Kapitel 10

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Der Tag der Beerdigung war gekommen. Viktor begleitete mich natürlich. Wir trugen alle schwarz. Beerdigungen waren wie ein großes Emotreffen.

Zuerst gingen wir in den Angehörigenraum. Dort war aber keiner mehr. Kaum verwunderlich, wir waren auch eine halbe Stunde zu spät. Wir stürmten in die Kapelle herein.

"Sorry, wir haben verschlafen." Der Pastor sah uns verwundert an, während der Rest unserer Trauergesellschaft uns wütend ansahen.

Meine Mutter sagte mit tränenverschleierten Augen: "Ariana, setzt dich SOFORT und sei still."

Ich zog Viktor einfach hinter mir her. Bis in die letzte Reihe. Dabei kamen wir an Taddl vorbei, der uns einen wütenden Blick zuwarf. Er hatte uns beim Sex erwischt und wir hatten beschlossen (nach großem Gestreite), dass uns seine Meinung egal war. Neben ihm saß Ardy und streichelte seinen Schwanz mitfühlend.

Ich wollte nicht, dass Leute dachten, dass ich freiwillig hier oder tatsächlich traurig war.

Dann ging die Predigt weiter.

Ich blickte mich um. Vorne befand sich der Sarg und auf ihm war ein kunstvolles Gesteck aus Blumen. Daneben lagen auf dem Boden alle Kränze.

Auf meinem Kranz, der verständlicherweise etwas weiter abseits lag, stand "Roses are red, violets are blue, fuck you- von deiner nicht ganz so geliebten Enkelin, Ariana".

Der Kranz selber bestand nur aus schwarz gefärbten Rosen. Denn ich war ein Emo. Und Emos lieben schwarz.

Auf einmal sagte der Priester: "Lasst uns singen." Doch er sagte keine Seite im Liederbuch und plötzlich ging die Tür auf und eine Stange wurde reingeschoben.

Der Priester sprang nach vorne und riss sich die Kleider vom Leib. Darunter trug er einen Tanga aus Spitzen und Netzstrümpfe. Er hatte dazu rote High Heels an.

Die Musik ging an. Er ging zur Stange und schlang ein Bein um sie. Die Musik war ganz normale Kirchenmusik. Orgel halt.

Doch als der Priester sich langsam an der Stange wand und dabei immer den Blick ins Publikum hielt und sich mit der Zunge über die Lippen leckte, wurde er auf einmal schneller und die Musik ebenso.

Auf einmal sprangen Menschen aus einer Seitentür. Sie hatten toupierte Haare und waren um die Augen schwarz angemalt, sie hatten Piercings, waren tätowiert und ihre Kleidung bestand zu 99 % aus Leder. Zwei von ihnen hatten Gitarren oder auch Bässe. Das konnte man von hier nicht erkennen.

Ich nehme mal an, dass einer Gitarrist und der andere Bassist war. Dann klappte auf einmal die hintere Wand auf und ein Schlagzeug wurde ausgefahren.

An ihm saß ein weiterer Mann. Der vierte und letzte Mann ging nun zum Altar und begann ein Mashup aus Ave Maria und High Way To Hell zu spielen.

Die anderen drei setzten bald darauf ein und headbangten. Die Orgel war komplett verklungen.

Ich fand's geil. Doch das Lied war allzu schnell vorbei und gerade als einer der Männer seine Gitarre zerlegte, kamen die Sargträger rein und trugen den Sarg aus der Kirche raus.

Ein weiterer Mann nahm den Priester mit in irgendeinen Hinterraum. Unschwer zu erraten, was sie dort taten.

Den Sargträgern schloss sich bald die Trauerprozession bis zum Grab an. Der Sarg wurde in das Grab gelegt. Dann verschwanden die Sargträger.

Die Prozession ging weiter zum Grab. Dort waren zwei Blumenkästen mit Schaufeln. Doch es war kein Priester da, also konnte auch keiner den Asche-zu-Asche-Spruch sagen.

Tardy's Schwester/ The sister fic(k)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt