-Gwendolyn-
Ich hatte nicht viel geschlafen und keine Ahnung, wie ich den Tag überstehen sollte. Ich war noch lange wachgelegen und hatte darüber nachgedacht, wie er wohl reagieren würde.
Beim Frühstück wäre mein Kopf wohl auf dem Teller gelandet, hätte Maggie mich nicht rechtzeitig festgehalten. In der ersten Stunde (Kräuterkunde) wäre ich sicher eingeschlafen, wäre es in diesem Gewächshaus nicht so kalt gewesen.
In der zweiten Stunde hatten wir Zaubertränke. Am ganzen Körper zitternd ging ich ins Klassenzimmer. Wäre Maggie nicht neben mir gewesen, wäre ich mit Sicherheit irgendwohin geflüchtet.
Wieder mussten wir einen Trank brauen, aber diesmal sammelte er die Fläschchen selbst ein. Als er an unseren Tisch kam, murmelte er mir zu:
„Nach der Stunde sprechen!"
Als er weg war, flüsterte Maggie:
„Was will der von dir?"
„Ich glaube, ich weiß es."
Jetzt zitterte ich zwar nicht mehr, aber dafür war ich für den Rest der Stunde wie erstarrt. Ich hörte nicht mehr, was er sagte, wartete nur noch sehnsüchtig darauf, dass die Stunde endlich vorbei war.
Und dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, war es soweit.
„Geh schon mal vor.", flüsterte ich Maggie zu.
Sehr langsam begann ich, meine Sachen einzupacken. Dann, endlich, waren auch die letzten gegangen. Ich sah nach vorn, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie er auf mich zukam.
-Severus-
Langsam ging ich zum Ende des Raums und schloss die Tür, aber nicht ohne nachzusehen, ob draußen noch jemand war. Sicher war sicher. Dann ging ich auf sie zu. Ich setzte mich auf den Stuhl, der ihr gegenüberstand.
„Haben Sie den Brief bekommen?", fragte sie.
„Ich denke, man sollte seinen Vater nicht mit Sie ansprechen."
Es fehlte nur noch, dass sie Professor sagte.
„Also ja?"
„Ja."
Lily hatte geschrieben, sie hätte meine Augen. Also sagte ich:
„Sieh mich bitte an."
Sie sah mich an. Ich blickte direkt in meine Augen. Es waren wirklich genau dieselben.
„Du hast meine Augen, Gwendolyn."
„Ja."
„Es tut mir Leid, dass ich nicht für dich da sein konnte."
„Meine Mutter...sie hat geschrieben, dass du es nicht wusstest."
„Ich wusste es auch nicht. Aber als ich dich sah, habe ich vermutet, dass du irgendetwas mit Lily zu tun hat."
„Warum hat sie mich weggegeben?"
„Hat sie dir das nicht geschrieben?"
„Nicht direkt. Sie schrieb nur, dass sie damals schon verlobt war."
„Da hast du deine Antwort."
„Aber warum hat sie mich nicht einfach behalten? Was wäre daran denn so schlimm gewesen?"
„Weißt du, das Problem bestand darin, dass der Mann, mit dem sie verlobt war, mich hasste. Schon seit wir in Hogwarts waren."
„Warum sprichst du in der Vergangenheit?"
Ich hatte befürchtet, dass diese Frage kommen würde.
„Gwendolyn, deine Mutter...sie ist...tot."
„Wann ist sie gestorben?"
„Sie ist schon lange tot. Sie starb an Halloween 1981."
„Wie alt war sie?"
Ich schluckte. Natürlich war Lily viel zu jung gewesen.
„21"
„Oh. Ich hatte immer gehofft, sie einmal zu treffen."
„Ich hätte sie auch gern wiedergesehen."
„Kanntest du sie lange?"
„Ja. Wir sind im selben Dorf aufgewachsen. Ich kannte sie schon, bevor wir nach Hogwarts kamen."
„Wie war sie?"
„Sie war die wunderbarste Frau, die ich jemals kannte."
Ich spürte, wie eine Träne über meine Wange lief und wischte sie schnell ab. Aber sie hatte sie schon gesehen.
„Du weinst. Warum?"
„Weil ich deine Mutter noch immer liebe."
Ich war mir nicht sicher, ob sie es verstehen würde, immerhin war sie erst elf Jahre alt, doch es konnte nicht schaden, es ihr zu sagen.
„Warum hat sie nicht dich geheiratet?"
„Weil ich sie sehr verletzt habe."
„Was hast du getan?"
„Das ist nicht wichtig. Es waren mehrere Dinge."
„Wenn du sie liebst, dann...hast du mich auch lieb?"
Ich überlegte kurz, was ich am besten sagen sollte.
„Ja. Du bist schließlich meine Tochter."
„Und du wirst auch immer für mich da sein?"
„Immer", sagte ich.
Ich würde es für Lily tun. Aus Liebe. Und für Gwendolyn natürlich. Weil sie meine Tochter war.
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No One Will Know
FanfictionHP-Fanfiktion; Gwendolyn Evans hat ihr ganzes Leben im London der Muggel zugebracht - bis sie nach Hogwarts kommt. Sie hatte zwar so einiges erwartet, als sie sich zum ersten Mal auf den Weg dorthin machte, doch dass ihr Leben eine derartige Wendung...