4. Ein billiger Abklatsch

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„Was willst du hier?“ Noah war genervt. Die Letzte, die er jetzt sehen wollte, war Maia.

 „Na, dich sehen, was soll ich hier sonst wollen?“. Er verdrehte die Augen „Du kannst doch nicht einfach hier auftauchen, wir hatten das doch schon geklärt oder nicht?! Was hättest du gemacht, wenn mein Dad aufgemacht hätte?“ , aber Maia nahm ihn nicht ernst und kicherte „Dann hätte ich ihm erzählt, dass ich deine neue Freundin bin und froh bin, ihn endlich kennen zu lernen, was dachtest du denn?“. Diese Frau trieb ihn zur Weißglut „Hör zu, ich sag’s dir jetzt zum Allerletzten Mal: Du wirst meinen Vater nicht kennen lernen. Wir beide SIND kein Paar und werden es auch in Zukunft nicht sein. DU hast Vorgeschlagen, wir könnten uns doch ganz unverbindlich treffen und es sei kein Problem für dich. Ich hab‘ dich mehrmals gefragt, ob das noch dein Standpunkt sei, weil’s von meiner Seite aus komplett unverbindlich geblieben ist und du hast es jedes Mal bestätigt!“. Sie grinste ihn nur frech an, zog ihn mit ihrer rechten Hand an seinem T-shirt zu sich und küsste ihn „Ganz ruhig, ich will nur meinen Spaß. Also kommst du jetzt oder was?“. Noch vollkommen durcheinander von dem unerwarteten Kuss, ging er wieder in die Wohnung, steckte seinen Schlüssel ein und knallte die Haustür hinter sich zu „Geh’n wir.“

Er stieg in ihren silbernen VW Golf „Meinst du nicht, der Opel Zafira von deinem Vater wäre besser gewesen?“. Maia grinste noch immer „Nein, heute fahr’n wir mal in meine Wohnung, hab auch extra aufgeräumt“. Noah war sich noch nicht sicher was er davon halten sollte und erst Recht nicht, ob das was er da tat überhaupt richtig war. Doch jetzt war es zu spät, sagte er sich. Jetzt musste er es durchziehen und vielleicht konnte er versuchen dabei an Rina zu denken. Maia stellte ihm die ganze Autofahrt über unwichtige Fragen, auf die er nur kurz angebunden antwortete, in der Hoffnung, sie würde es einfach lassen.

Nach unangenehmen dreißig Minuten Autofahrt kamen sie in einer Straße an, an deren linken Seite eine ganze Reihe Mehrfamilienhäuser zu sehen war, deren weiße Fassaden in Kontrast zu den einheitlich dunkelblauen Dachziegeln standen. Diese Häuser hatten vom ersten bis zum jeweils 3 Stock große Fenster, durch die man direkt in das ebenfalls weißgestrichene Treppenhaus, mit seinen marmorweißen Treppenstufen und dem majorblau gestrichenen Geländer, sehen. Die Briefkästen, die ungefähr die Größe von zwei nebeneinander gelegten DVD-Hüllen und die Dicke eines Harry Potter Romans hatten, waren matt silberfarben.  Vor jedem Hauseingang befanden sich, direkt neben dem Gehweg, je drei Parkplätze, die von kleineren Bäumen mit kugelförmiger Baumkrone, auf circa zwei Quadratmeter Grasfläche, in drei aneinanderreihenden getrennt wurden. Direkt gegenüber der Häuser parkten vereinzelte Autos oder sogar manchmal kleinere Autoketten hintereinander. Der Gehweg auf dieser Seite war direkt angrenzend an eine große Wiese, auf der das Gras beinahe mannhoch wuchs. Maia parkte Ihren Wagen auf einem der Dreierparkplätze vor einem der Mehrfamilienhäuser „So, hier wohn‘ ich“ und schaltete den Motor aus. Noah und sie schnallten sich ab und stiegen beinahe synchron aus dem Auto aus. Maia steuerte direkt das Haus an, zu dem der Parkplatz gehörte und Noah folgte ihr wortlos. Im Haus stiegen sie die Treppen bis ganz hoch in den dritten Stock hinauf und dort schloss sie die hellbraune Holztür, die mit einem metallenen Knauf versehen war, auf. In der Wohnung angekommen, ließ sie Noah keine Zeit sich umzusehen, denn sie warf ihre Schlüssel perfekt gezielt in eine tellergroße dunkelgrüne Porzellanschüssel mit schwarzem Fleckenmuster, drehte sich um und zog ihn direkt zu sich für einen leidenschaftlichen Kuss. Er wehrte sich nicht, dass war was er wollte…dachte er zumindest bis zu diesem Zeitpunkt und riss sich sein T-shirt über den Kopf, das er Blind wegwarf. Sie tat es ihm gleich und hatte ihre Finger blitzschnell an seinem Gürtel, den sie ihm mit flinkem Griff innerhalb von dem Bruchteil einer Sekunde geöffnet hatte. Während sie sich auszogen und ihre Klamotten in der gesamten Wohnung verteilten, hörten sie nicht einen Moment auf sich zu küssen. Anders als bisher, fühlte sich Noah nicht eine Sekunde lang wohl, weshalb er schließlich versuchte sich vorzustellen, es wäre Rina, die er da vor sich hatte und stürmisch küsste. „Komm schon! Du bist hier nur wegen dem Sex hier und nicht, um nach Liebe zu suchen! Es ist nur Sex, jetzt bring es schon fertig!“ dachte er sich und schmiss Maia, die nur noch einen schwarzen Spitzen-BH und einen dazu passenden Slip trug, auf’s Bett. Er selbst streifte seine Jeans an den Beinen ab und sofort lag er, über Maia gebeugt, auf dem Bett und fing an ihren Hals hinab zu ihrem Schlüsselbein zu küssen. Sie stöhnte leise auf, bäumte sich auf und griff mit einer Hand hinter sich, um ihren BH zu öffnen und ihn schließlich auch auf dem Boden landen zu lassen. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte sich an ihn und drehte ihn auf den Rücken, so dass sie rittlings auf ihm saß. Sie küsste ihn noch einmal, bevor sie sich über seinen Oberkörper hermachte und letztendlich immer tiefer ging, bis sie schließlich am Bund seiner Boxershorts angekommen war. „Komm schon, denk an Rina! Stell dir vor, sie wäre Rina und genieß‘ das alles“ ermutigte er sich selbst dazu, das alles hier durchzuziehen und öffnete die Augen.

