8. Verlier' dein Lächeln nicht

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Noah rieb sich die Augen, schaltete das Telefon auf stumm und stellte es wieder auf die Ladestation. Wer ihn erreichen wollte, kannte seine Handynummer, für den Rest reicht auch der Anrufbeantworter. Auf einmal spürte er sein Handy in der Hosentasche vibrieren und griff danach. Den Bildschirm schnell mit der eingestellten Pin entsperren - 23041988 - Rinas Geburtsdatum. Stefan schrieb "Schlechte Nachrichten, die Olle geht ins Ausland". Ein dumpfes Gefühl der Panik befiel ihn augenblicklich, denn mit "Olle" meinte er niemand anderes als Rina. Noah blieb im Gang stehen und tippte so schnell er nur konnte "Was?! Wieso? Wohin? Mit wem? Und vor allem, mit wem?". Er konnte den Blick nicht vom Display seines Handys lösen. "Ja! Keine Ahnung, Studium vielleicht. Nach Australien, aber ich weiß nicht wohin genau oder mit wem.", antwortete Stefan. Mit jeder weiteren Information sackte Noah innerlich zusammen. "Für wie lange?", wollte er von Stefan wissen, woraufhin ein knappes "1 Jahr" als Antwort kam.

Er legte sein Handy weg. Ein Jahr, das heißt, er würde sie ein weiteres nicht sehen. Eigentlich könnte man meinen, es würde keinen Unterschied machen, ob sie in einem anderen Land wäre oder nicht, aber wenn sie in einem anderen Land wäre, bestünde absolut nicht die geringste Chance auf ein Wiedersehen mit ihr. Es klingelte einmal, dann zweimal, Noah stand einfach nur da, wie in einer Schockstarre. Seine Gedanken rasten, sein Atem ging schwerer und er könnte das Pochen seines Herzens dumpf in seinem Kopf spüren. Ihm wurde schwindelig und vor seinen Augen verschwamm alles - es klingelte ein drittes mal. Sie ging noch weiter weg, entfernte sich noch mehr von ihm. Jegliche Chancen sie im folgenden Jahr zu sehen, wurden ihm genommen. Da rief Jemand auf seinem Handy an und ohne es wirklich zu realisieren, nahm er ab ohne etwas zu sagen. "Wo bist du?" - es war Alex, ein Kumpel. "Zu Hause, wieso?", da ertönte ein lautes Lachen am anderen Ende der Leitung "Wie wär's dann mal mit Tür aufmachen?". Noah war immer noch wie in Trance "Was?...Achso, ja, Moment" und legte auf. Schuhe an, Schlüssel und Handy in die Hosentaschen und raus. "Also können wir?", wollte Alex wissen, der gerade dabei war wieder in seinen schwarzen Fiat Punto einzusteigen. Als er sich dabei nur einen ratlosen Blick von Noah einfing, lachte er wieder "Du verpeilter Sack, wir wollten doch mit den anderen essen gehen! Sag bloß, du weißt das nicht mehr!". Da fiel es Noah plötzlich wieder ein "Ach stimmt ja, sorry, muss nur noch meinen Geldbeutel holen!", entschuldigte er sich im Reingehen.

Er mochte Alex, denn er war nicht nachtragend und konnte eigentlich über jeden Mist lachen. Allerdings war er mit ihm auch nur sehr oberflächlich befreundet und hatte demnach nicht allzu viel mit ihm zutun.

Bei Subway, wo sich die Freunde getroffen hatten, redete Noah nicht viel. Das war für ihn eigentlich sehr ungewöhnlich, da er doch zum Alleinunterhalter tendierte und somit sein gesamtes Umfeld bei Laune hielt. "Was ist denn mit dir heute los?" wollte Jemand wissen, doch Noah achtete nicht darauf wer und zuckte, statt eine Antwort zu geben, nur mit den Schultern, während er wortlos sein Sandwich herunterschlang. Seine Gedanken schweiften ab. Wieso musste sie denn unbedingt gehen? Noch weiter weg. Als würde er sie nicht so schon genug vermissen und ständig hoffen, sie würde ihm irgendwo zufällig über den Weg laufen. Jetzt würde er sie noch mehr vermissen und gar nicht sehen. Aber leider konnte er rein gar nichts dagegen tun. Ein kleiner Teil in ihm freute sich sogar für Rina. Australien war schließlich schön. Die Hauptsache war doch, dass es ihr gut ging und das tat es auch... oder?

"Hey Arche Noah, ich komm gleich noch mit zu dir, wenns Recht ist", riss ihn Mo grinsend aus seinen Gedanken. "Was für Arche? Willst du Stress, oder?", gab Noah zurück und warf seinem besten Freund einen gespielt bösen Blick zu, woraufhin beide in schallendes Gelächter ausbrachen. "Ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!", rief Alex, der jetzt auch mitlachte.

Als Noah und Mo eine Stunde später bei Alex aus dem Auto stiegen und sich verabschiedeten, hatte Noah bereits wieder ein Lächeln auf dem Gesicht. "Bin ich vielleicht vollgefressen!", gähnte Noah genüsslich und streckte sich. "Ja, ich auch, eigentlich hätten wir gar nicht bei Alex mitfahren müssen, hätten ja rollen können", antwortete Mo und fing wieder an zu lachen. Es war im Grunde vollkommen egal was Mo sagte, denn sobald er anfing zu lachen, musste Noah lachen - und umgekehrt. "Ich dacht schon, du hättest dein Lächeln verloren", meinte Mo und schaute Noah wissend an. "Hm"...

Bitter Sweet SymphonyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt