Kapitel 1

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Die Sonne stand hoch über dem belebten Lager des FeuerClans. Die Blätter der Bäume und Sträucher reckten sich ihr entgegen, doch während sie nun in der Blattgrüne eigentlich tief grün sein sollten, waren sie zumeist bräunlich und dürr. Die Hitze schwebte drohend über dem Wald, raubte ihm seine Lebendigkeit.

Darüber machte sich die junge Donnerjunges jedoch noch keine Gedanken, denn, sehr zu ihrem Leidwesen, hatte sie das Lager bisher noch gar nicht verlassen dürfen und wusste deshalb auch nur aus den Erzählungen der Krieger, dass die Beute und das Wasser rar waren. Zugern hätte sie sich natürlich selbst davon überzeugt, doch ihre Mutter war damit natürlich nicht einverstanden.

„Bitte! Nur bis zur Trainingslichtung!", flehte sie und hüpfte dabei aufgeregt um Flammenstern herum, die im Schatten der großen Eiche lag und sich mit Herbstblatt die Zungen gab. Ihre Freundin Taujunges beobachtete sie dabei, aber auch wenn ihr anzusehen war, wie gerne sie selbst die Senke verlassen hätte, blieb sie ruhig sitzen.

„Du wirst beim nächsten Sonnenaufgang zur Schülerin ernannt, dann kannst du mit deinem Mentor den Wald erkunden, das weißt du doch", miaute die flammenfarbene Anführerin und gähnte dann.

„Das ist doch noch sooo lang!", beschwerte sich Donnerjunges und setzte sich schmollend mit dem Rücken zu ihrer Mutter auf den staubigen Boden. „Blitzpfote, Gewitterpfote und Regenpfote dürfen schon seit einem Halbmond im Wald sein. Du bist unfair."

Der schildpattfarbenen Kätzin war bewusst, dass ihre Wurfgeschwister nur deshalb früher ernannt worden waren, weil sie selbst, genau wie Taujunges, lange an grünem Husten erkrankt gewesen war und deshalb viel kleiner war als die anderen Jungen ihres Alters.

Trotzdem versetzte es ihr jedes Mal einen Stich der Eifersucht, wenn sie mitbekam, wie die Schüler von all den tollen Sachen erzählten, die sie im Laufe ihres Trainings lernten.

„Donnerjunges, bitte, das hatten wir doch schon oft genug. Warte bis morgen", seufzte ihre Mutter, erhob sich und trottete zu Donnerjunges, die so schnell nicht nachgeben wollte.

„Ab morgen werde ich einen ganzen Halbmond an Training aufholen müssen, damit ich genauso gut werde wie die anderen! Ich will nämlich nicht auch noch später zur Kriegerin ernannt werden!", beschwerte sie sich stur und starrte dabei in Richtung des Schülerbaus, wo Hagelpfote, Schneepfote und Eispfote Kampftechniken übten. Es zerriss sie förmlich, nicht mitmachen zu können. Morgen. Das war noch so weit weg!

Taujunges tappte an ihre Seite und musterte sie. „Jetzt haben wir so lange gewartet, ein Tag mehr oder weniger ändert auch nichts mehr", flüsterte sie und warf ihr einen bittenden Blick zu. Das unverwechselbare Grau ihrer Augen besänftigte Donnerjunges etwas. Taujunges war ihre beste Freundin und nun hatte sie, wie so oft, Recht. Sie sollte sich lieber auf morgen vorbereiten, statt hier zu sitzen und sich mit ihrer Mutter zu streiten!

„Von mir aus", murrte sie, bevor sie sich erhob und zusammen mit der cremefarbenen Kätzin zurück zu ihrer Mutter lief. Die flammenrote Kätzin, deren Augen sie laut Blaumond geerbt hatte, nickte zufrieden. Sie wandte sich wieder der Fellpflege zu, während Donnerjunges ihren Kopf schief legte.

Was konnte sie nun tun, um ihren Mentor morgen zu beeindrucken?

„Flammenstern? Wer wird eigentlich mein Mentor?", fragte sie, auch wenn sie wusste, dass ihre Mutter ihr wahrscheinlich keine Antwort geben würde. Zuerst ignorierte die Anführerin ihre Frage ganz und unterhielt sich mit Herbstblatt über die Dürre und noch irgendetwas, das Donnerjunges als ziemlich langweilig ansah. Dann warf sie ihrer Tochter doch einen Blick zu, wenn auch einen etwas genervten.

„Lass dich überraschen", miaute sie streng, wie das schildpattrote Junge bereits erwartet hatte.

Donnerjunges seufzte, dann wandte sie sich an Taujunges. „Komm, lass uns Bussardpfote suchen, vielleicht zeigt er uns ein paar Kampftechniken", schlug sie vor, da der goldene Kater der älteste Schüler war und es ihr vor ihm nicht peinlich war, dass sie noch keine Schülerin war, im Gegensatz zu ihren Wurfgeschwistern. Eigentlich war der Schüler gar nicht der älteste unter ihnen, nur wussten alle Katzen, dass Diamantenpfote gar kein richtiger Schüler war. Er war krank, laut Rottupf war er das schon immer.

Warrior Cats - Die Erben des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt