6. Der Wald

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-Severus-

Ich hörte ein Knacken. Es bestand kein Zweifel mehr, dort war jemand. Jemand, der uns belauscht hatte. Ich hatte mich nicht geirrt, ich hatte wirklich jemanden gesehen. Albus musste es auch gehört haben. Ich zog meinen Zauberstab und rief, einfach in den Wald hinein:

„Stupor!"

„Severus, was soll denn das? Wahrscheinlich war es ein Zentaur, oder gar ein Einhorn?"

Er wusste genau, dass diese Wesen nicht so weit aus dem Wald heraus kamen. Aber er hatte Recht. Jetzt war derjenige, der uns belauscht hatte, mit Sicherheit nicht mehr dort.

-Gwendolyn-

Er hatte mich knapp verfehlt. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass er gleich Zauber auf alles und jeden feuern würde. Ich war gerannt, weit in den Wald hinein, und jetzt saß ich hier: mitten in einem Wald, in dem ich eigentlich gar nicht sein dürfte, einsam und verlassen, geschockt von der Tatsache, dass Snape mein Vater war.

Ich würde nie wieder hier herausfinden. Soviel zu meiner Zukunft als Hexe. Einen Zauberstab hatte ich zwar, aber was brachte mir der, wenn ich nur einen einzigen Zauber (Wingardium Leviosa) beherrschte? Sollte ich etwa den Rest meines Lebens damit verbringen, Blätter schweben zu lassen?

Nein, ich musste hier raus, egal wie. Nur raus. Aus welcher Richtung war ich gekommen? Ich wusste es nicht mehr. Egal wohin ich blickte, ich sah nur Bäume, Bäume und nochmal Bäume. Es war doch einfach nur hoffnungslos.

Ich setzte mich wieder, lehnte mich an einen Baumstamm, und ohne Vorwarnung fing ich an zu weinen. Ich hatte lange nicht mehr geweint, schon Jahre nicht mehr. Doch jetzt wurde mir alles zu viel.

Meine Mutter hatte mich nicht gewollt, mein Vater wusste nichts von mir, ich wusste selbst kaum noch, wer ich eigentlich war, saß hier in diesem düsteren Wald fest ohne einen Plan, wie ich wieder herauskommen sollte.

Warum hasste die Welt mich so sehr? Bevor ich noch tiefer in Selbstmitleid versinken konnte, hörte ich etwas hinter mir. Es war meine Rettung! – Oder es würde mich auffressen.

Jetzt wurde ich schonwieder negativ.

„Hallo?", rief ich, „Hallo, wer ist da?"

„Gwendolyn?", hörte ich die vertraute Stimme sagen.

Es war Hagrid! Er war meine Rettung!

„Hagrid, hallo, hier bin ich!"

Jetzt stand er vor mir.

„Gwendolyn, Mensch, was machst du denn hier? Du weißt schon, dass Schüler hier nicht reindürfen?"

„Ja, das weiß ich, ich hatte ja auch nicht vor mich hier zu verlaufen!"

„Und wie bist du hier reingekommen?"

Jetzt musste ich ihm ja wohl oder übel die ganze Geschichte erzählen. Dass Snape mein Vater war, ließ ich dabei vorsichtshalber weg.

„Na dann komm. Allein findest du hier doch nie raus!" Das hatte er gut erkannt. Als wir aus dem Wald herauskamen, war es schon dunkel. Wie lange war ich dort drin gewesen? Zwei Stunden? Drei ? Ich hatte keine Ahnung.

„Ich glaub, das Abendessen ist schon vorbei."

„Das glaube ich auch. Hagrid, werde ich Ärger bekommen?"

„Dafür, dass du dich verlaufen hast? So ein Unsinn. Jetzt aber ab ins Bett, sonst bekomme nämlich ich Ärger."

„Gute Nacht, Hagrid. Danke."

„Hätte ich dich sitzen lassen sollen? Nacht."

Ich ging in den Gemeinschaftsraum, die kleine Treppe hoch in unseren Schlafsaal und versuchte dabei möglichst leise zu sein.




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