Ein Fehler, denn genau in dem Moment, als er seine Boxershorts zwischen Maias Zähnen sah, während sie ihm direkt in die Augen sah, wurde ihm übel. Er zog seine Beine schnell zu sich „Hör auf..., bitte, hör auf…“. Maia sah ihn perplex an und schüttelte verständnislos den Kopf „Was geht denn jetzt? Wieso soll ich aufhören?“. Noah wusste, dass das was er da tun wollte falsch war und er fühlte sich auch alles andere als wohl. Er fühlte sich schäbig und hatte sich selbst gegenüber ein verdammt schlechtes Gewissen, weil er wusste, dass er sich belog. Er stand auf und sammelte seine Klamotten wieder ein. Sein Blick war nicht klar, genauso wenig wie seine Gedanken. Er nahm nichts mehr um sich herum wahr, außer seinen Klamotten, die er vom Boden aufsammelte. Er konnte das nicht mehr, er konnte sich einfach nicht mehr mit Maia treffen und das Schlimme daran war, dass er selbst wusste, wie sich das für andere Männer anhörte, aber er wusste ebenfalls, dass die Anderen eben keinen blassen Schimmer von dem hatten, was ihm widerfahren war oder was in seinem Innersten vor sich ging. Er schlüpfte in sein Schuhe und verließ, ohne sich umzusehen, fluchtartig die Wohnung, rannte dann die marmorweißen Treppen hinunter, stieß die schwere Haustür auf und rannte in die Richtung, aus der Maia und er vorher gekommen waren. Nach knapp dreihundert Metern war er außer Atem, doch er konnte nicht stehen bleiben, also joggte er noch weitere dreihundert Meter, bis er schließlich Seitenstechen bekam und stehen blieb. Er ließ sich auf den Randstein, des Bürgersteigs sinken und blickte gedankenverloren zu Boden. Maia war nicht wie Rina. Sie war ihr vielleicht optisch in gewisser Weise ähnlich, doch ansonsten war sie ein ganz anderer Mensch und konnte Rina weder das Wasser reichen, noch sie in irgendeiner Art und Weise ersetzen.

Noah wusste nicht wie lange er dort saß, doch irgendwann, spürte er eine Hand auf seiner Schulter – Maias Hand. „ Was ist denn los mit dir?! Ist es etwa wegen dieses einen Mädchens?“ Noah wurde wütend, wenn Maia über Rina sprach, aber vor allem störte ihn dieser  abfällige Unterton, den sie dabei hatte, doch er wollte ruhig bleiben und sagte nichts dazu. „Was willst denn noch mit der?! Du hast brauchst die doch gar nicht! Du hast doch…“ – „DICH?! Wolltest du DAS sagen?! Du hast doch absolut keine Ahnung von was du da redest! Aber weißt du was?! Ich klär dich auf! Ich brauche meinen Dad und meinen besten Freund und sie brauche ich auch, aber DICH, DICH brauche ich NICHT!!“ unterbrach er sie, denn er konnte seine Wut nur noch schwer zurückhalten. „Noah…“ , doch er ließ sie nicht ausreden „Soll ich dir mal sagen was du bist?! Du bist für mich nichts weiter als eine billige Kopie, ein billiger Abklatsch von ihr! Und das habe ich heute zum ersten Mal deutlich gesehen. Du bist einfach zu weit gegangen, Maia, fahr mich nachhause und dann kannst du hingeh’n wo der Pfeffer wächst.“. Noah stand auf und sah Maia direkt in die Augen. Nein, das war nicht Rina und Maia würde sie auch niemals ersetzen können. Als hätte sie geahnt, dass es dazu kommen würde, zog Maia ihren Autoschlüssel aus ihrer Jackentasche, drehte sich um und lief in Richtung ihres Autos. Sie liefen schweigend zum Auto, stiegen schweigend ein und dieses Schweigen hielt während der gesamten Autofahrt an. Nach ungefähr dreißig Minuten, standen sie wieder vor seinem Haus, Noah stieg aus warf die Autotür ohne ein Wort zu. Maia wendete ihr Auto und blieb noch einmal stehen bevor sie wegfuhr. Sie ließ das Fenster herunter. Noah hörte es, doch ihm war es egal, was sie noch zu sagen hatte und als letztes hörte er „Ich hoff‘ für dich, sie ist es wert“, dann fuhr sie weg.

Rina, Rina, Rina. Überall Rina. Wie sollte das weitergehen? Wohin sollte das nur führen, wenn er nicht einmal dazu im Stande war ganz unverbindlichen Sex mit einer quasi fremden attraktiven Frau zu haben?

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Auf dem Bild seht ihr Maia

Bitter Sweet SymphonyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt