5. Enttäuschungen und Alkohol

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Direkt einen Tag nach dem Zwischenfall mit Maia, wollte Noah wissen wie es Rina ging und was sie so tat, also loggte er sich in Facebook ein und schrieb Stefan an, da Noah nicht mit ihr auf Facebook befreundet war. Stefan war, als Rina noch zur Schule ging, in ihrer Stufe. „Irgendwas neues?" kam er direkt auf den Punkt und fieberte als er das ‚Stefan schreibt etwas…“ las.  „Gibt paar neue Bilder, willst alle?“. Noah freute sich, denn Bilder von Rina gaben ihm das Gefühl, ihr nicht ganz so fern zu sein, wie er es leider war. „Hm joa, schick ma‘“ antwortete er, aber kaum hatte er diese Worte abgetippt, bekam er ein ungutes Gefühl in der Magengegend und als Stefan „Okay…hier das erste, aber du wirst es hassen“ schrieb, verstärkte sich dieses Gefühl und sofort dachte er an Rinas Ex-Freund. Noah klickte den Link an und da – wie er es vermutet hatte – Rina und ihr Ex-Freund, nebeneinander. Verdammt, das tat weh oder tat es nicht weh? Es war ein seltsames Gefühl, aber kein impulsives, wie es Noah von sich selbst nur zu gut kannte. Nein, es war ein dumpfes Gefühl, das sich wie ein tonnenschweres Gewicht auf sein Herz legte und ihm wortwörtlich Bauchschmerzen bereitete. Zudem fühlte sich sein Kopf vernebelt an und seine Arme und Beine schwer, aber er verspürte nicht den bekannten Schmerz in der Brust, denn er wusste, dass zwischen Rina und ihrem Ex nichts mehr lief, ernsthaft, aber es machte ihn traurig, wenn er daran dachte, was sie 2 Jahre zuvor zu ihm sagte:

„Weißt du, wenn ich von der Schule geh’und studier‘, werd‘ ich zu ganz ganz vielen Leuten, die mir viel bedeuten, den Kontakt abbrechen müssen und deshalb wird es auch besser sein, wenn wir den Kontakt auch komplett abbrechen“

Noah wusste, was sie damit sagen wollte. Er wusste, dass es nur eine mildere Umschreibung für „Du bedeutest mir echt viel, aber geht nicht“ war und er freute sich auch darüber, dass er Rina viel bedeutete und er wusste das auch, aber es machte ihn traurig, zu sehen, wie sie ihre Zeit mit diesem wandelnden Volldeppen verbrachte, anstatt es zu wagen und ihre Zeit mit Noah zu verbringen. Noah wusste ihre Zeit sicher besser zu schätzen als dieser undankbare Gnom. Die anderen Bilder überflog er nur flüchtig „Ja, du hattest Recht, ich HASSE dieses Bild! Aber jetzt hab‘ ich wenigstens ‚nen Grund mich volllaufen zu lassen.“ Schrieb er daraufhin vollkommen nüchtern zu Stefan „Ich geh mal n bisschen Wut abbauen und danach direkt auf ne Betriebsfeier mit meinem Dad“ und loggte sich aus. Er lief in sein Zimmer, nahm seine Gitarre aus der Ecke und setzte sich mit ihr mitten auf sein Bett. Er spielte und spielte und das so lange, bis seine Finger wehtaten. Es tat ihm nicht einmal weh, dieses Bild von Rina mit ihrem Ex, nein, es enttäuschte ihn. Es war auch keine Eifersucht, denn er wusste, Rina empfand nichts für diesen Typen und tat das auch nicht, als sie zusammen waren. Noah verspürte nur Enttäuschung und diese Enttäuschung erdrückte ihn innerlich. Rina konnte sich aussuchen mit wem sie ihre Zeit verbrachte, aber sie hatte sich, seit ihrer letzten Begegnung, nicht mehr dafür entschieden, Zeit in seine Gegenwart, seine Worte oder Gefühle zu investieren. Stattdessen hing sie mit diesem Kasper herum und ignorierte ihre und Noahs Gefühle füreinander. Warum gab sie ihm nur keine Rolle in ihrem Leben? War er denn so ein schlechter Mensch? Alles was er wollte war doch, bei ihr zu sein, was sie offenbar nicht verstand oder besser: nicht verstehen wollte.

 Da kam auch schon sein Vater nachhause und wollte direkt auf die Betriebsfeier. Von diesem Moment an, zog alles an Noah vorbei, bis sie schließlich auf der Feier angekommen waren und sein einziger Gedanken das bevorstehende Essen war. Sie gingen in die große Lagerhalle der Firma wo bereits 6 Biertische –und Bänke parallel zueinander in Dreierreihen standen. Allesamt voll von Mitarbeitern der Montagefirma, für die sein Vater arbeitete. Die Meisten, insbesondere den Chef selbst, seine Frau und deren Töchter, Maren und Laura, kannte er schon aus jungen Kindertagen. Maren war in Begleitung ihres Neugeborenen und ihres Mannes, während Laura allein kam. Da die große Menge allerdings um Maren und ihr Baby geschart war, setzten sich Noah und sein Vater direkt an den Eingang der Lagerhalle. Als Erstes gab es Kaffee und Kuchen, von dem sich Noah reichlich auf seinen Pappteller nahm beziehungsweise in seinen Becher goss – die erste Mahlzeit an diesem Tag, mal ganz abgesehen von den unzähligen Zigaretten, die er bisher geraucht hatte. Das worauf er aber am Meisten wartete, war das Anzapfen des dreißig Liter Fasses Weizenbier, das jedes Jahr für die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wurde – umsonst. „Dad, wann wird angezapft?“ fragte er, während er schon ungeduldig auf der Bierbank auf und ab wippte „Jetzt!“ erwiderte sein Vater daraufhin und stand auf, um das Fass anzuzapfen. Endlich! Na das würde wohl wieder im Vollsuff enden, dachte er sich.

Bitter Sweet SymphonyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt