Mit einem melancholischen Seufzen blickte Flammenstern Donnerpfote, Taupfote und ihren Mentorinnen hinterher. Damit hatte wohl auch das letzte ihrer Jungen das Nest verlassen. Regenpelz wäre mit Sicherheit stolz auf ihre Tochter. Sie war noch so jung, aber schon jetzt hatte sie einen ausgeprägten Charakter. Sie wusste was sie wollte, etwas, das Flammenstern nur von wenigen jungen Katzen behaupten konnte.
Dummerweise ging Donnerpfotes Schülerernennung damit einher, dass sie ganz alleine war. Ja, das Lager war gefüllt mit Katzen, doch keine dieser Katzen würde sich in der Nacht an sie kuscheln. Wenn sie nur ihren geliebten Regenpelz noch hätte. Doch dieser war nun schon über sechs Monde nicht mehr hier. Zurückgeblieben waren nur Erinnerungen, Träume und das leere Nest im Inneren von Flammensterns Bau, das sie noch immer nicht hatte entfernen können. Es tat zu sehr weh.
Die Patrouillen, angeführt von Glutherz, Rabensturm und Kämpferherz, verließen das Lager und die Senke leerte sich somit zunehmend. Als sich dann auch noch die übriggebliebenen Mentoren mit ihren Schülern, von denen es wirklich übermäßig viele gab, zur Trainingslichtung aufmachten, waren nur noch wenige übrig. Flammenstern hoffte sehr, dass Staubwolke bedacht hatte, dass Katzen in Wasser getränktes Moos mit ins Lager trinken mussten, immerhin konnte Polarlicht das Lager unmöglich verlassen. Und auch die ältesten Forellenpelz und Düstersturm hätte Flammenstern nur ungern außerhalb des Lagers gesehen. Auch wenn Düstersturm erst so alt wie ein Krieger war, verließ der das Lager doch nur dann, wenn ihn Laubsprenkel dazu zwang. Der blinde Kater hatte das Angebot, wieder ein Krieger zu sein ausgeschlagen, denn er fühlte sich selbst nicht dazu in der Lage. Der flammenroten Anführerin tat das Leid für den Kater, doch sie wusste, dass sie ihn nicht umstimmen konnte.
Gähnend sprang Flammenstern von der Wurzel, auf der sie gesessen hatte, herab und lief zu Staubwolke, der am Lagereingang saß. Anscheinend übernahm er einmal mehr persönlich den Wachdienst, der seit dem Sieg über die Ratten eigentlich überflüssig war.
„Hast du an das Wasser gedacht?", miaute sie anstelle einer Begrüßung und riss ihren Wurfgefährten damit anscheinend aus seinen Gedanken.
„Äh... ja, Herbstblatt und ich werden nachher welches holen", murmelte er und wirkte dabei etwas durch den Wind. „Sie ist nach den zwei Würfen bestimmt aus der Übung und ich möchte ihr für den Anfang nur einfache Aufgaben geben", fügte er noch hinzu, ganz leise, da er nicht wollte, dass seine Gefährtin ihn aus Versehen hörte.
„Schone sie nur nicht zu sehr, sie ist immerhin eine Kriegerin", entgegnete sie, weil ihr klar war, dass ihr Stellvertreter es, wenn es um seine Gefährtin ging, schnell übertreiben konnte.
Nachdem dies nun geklärt war, blickte Flammenstern sich nachdenklich im Lager um. Sie hätte sich wohl besser für eine Patrouille einteilen lassen sollen, denn augenscheinlich gab es für sie gerade nichts zu tun. Dafür war es nun aber zu spät, weshalb sie beschloss, Rottupf einen Besuch abzustatten. Zurzeit gab es von Staubwolkes Bein und Glanzschimmers Fallsucht einmal abgesehen keine ernsthaften Krankheiten und Verletzungen im Clan, weshalb der Heilerin und ihrem Schüler Mondfeder, der vor etwas mehr als einem Mond seinen Heilernamen erhalten hatte, bestimmt auch langweilig war.
Sie verabschiedete sich also von ihrem Bruder und trottete über die staubtrockene Lichtung, wobei sie noch nicht einmal über das Rinnsal springen musste, denn es war ausgetrocknet. Die welken Farne boten der Heilerlichtung keinen Schutz, was Flammenstern etwas beunruhigte, auch wenn der Clan derzeit keinerlei Bedrohung, von der Dürre einmal abgesehen, hatte.
In dem winzigen Teich innerhalb der Lichtung befand sich gerade einmal genügend Wasser, um im Notfall davon zu trinken. Die Erde rundherum war bereits aufgesprungen. Flammenstern seufzte. Wenn das so weiterging, würde noch die Beute auf der Suche nach Wasser aus den meisten Teilen des Waldes fliehen. Zum Glück gab es den Bach, der durch ihr Territorium floss. Und selbst wenn dieser einmal ausgetrocknet sein würde, wäre da noch immer der Fluss, der südöstlich durch die zukünftigen Territorien der restlichen Clans rauschte.
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Warrior Cats - Die Erben des Feuers
Fanfiction"Ein Wetter zieht auf, ein Bündel aus neuen Chancen und alten Versprechen. Hoffnung und Liebe aneinander gebunden. Ein innerer Kampf wird zum Krieg, bringt Rache, Hoffnung und Wunden. Des Feuers Blut schlägt wieder zu! Der Kreis der Acht, er schließ...