Kapitel 12 - Storys aus der Vergangenheit

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"Wie geht es eigentlich deiner Mutter?" fragt Isabelle nach einer Weile in der niemand von uns was gesagt hatte.
"Es geht ihr besser. Sie ist wieder Zuhause und braucht nur noch etwas Ruhe dann kann sie wieder arbeiten gehen"
"Das freut mich. Sag ihr mal gute Besserung von mir okey?"
"Mach ich"
Ich hatte mit jeder weiteren Lüge ein schlechteres Gewissen ich meine wie lange kann ich ihr erzählen das Mom und ich Zuhause sind bis sie merkt das das nicht stimmt? Und wie lange kann ich vor ihr geheim halten wo momentan ich wirklich wohne?
Am liebsten würde ich ihr das alles einfach erzählen aber wie soll ich das bitte machen?
"Hey Isa weißt du mein Dad gibt sich jeden Abend die Kante und dann wird er aggressiv. Mittwoch Abend hat er meine Mom dann Krankenhausreif geprügelt und ich hab die Polizei gerufen. Ach und weißt du wir mussten ausziehen und ich wohn jetzt bei deinem Lieblingschauspieler du weißt ja wer ne? Johnny Depp, genau"
Gute Idee. So wird es klappen.
Meine Einzige Möglichkeit ist also es solange wie möglich geheim zu halten und es ihr dann ganz in Ruhe zu erklären.

Wir bezahlen kurze Zeit später und machen uns auf den Weg zur Haltestelle. Normalerweise nehmen wir immer den gleichen Bus aber ich musste ja in eine andere Richtung.
"Unser Bus kommt" ruft Isabelle da auch schon.
"Du ich muss noch was für Mom im Krankenhaus abholen ich nehm einen anderen okey?"
"Ja klar. Dann bis bald mal." Wir umarmen uns und sie steigt in den Bus. Ich gebe dem Fahrer zu verstehen das ich den nächsten nehme und er lächelt und schließt die Türen.
Meiner kommt ungefähr 10 Minuten später. Ich steige ein und fahre die 4 Stationen bis er zwei Straßen vor Johnnys Haus anhält. Die Fahrgäste sehen mich etwas komisch an da die Gegend hauptsächlich aus Villen oder zumindest ziemlich großen Häusern besteht und ich irgendwie garnicht hierhinpasse.
Ich steige aus und laufe mit meinen Tüten beladen zu Johnny Haus. Sein Auto steht bereits da also klingele ich da ich keine Hand frei habe mit der ich den Schlüssel aus der Tasche kramen könnte.
Die Tür geht quasie sofort auf und Johnny grinst als er die Taschen sieht.
"Du warst erfolgreich schätze ich?"
"Ja könntest du vielleicht..." ich zeige auf eine der Taschen die mir aus der Hand rutscht.
"Ja klar." er nimmt mir die hälfte der Taschen ab und wir tragen sie ins Wohnzimmer.
"Krieg ich gleich ne Modenschau?" fragt er und grinst schief während er meine Jacke nimmt und an die Garderobe hängt.
"Ernsthafte Frage?"
"Ja ich will sehen was du so gekauft hast"
Ich weiß das es total dumm von mir ist aber ich werde total rot. Ich habe sowas nichtmal mit meinem Exfreund
gemacht. Ich habe immernur irgendetwas angezogen und er hatte höchstens mal gesagt "Sieht gut aus" wenn überhaubt. Warum vergleiche ich Johnny immer mit meinem Ex? Das mit ihm ist was komplett anderes.
"Na gut" sage ich leise und er lacht. Ich kann nicht glauben das ich zugestimmt habe.
"Aber vorher wechseln wir deinen Verband. Nicht das sich da nochmal was entzündet"
"Du musst das nicht tuen das weißt du oder?"
"Was?" er will schon die Sachen holen und bleibt stehen.
"Dich so um mich kümmern. Ich will nicht das ich dich nerve oder du denkst ich komm nicht alleine klar oder so."
Er kommt die paar Schritte zurück und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
"Mach dir nicht immer so einen Kopf um alles. Ich mach das gerne" er sieht mich lange einfach nur an. Dann lässt er mein Gesicht los und es wirkt so als sei ihm gerade aufgefallen was er da getan hat.
Ich zittere und mein Herz springt mir fast aus der Brust. Was machte er mit mir.

Ich setze mich auf die Couch und klemme meine Hände zwischen die Beine damit er nicht sieht wie ich zittere. Johnny holt in der Zeit die Sachen und kniet sich dann wieder vor mich. Ich halte ihm mein Handgelenk hin und hoffe nur das er nicht merkt wie nervös ich bin.
Er wickelt den Verband ab und wischt mit dem Tuch die restliche Creme ab.
"Sieht schon viel besser aus"
"Naja bei dem Krankenpfleger" ich lächele während er neue Creme aufträgt und ein Pflaster drüber klebt.
"Ich denke das reicht" als er den Verband und das Tuch in die Küche bringt fallen mir mal wieder die Armbänder an seinem Handgelenk auf die meinen irgendwie unglaublich änhlich sehen nur das es bei ihm viel mehr sind
"Was hälst du davon wenn ich uns was koche?" schlägt er vor.
"Ich dachte du kannst nicht kochen?" er grinst und zuckt mit den Schultern.
"Naja du könntest mich auch als Dankeschön das ich hier wohnen darf kochen lassen und du erzählst mir dabei warum du die hier trägst" ich gehe an ihm vorbei in die Küche und zeige dabei auf seine Armbänder.
"Okey okey du darfst kochen aber bist du sicher das du die Geschichte hören willst? Sie ist naja sagen wir nicht gerade lustig oder spannend" er setzt sich auf den Barhocker hinter der Theke während ich im Kühlschrank nachsehe was ich kochen könnte.
"Ja ich hab dir schließlich gestern auch meine Geschichte erzählt. Die war auch weder lustig noch spannend. Jetzt will ich deine hören"
"Ich werd sie dir erzählen aber nicht beim kochen. Später in Ordnung? Jetzt helf ich dir"
Er steht hinter mir und nimmt mir die Paprika und die Sahne aus der Hand.
"Versprochen?" ich sehe ihn über die Schulter an.
"Versprochen!" er greift an mir vorbei und schließt die Kühlschranktür. Wir gehen beide zur Theke und er sieht mich fragend an.
"Also was kann ich machen?" sagt er dann.
"Die Paprika schneiden und die Nudeln in der Auflaufform verteilen. Ich koch solange die Sauße" Es ist ein Rezept für einen Paprika - Nudel - Auflauf von meiner Mom. Er ist super lecker und es kann nicht ganz soviel schief gehen dabei.
Wir stehen also zusammen in der Küche. Johnny macht seinen Sachen ich koche die Sauße und wir lachen ziemlich viel.
Eine halbe Stunde später ist der Auflauf im Backofen und wir beide lassen uns auf die Couch fallen.
"Der braucht jetzt ne Stunde. Du kannst also anfangen" ich lächele ihn an und setze mich im Schneidersitz quer auf die Couch so dass ich ihn ansehen kann. Er dreht sich um und stützt seinen Kopf auf die Hände.
"Okey also fangen wir mal damit an das ich nicht Johnny sondern eigentlich John Christopher Depp heiße und am 9. Juni 1963 in Kentucky geboren wurde."
1963. Er war also 51. Nie im Leben hätte ich ihn so alt geschätzt. Ich fühle mich irgendwie komisch das ich bei ihm wohne und alles. Aber hatte ich das nicht vorher gewusst?
"Ich war der jüngste Sohn meiner Eltern und wir sind in meiner Jugend ziemlich oft umgezogen ich würde so auf 20 mal schätzen aber ich weiß es nicht mehr genau"
"20 mal?! Hattest du nicht irgendwann die Schnauze voll davon?"
"Ja hatte ich aber mir blieb nicht wirklich was anderes übrig. Die meiste Zeit habe ich allerdings in Miramar verbracht."
"Das ist in Florida oder?"
"Ganz genau. Mit 13 hab ich dann meine erste Gitarre bekommen und meine erste Band gegründet. Wir nannten uns Flame und haben in verschieden Clubs gespielt"
"Clubs? Aber du warst doch erst 13?"
"Ich musste mich als älter ausgeben und reinschmuggeln. Tja und damit fing dann alles an. Ich habe Alkohol getrunken und Drogen genommen. Hab geklaut und Schule geschwänzt. Solche Sachen halt"
"Drogen?" ich bin irgendwie total gschockt.
"Ja und zwar so ziemlich jede Droge die ich kriegen konnte. Außer Kokain" "Warum hast du das gemacht?"
"Ich weiß es nicht. Probleme in der Schule, Zuhause und vielleicht wollte ich auch einfach dazugehören"
"Okey aber was hat das mit deinen Armbändern zu tun?"
Er zieht eins nach dem anderen über seine Hand und hält ihn mir dann hin.
Sein kompletter Unterarm ist übersät mit Narben. So ähnlich wie meine nur viel tiefer.
"Die sehen aus wie meine. Du hast dich geritzt?"
"Ja früher. Ich hab damit aufgehört da ich verstanden habe das es absoulut nichts ändert."
Ich fahre mit dem Finger seinen Unterarm entlang und merke das er Gänsehaut bekommt. Ich muss irgendwie grinsen da ich noch genau weiß wie mir das passiert war als er mich berührt hatte und wie ich aufkeinenfall wollte das er es sah.
"Was?" er sieht mich an aber ich will nicht sagen was ich gerade gedacht hatte.
"Es ist schon verrückt das wir beide die Bänder aus dem gleichen Grund tragen findest du nicht?"
"Ja irgendwie schon." sagt er leise.
"Deine Narben sind viel Tiefer als meine" stelle ich fest.
"Weil ich nicht schlau genug war aufzuhören"

Like you never felt before | FF Johnny DeppWo Geschichten leben. Entdecke jetzt