Kapitel 1 - Ein Gefallen für eine Freundin

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"Und weißt du schon das beste? Er gibt eine Autogrammstunde in unserem Kino. Ich meine kannst du dir das vorstellen? BEI UNS IM KINO! Also ich muss da unbedingt hin ich meine wann bekomme ich so eine Gelegenheit nochmal das darf ich mir auf keinenfall entgehen lassen. Ich muss halt nur noch meine Mom umstimmen. Hey Cathy? Hörst du mir überhaubt zu?"
Meine Freundin schnippt mit dem Finger vor meinem Gesicht wodurch ich aus meinem Referat gerissen werde. Der 2. Weltkrieg. Sehr spannend aber leider auch sehr arbeitsaufwendig. Isabelle scheint das nicht zu interessieren sie macht sich lieber Gedanken darüber wie sie zu dieser dämlichen Johnny Depp Autogrammstunde kommt.
"Jaja klar hör ich dir zu"
"Na was hab ich denn gerade gesagt, he?" sie stemmt die Hände in die Hüften und setzt sich aufrecht hin. Das tut sie immer wenn sie sauer wird.
"Sorry ich muss echt mal aufs Klo" Ich lege mein Buch auf den Tisch und gehe ins Badezimmer. Isabelle sagt nichts mehr aber das heißt nicht das die Diskussion nicht gleich weitergeht.

Im Bad stützte ich mich auf das Waschbecken und sehe ich in den Spiegel. Er hat einen Riss in der mitte der wahrscheinlich wieder einmal von einer von Dads Wutanfällen stammt. Wenn er trinkt tickt er aus aber Mom versucht das alles immer vor mir zu verheimlichen. Sie will nicht das ich es mitbekomme obwohl ich 19 Jahre alt bin und damit wirklich alt genug.
Das Mädchen im Spiegel hat auf Grund dessen auch verdammt viel abgenommen in den letzten Monaten. Meine Wangen wirkten irgendwie eingefallen und mein Schlüsselbein zeichnet sich viel stärker unter meiner extrem hellen Haut ab. Ich hatte immer eine relativ normale Figur gehabt eigentlich sogar meistens etwas mehr Kilos als die meisten Mädchen in meinem Alter weswegen ich mich immer unwohl gefühlt habe und abnehmen wollte aber so wie ich nun aussehe gefalle ich mir noch weniger.
Eins hat sich aber nicht geändert meine Haare fallen mir wie vorher in Blonden locken über die Schulter und grüne Augen strahlen mich an. Ich wusste nicht wieso aber meine Augen strahlen immer. Egal wie beschissen es mir geht.
An meinen Armen trage ich eine ganze Reihe Armbänder mit denen ich verzweifelt versuche meine Narben zu verstecken. Ich hatte versucht mit dem Ritzen aufzuhören aber es klappte nicht.

Nachdem ich mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt habe und wirklich kurz auf Toilette war gehe ich zurück in mein Zimmer.
Isabelle sieht mich herausfordernd an und ich wusste das sie immer noch auf ihre Antwort wartet.
"Isa deine Mama wird dich garantiert dahinlassen mach dir darüber doch keinen Kopf" ich lächele sie gequält an und lasse mich auf den Stuhl fallen.
"Du hast mir also doch zugehört" sie fängt sofort wieder an zu grinsen "Also ja da hast du Recht aber ich bräuchte halt noch einen Begleitung" sie beugt sich über den Tisch und sieht mich fragend an.
Ich atme hörbau aus "Na gut. Wann ist die Autogrammstunde?"
"Morgen"
"Morgen? Und da fragst du jetzt erst?"
"Jaa tut mir leid aber morgen ist doch Mittwoch da hast du doch eh nie was vor" Das war typisch Isabelle. Auf den letzten Drücker.
"Naja also eigentlich hab ich morgen Uni und du auch!"
"Komm schon Cathy. Einmal das merkt keiner."
"Okey okey wir gehen hin. Wie viel Uhr? Ich hol dich ab" schlug ich vor.
"Wie wäre es mit 15 Uhr?"
"Ja das passt denke ich"
"Super. Ich denke ich geh dann auch es wird langsam dunkel und ich hasse es im Dunkeln nach Hause zu laufen"
"Alles klar. Bis morgen dann" Wir umarmen uns noch kurz und dann ist sie weg und ich wieder alleine.

