fragte sie unsicher und ich nickte.
„Super, dann rufe ich jetzt Gemma an und erzähle es ihr“, sagte meine Mutter freudestrahlend und verschwand ins Wohnzimmer, um mit meiner Schwester zu telefonieren. Apropos telefonieren, ich musste Perrie noch anrufen, also zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte ihre Nummer.
„Halloooo“, hörte ich ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie schien wirklich gut gelaunt zu sein.
„Hi, ich bin’s, Harry.“
„Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen, ich dachte schon, du rufst gar nicht mehr an“, sagte sie und lachte. „Also, wann treffen wir uns?“
„Kann ich dich in einer halben Stunde abholen?“
„Geht klar, ich schick dir die Adresse gleich. Nimm genug Geld mit, wir, mein Freund, gehen gleich shoppen!“
„Wieso?“, fragte ich verwirrt. Ich dachte, ich sollte ihr nur die Stadt zeigen.
„Weil wir auf eine Party eingeladen sind heute Abend“, antwortete sie und bevor ich irgendetwas erwidern konnte, hatte sie schon aufgelegt. Wenige Sekunden später bekam ich eine SMS mit ihrer Adresse und einem „Sorry, ich erzähl dir später alles. Bitte komm.“
„Mom?“, rief ich meiner Mutter zu, die daraufhin mit dem Telefon am Ohr in die Küche kam.
„Okay Süße, wir telefonieren später nochmal, ja? Harry möchte mit mir reden…Ja, ich dich auch, bis dann Gemma!“ Sie legte auf und stellte das Telefon auf die Station.
„Was gibt’s Harry?“, fragte sie mich.
„Darf ich heute Abend auf eine Party gehen?“ Ihre Augen weiteten sich und ihr Mund öffnete sich zu einem großen „O“.
„Ist das dein Ernst? Du bist auf eine Party eingeladen?“ Als ich nickte fiel sie mir um den Hals und drückte mich fest an sich. „Mein Baby ist auf eine Party eingeladen! Harry das ist toll! Natürlich darfst du gehen!“
„Okay…danke.“ Ich wusste, dass sie es nicht böse meinte, aber ihre Reaktion machte mir wieder klar, was für ein Loser ich war und das irgendetwas falsch daran war, dass ich auf eine Party eingeladen war. „Oh und Mom, kann ich das Auto haben? Ich treffe mich mit einer Freundin in der Stadt zum Shoppen.“ Sie löste sich von mir und nickte.
„Mit einer Freundin? Wie heißt sie denn? Klar, die Schlüssel liegen auf der Kommode.“
„Perrie Edwards, sie ist neu auf unsere Schule gekommen. Ich muss jetzt wirklich los, sonst komme ich zu spät“, sagte ich und rannte geradezu aus der Küche, bevor sie mich noch weiter mit Fragen über Perrie löchern konnte.
„Alles klar, viel Spaß und fahr vorsichtig!“, rief sie mir hinterher.
Schnell kramte ich mein Portemonnaie aus meiner Schultasche, schnürte meine Chucks und schnappte mir die Autoschlüssel von der Kommode. Ich stieg in den schwarzen Range Rover, den meine Mom nur wegen mir gekauft hatte und gab Perrie’s Adresse in mein Navi ein.
Innerhalb von zehn Minuten kam ich an. Sie wohnte in einem Doppelhaus, also ein Haus, dass in zwei Hälften unterteilt war. Da ich nicht wusste, in welcher Hälfte sie wohnte, rief ich sie an.
„Ich warne dich Harry, wehe du lässt mich sitzen“, sagte sie, als sie meinen Anruf annahm.
„Nope, bin schon da. Ein bisschen zu früh, sorry.“
„Woah, dieser Monsterwagen vor unserem Haus gehört also dir? Nicht schlecht! Ich komm jetzt raus, bis gleich.“ Ungefähr eine Sekunde später öffnete eine extrem gut gelaunte Perrie die Tür der linken Haushälfte und rannte auf mein Auto zu. Ich lehnte mich über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Autotür.
„Das ist definitiv das coolste Auto, das ich jemals von innen gesehen habe“, sagte sie und ließ sich auf den Sitz fallen. Stolz grinste ich sie an. Zwar gehörte mir das Auto nicht alleine, aber immerhin hatte ich es ausgesucht.
„Worauf wartest du, fahr los!“ Ungeduldig rutschte sie in ihrem Sitz hin und her.
