Katy P.O.V.
Ein Jahr war es her. Genau heute, an diesem Tag musste ich mit anhören, wie eine Explosion meinen Bruder, meinen Freund und meine besten Freunde tötete. Seit einem Jahr hing ich in dieser verschissenen Waldhütte fest, abgeschottet von der Außenwelt. Meine Familie habe ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Er hat mir gesagt, dass die Medien berichtet hatten, dass ich mit den Jungs bei einer Explosion umgekommen sei. Wie ich hier hoch gekommen war? Ganz einfach: Nach dem ich weinend zusammen gebrochen war, hat Sam mich hier rauf gebracht.
Dieses eine Jahr war das schlimmste, was ich je erlebt hatte. Nicht nur, alleine mit ihm zu sein, nein. Am schlimmsten war die Vergewaltigungen, oder wie er es sagt der „Einvernehmliche Sex", die er mir angetan hatte. Innerhalb dieses Jahres hatte er mich 2x geschwängert. Und 2x hatte ich dafür gesorgt, dass das Kind nicht überlebt. Ich wollte und konnte einfach kein Kind von ihm bekommen. Beim ersten Mal bin ich „ausversehen" die Treppe runter gefallen, beim zweiten Mal habe ich mir ein Messer in den Bauch gerammt. Meine Entschuldigung war, dass ich mit dem Messer in der Hand aus gerutscht sei, und es mir „ausversehen" in den Bauch gestoßen habe. Bei beiden Malen hatte er mich nicht ins Krankenhaus gebracht. Er hat eine Ärztin, die er gut kannte, geholt. Die ungeborenen Kinder wurden entfernt und meine Stichverletzung genäht.
Diesmal soll alles anders sein. Wie jeden Tag ist Sam in die Stadt gefahren um zu Arbeiten. Ich warte hier auf ihn. Nicht, um mit ihm zu schlafen oder ihn zu begrüßen. Nein. Ich warte hier um mich endlich aus seinen Fängen zu befreien. Ich hatte schon öfters versucht abzuhauen, aber immer wieder hat er mich geschnappt. Mich Tagelang im Keller eingeschlossen, ohne Essen und Trinken. Wie ich es überlebt habe? Keine Ahnung. Dementsprechend sah ich nun aus. Total ausgehungert, dünn. Nur noch Haut und Knochen.
„Schatz, ich bin wieder da!", hörte ich ihn rufen. Schon bei dem Wort „Schatz", bekam ich unangenehme Gänsehaut und mein Magen drehte sich um 180°. „Bin im Schlafzimmer.", rief ich zurück. Er kam die Treppe rauf und blieb stehen. „Na mein Engel, wie war dein Tag.", fragte er mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht. Ich musste mich beherrschen, nicht vor ihm auf den Boden zu kotzen. „Mein Tag war sehr gut. Bis jetzt." Und mit diesen Worten zog ich die Waffe, die er vor mir versteckt hatte, hinter meinem Rücken hervor. „WOW, was soll der Scheiß. Nimm die Waffe runter. Du weißt nicht, wie man damit umgeht."
Er wollte zu mir kommen, aber ich entsicherte die Waffe. Normalerweise lag sie in einem Save, dessen Kombination ich nicht kannte. Bis jetzt. Ich hatte 1 Jahr lang versucht, die Tastenkombination herauszufinden. Und ich hatte es geschafft. „Ich werde die Waffe nicht runter nehmen. Du mieses Schwein hast mich entführt, vergewaltigt und misshandelt. Dafür wirst du bereuen!", schrie ich ihn an und richtete die Waffe direkt auf sein Herz. Bevor er noch irgendwas sagen konnte, drückte ich ab. Mich interessierte es nicht mehr, wohin ich traf. Hauptsache war, dass ich traf. Ich schmiss die Waffe aus dem Fenster, tief in den dunklen Wald hinein und rannte raus. Er lag auf dem Boden, blutend. Doch mich interessierte es nicht mehr. Ich wollte einfach nur noch zu meiner Familie. Ich hatte zwar noch keine Ahnung, wie ich das schaffen wollte, aber irgendeinen Weg würde es sicher nach Wolverhampton geben.
Ich rannte einfach nur noch durch die Dunkelheit, in der Hoffnung bald an einem Haus anzukommen oder irgendjemanden über den Weg zu laufen. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich lief, ich wusste ja noch nicht mal, wo ich war. Als ich an einer Lichtung mit einem Hügel ankam, ging ich den Hügel hinauf. Oben auf der Spitze konnte ich ganz klein Lichter einer Stadt erkennen. Ein Blick nach oben genügte um zu sehen, dass es eine Sternenklare Nacht war. Keine Wolke.
Okay Katy. Versuch dich zu erinnern. Was hat Dad dir damals bei euren Zeltausflügen immer gesagt: Immer nach dem Polarstern Ausschau halten. Okay. Wie war das noch? Er ist der erste Stern des Kleinen Wagen? Also Kleinen Wagen suchen. Warum sah das bei Dad immer so leicht aus, diesen verf*ckten Stern oder Wagen zu finden. Nach längerem Hinschauen habe ich ihn Entdeckt. Also liegt da Norden. Vielleicht habe ich Glück und wenn ich nur in diese Richtung gehe, dass ich in einem Dorf oder einer Stadt raus komme.
Gesagt, getan. Ich lief die ganze Nacht durch. Da ich nur einen Pullover, eine Jeanshose und Schuhe trug, fror ich ziemlich schnell. Doofer April. Wieso konnte jetzt nicht Juli sein? Dann würde ich auch nicht so frieren. Nach Stunden des Laufens kam ich an einem kleinen Dorf an. Die Sonne ging schon auf. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, da meine letzte Mahlzeit auch wieder 4 Tage her war. Zudem hatte ich auch kaum getrunken. Mit wackligen Beinen lief ich die Straße entlang. „Mummy schau mal. Das Mädchen dort.", hörte ich einen kleinen Jungen zu seiner Mum sagen. Ich drehte mich nach rechts und auf der anderen Straßenseite stand eine Frau mit ihrem Sohn an der Hand und sah mich geschockt an. „Um Gottes Willen." Die Frau kam auf mich zu und musterte mich. „Wieso hast du denn keine Jacke an Liebes? Es ist doch so kalt." Ich wollte gerade ansetzten, etwas zusagen, als mir meine Beine wegbrachen und ich in ein tiefes schwarzes Loch gezogen wurde.
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Never Enough (Fortsetzung von More Than This)
FanfictionVeränderungen, die dein Leben beeinflussen werden. Ob positiv oder negativ wird sich zeigen.