Eine weitere Sache die sich verändert hat ich hasse es alleine zu sein. Mein Griff geht zu meiner Nachtischschublade wo ich eine kleine Scherbe rausziehe die rausgefallen war als der Spiegel brach. Meine Mom hatte alle Rasierklingen aus meinem Zimmer verbannt als sie das mit dem Ritzen mitbekommen hatte. Ich nehme meine Armbänder ab und starre auf meinen Arm. Kurz überlege ich die Scherbe einfach aus dem Fenster über meinem Bett zu werfen aber dann schneide ich doch. Wie jedesmal. Ich bin einfach nicht stark genug.
Das Blut quillt aus der Wunde und läuft meinen Arm herunter. Ich lasse meinen Kopf gegen die Wand sinken und atme durch.
Plötzlich geht die Haustür auf. Panisch stopfe ich die Scherbe unter mein Kopfkissen und halte mir ein Tuch auf die Wunde als auch schon mein Dad im Zimmer steht. Er weiß nicht das ich mich ritzte, er bekommt soetwas garnicht mit genauso wenig wie das er der Grund dafür ist.

"Caithleen. Wo ist deine Mutter?" Er war der einzige der mich bei meinem ganzen Namen nennt.
"Bei der Arbeit. Wo sonst?" gebe ich patzig zurück.
"Hat sie was zu trinken gekauft?"
Er meint kein Wasser das weiß ich mittlerweile aber er spricht es niemals aus.
"Nein und ich auch nicht. Wenn du dich besaufen willst musst du dir deinen Alkohol schon selbst besorgen"
Er kneift die Augen zuammen. "Pass auf wie du mit mir redest Fräulein"
"Fräulein? Ich bin 19 Dad"
"Genauso unverschämt wie deine Mutter" damit knallt er die Zimmer Tür zu. Er ist zwar alles andere als ein Liebevoller Vater aber ich weiß das er mir nie etwas antuen würde. Meiner Mutter schon. Deshalb kann ich so mit ihm reden und sie nicht.

Ich tupfe die Wunde ab und schiebe dann meine Armbänder wieder zurecht damit alles abgedeckt ist.
Kurze Zeit später verlässt jemand die Wohnung. Wahrscheinlich besorgt er sich Alkohol. Ich nutze seine Abwesenheit und gehe in die Küche in der man nun vor Rauch nichts mehr erkennen kann. Als ich mir gerade das Essen warm mache was noch von gestern übrig ist geht die Tür ein weiteres mal auf und meine Mom steht in der Küche. Sie wedelte mit der Hand um den Rauch weg zu bekommen. Sie sieht wie jeden Tag ziemlich erschöpft aus und lässt als erstes ihre Tasche auf den Küchenstuhl fallen. Sie arbeitet bei einer Versicherung verdient also nicht schlecht. Da mein Dad es aber nicht nötig hat überhaubt arbeiten zu gehen muss sie fast täglich Überstunden machen um alles zu finanzieren. Ich arbeite zwar nebenbei in einem kleinen Laden bei uns in der Stadt aber davon sagt sie soll ich mein Studium finanzieren. Das klappt auch wirklich ziemlich gut. Ich habe ja nie wirklich verstanden warum sie sich nicht von meine Vater trennt aber ich habe sie einmal darauf angesprochen da meinte sie das sie ihn trotz allem irgendwie liebt und sich nicht von ihm trennen kann. Meine Meinung kannte sie aber in der Sache konnte ihr niemand etwas einreden.
Sie kommmt auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
"Hey Schatz. Wie war dein Tag?" Sie versucht ein lächeln vorzutäuschen und streicht sich eine Strähne ihres kinnlangen blonden Haar hinters Ohr.
"Ganz gut. Isabelle war da und wir haben die Referate fertig gemacht. Deiner?" Ich weiß das es sie freut wenn ich etwas für die Schule tuhe.
"Schön. Wie immer stressig. Sag mal wo ist eigentlich dein Dad?"
"Alkohol kaufen" man sieht wie sie innerlich zusammenzuckt allerdings merkte man ihr äußerlich nichts davon an. Sie kann es perfekt verbergen. Sie MUSS es können.
"Naja. Ich glaube dein essen ist fertig" mit einem Kopfnicken bedeutet sie mir das die Mikrowelle tatsächlich genau in diesem Moment piept.
Ich nehme das essen raus und setze mich zu meiner Mom an den Küchentisch.
"Und sonst was hast du die Woche noch so vor?" versucht sie ein normales Gespräch anzufangen. Es tut gut mit ihr am Tisch zu sitzen und einfach normal zu reden. Das kommt viel zu selten vor.
"Ah genau ich wollte dich sowieso noch was fragen. Morgen ist eine Autogrammstunde im Kino und Isabelle wollte gerne dahin. Sie hat mich gefragt ob ich vielleicht mitkommen will"
"Hast du nicht Uni?" sie sieht mich skeptisch an.
"Wir haben alles fertig und morgen sind keine wichtigen Kurse."
"Na gut. Wer gibt den Autogramme"
"Johnny Depp"
"Du magst Johnny Depp doch nichtmals"
"Naja was tut man nicht alles"
Wir fangen beide an zu lachen.

Like you never felt before | FF Johnny DeppWo Geschichten leben. Entdecke jetzt