„Du musst dich noch anschnallen.“
„Spießer“, sagte sie und schnallte sich an. Ich streckte ihr die Zunge heraus, dann löste ich die Handbremse und fuhr los. Perrie schaltete das Radio ein und drehte sofort die Lautstärke auf, als ihr „Lieblingssong aller Zeiten“ lief. Auch ich mochte den Song und wir beide sangen lautstark mit.
„Man Harry, du kannst ja echt gut singen!“ Ich wurde rot. Das war das erste Mal seit drei Jahren, dass mir jemand, der nicht Teil meiner Familie war, ein Kompliment machte. Diese ganze „befreundet sein“-Sache hatte ich irgendwie verlernt.
„Danke…du aber auch“, sagte ich und lächelte sie kurz an, bevor ich meine Augen wieder auf die Straße richtete.
Wir stellten den Range Rover in einem Parkhaus eines großen Einkaufzentrums ab und machten uns dann auf den Weg, um die Geschäfte abzuklappern. Zuerst suchten wir nach einem Outfit für Perrie, was wir erstaunlich schnell zusammen hatten. Sie zog mich in einen Laden nach dem anderen und nach über zwei Stunden hatten wir im letzten Laden schließlich das perfekte Outfit gefunden. Ich würde auf der Party eine schwarze Skinny Jeans, ein weißes, lockeres Tank Top mit einem „Ramones“ Aufdruck und eine Jeansjacke tragen. Dazu meine weißen Chucks, die ich sowieso schon anhatte. Ich brachte die Sachen zur Kasse, zückte mein Portemonnaie und zog meine Kreditkarte heraus, um zu bezahlen.
„Woah! Du hast eine schwarze Kreditkarte?“, schrie sie und starrte ungläubig auf die Karte in meinen Händen.
„Shht, muss ja nicht jeder mitkriegen“, flüsterte ich, da uns jeder im Laden anstarrte. „Der Freund von meiner Mutter ist Geschäftsführer einer großen Firma, er ist stinkreich. Die Karte hat er mir zu meinem 17. Geburtstag geschenkt.“
„Ultra cool.“
Nachdem ich bezahlt hatte, zog Perrie mich in einen Friseursalon, der ebenfalls in dem Einkaufszentrum war.
„Vertraust du mir?“, fragte sie mich. Oh nein, was hatte sie vor? Wollte sie, dass ich mir die Haare färbte oder abschnitt? „Keine Sorge, ich denke nicht, dass du viel verändern solltest, aber ich denke eine kleine Veränderung würde dir gut tun.“ Zögerlich nickte ich.
„Gut, dann geh dich schnell auf der Toilette umziehen, damit du später deine Frisur nicht ruinierst. Bis gleich.“

Als ich umgezogen wieder den Friseursalon betrat, sah ich, dass Perrie in einem der Stühle saß und sich offensichtlich die Haare färben ließ. Lila. Sie bemerkte mich und winkte mich zu sich herüber.
„Das ist er, machen sie es einfach so, wie wir es eben besprochen haben, okay?“, sagte sie zu einem der Friseure. Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass ich das Schicksal meiner Haare in die Hände von jemandem legte, den ich nicht mal 24 Stunden kannte. Immerhin waren sie das einzige, was ich an mir mochte.
Nach ungefähr zwanzig Minuten waren meine Haare gewaschen, geschnitten, geföhnt und gestylt. Sie waren ein bisschen kürzer als vorher und meine Locken waren nicht mehr ganz so wild.
„Versteh das jetzt nicht falsch, aber du siehst echt heiß aus, Harry. Wenn du heute Abend nicht mindestens ein Mädchen aufreißt, ist diese Schule wirklich die, mit den dümmsten Leuten, die ich jemals kennen gelernt habe“, sagte Perrie und grinste mich an. Mir schoss das Blut in den Kopf.
„Danke“, murmelte ich. „Also…diese Party, die ist von Leuten aus unserer Schule?“, fragte ich.
„Ja, Zayn hat mich eingeladen. Er ist zwar ein Idiot, aber ich hatte echt Lust mit dir feiern zu gehen.“ Geschockt sah ich sie an. Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
„Zayn? Du nimmst mich mit auf eine Party, auf die Zayn dich eingeladen hat? Sorry, aber da kann ich nicht mitkommen. Er und seine Freunde hassen mich. Alle hassen mich, verstehst du? Niemand will mich da!“, versuchte ich ihr verzweifelt zu erklären.
„Ich will dich da haben, Harry. Entspann dich, das wird lustig und wenn es wirklich so schlimm wird, können wir sofort fahren, versprochen.“ Auch wenn ich wirklich keine Lust mehr auf diese Party hatte, willigte ich ein. Perrie war die erste Freundin, die ich seit langem hatte und ich wollte sie nicht enttäuschen.
Ich beobachtete sie dabei, wie sie sich schminkte, während die Farbe in ihre Haare einzog.
„Warum färbst du dir die Haare lila?“
„Ich hatte Lust auf Veränderung. Und na ja, ich wollte die anderen, vor allem Zayn ein bisschen schocken.“
„Wieso Zayn?“, hakte ich nach.
„Ich will wissen, ob er mich immer noch kennenlernen will, wenn ich anders aussehe, anders als die anderen.“
„Wieso willst du…OH! Du stehst auf ihn!“, stellte ich fest und grinste sie breit an. „Ich dachte, du findest Typen wie Zayn sind Idioten.“ Sie wurde knallrot und wich meinem Blick aus.
„Ja, so dachte ich auch…aber nach der Schule kam er nochmal zu mir und hat sich für sein kindisches Verhalten entschuldigt. Ich glaube, eigentlich ist er ganz nett, aber ein typischer Mitläufer. Es ist eine Herausforderung, verstehst du? Ich will wissen, ob er sich auch für mich interessiert, wenn das bedeuten könnte, dass er seinem Ruf damit schadet.“
„Viel Glück damit“, murmelte ich.
„Hey, guck doch nicht so traurig! Nur weil Zayn ein Arsch zu dir ist, heißt das doch nicht, dass ich mich gegen dich stelle, weil ich ihn ganz süß finde.“
Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, kam einer der Friseure zu uns um Perrie’s Haare auszuspülen und zu stylen. Nach einer guten halben Stunde war auch sie fertig und wir gingen zurück zum Auto, um uns auf den Weg zur Party zu machen. Auch wenn ich absolut nicht damit gerechnet hatte, ihre neue Haarfarbe stand ihr super und ließ sie noch cooler wirken.
Perrie durchwühlte das Handschuhfach, in dem ein paar CD’s lagen, nach einer, die ihr gefiel.
„Oh.mein.Gott! Harry Styles, du bist offiziell eine der coolsten Personen, die ich jemals kennengelernt habe. Dein Musikgeschmack ist genial!“
Den Rest der Fahrt redeten wir nicht miteinander, da sie „Save the World – Get the Girl“ von The King Blues eingelegt und voll aufgedreht hatte. Eins meiner Lieblingsalben.
Als wir ankamen, war die Party schon in vollem Gange. Ich stellte den Range Rover am Straßenrand ab, allerdings zwei Minuten zu Fuß entfernt von dem Haus, in dem die Party stattfand, da die restlichen Parkplätze schon alle belegt waren. Schweigend liefen wir den Weg zum Haus zurück. Ich war noch nie in meinem Leben so aufgeregt gewesen. Gleich würde ich auf eine Party gehen, auf der außer Perrie nur Leute waren, die mich hassten.
„Du musst wirklich keine Angst haben Harry, ich bin für dich da“, sagte sie und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter, als wir vor der Haustür zum Stehen kamen. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, dann drückte ich auf die Klingel. Es dauerte eine Weile, doch dann wurde uns endlich die Tür geöffnet und vor uns stand kein Geringerer als Louis Tomlinson.
Dreh dich um und renn weg. Schnell, solange du noch kannst, mach dass du hier weg kommst! , schrie eine Stimme in meinem Kopf, doch ich war fest entschlossen, Perrie nicht zu enttäuschen.
Wütend sah Louis von mir zu Perrie und dann wieder zu mir, direkt in meine Augen. „Was machst du denn hier, Styles? Ich bezweifle, dass irgendjemand so einen Loser wie dich eingeladen hat“, zischte er.
„Er ist mit mir hier. Zayn hat mir gesagt, ich darf jemanden mitbringen. Dürfen wir jetzt reinkommen oder sollen wir hier Wurzeln schlagen?“ Wow, Perrie hatte überhaupt keine Angst vor Louis. Normalerweise schüchterte er jeden ein.
Er sah ein letztes Mal zwischen uns beiden hin und her, bevor er mit einem verächtlichen Schnaufen zur Seite trat und uns hineinließ.
Na das ging ja schon mal gut los.

So, das war Kapitel 2. Ich weiß, von Larry hat man nicht viel mitbekommen, aber das Kapitel brauchte ich als Übergang. Im nächsten wird es eine ordentliche Ladung Larry geben, das verspreche ich euch! Danke an diejenigen, die gevoted und kommentiert haben beim letzten Kapitel und danke an meine beste Freundin Thresie, die mir so sehr hilft, wenn ich an einer Stelle nicht weiterkomme.

Anni <3

The mess I made [Larry Stylinson AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt