15. Gefühle

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„Hallo, Liebes.", eine altbekannte Stimme zog an mir vorbei. Wie angewurzelt blieb ich stehen.

„Was willst du von mir?"

„Du willst nicht hören? Du tust lieber das, was dir gefällt?" Plötzlich trat der Sprecher in den Raum, doch er war nicht alleine. Chandler war bei ihm und war in großen Schwierigkeiten.

„Töte ihn, da schaue ich gerne zu." Chandler begann zu flehen. Seine Augen wurden größer, bis sich der Tod in ihnen widerspiegelte. „Er musste wegen dir sterben, stört es doch nicht?"

Er kam weiter auf mich zu.

„Wie viele Menschen hast du bereits getötet? Sein Tod geht auf deine Liste, Crawford!"

„Bitte, Liebes. Denkst du es ist so leicht? Jedoch muss ich dir verraten, Crawford bin ich nicht." Er zog sein Gesicht wie eine Maske ab. Jacob kam zum Vorschein. Seine Augen funkelten rot vor Wut.

„Warum tust du das alles...?"

Er kam ganz nah. Er drückte seine Brust gegen meine. Er nahm meinen Kopf und legte einen Finger auf meine Lippen. Mit einem weitere Finger streichelte er sanft meine Wange, dann hauchte er mir einen Kuss.

„Du wolltest es doch nicht anders. Und jetzt psst...du musst schlafen.", flüsterte er leise in mein Ohr.

Dann spürte ich seine Klinge, wie sie meine Brust durchstach. Ich rang nach Sauerstoff und sank schließlich zu Boden. Er bückte sich über mich.

„Du warst mir nie etwas wert." Er verschwand und mit ihm verzog sich alles.

-

Klatschnass wie ein vollgesogener Schwamm schreckte ich auf. Das Atmen fiel mir schwer. Mein Herz überschlug sich mehrere Male. Dann sah ich ihn. Er saß direkt vor meinen Füßen und schaute zu Boden. Er schaute langsam zu mir auf. Sein Gesicht war gezeichnet von einer schlaflosen Nacht. An seiner Robe klebte getrockenes Blut – nicht aber sein eigenes. Es war von seinem letzten Opfer.

„Wieder ein Albtraum?" Ich nickte, reckte mich danach etwas. „Wieder Starrick?"

„Nein. Du warst es." Ich wischte meine Stirn mit meinem Nachthemd ab. Zum ersten Mal seit meinem Besuch trug ich es. Vorher trug ich nachts über meine Montur oder war ohne Kleidung im Bett aufgewacht.

„Ich wusste dies würde passieren..."

„Warum bist du hier?" Weiterhin hielt er seine Position. „Willst du wieder streiten?"

Er hob seine Schultern. Ein langer Seufzer war zu hören, dann fuhr er fort.

„Peal Attaway... Sie ist Tod. Und es war wie du gesa..."

Ich öffnete ihm meine Decke und hielt sie offen. Er schaute nur zu mir herab. Stur und ohne Worte. Auch ihm lag unser Konflikt, den man schon als Streit betiteln konnte, schwer auf dem Herzen. Unser Leben war schon schwierig genug, es war vergleichbar mit einem Kampf. Ohne ihn wäre es leichter, dennoch sehr eintönig und voller Unterdrückung. Aber mit ist es sehr Gefährlich und man kann schnell zu den Verlieren zählen. Wie bei einer Kiste Dynamit – ein Funke und sein Leben zerbricht auf ewig. So waren wir nun mal – und ändern konnten wie es nie.

Ich legte die Decke offen hin und begab mich selbst wieder in Schlaf-Position.

Er war ein starker Mann, dem nichts so schnell aus der Bahn warf. Er kämpfte für sein Leben gerne und schien an Frauen nicht zu vertrocknen. Doch ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine andere Seite in ihm gefunden. Wenn Evie Geschichten über Jacob erzählt, war es, als würde sie von einem anderen Mann sprechen. Ich mochte beide Seiten an ihm, doch ich hatte das Gefühl, als wäre jegliche Chance für uns vorbei. Zumindest hatte ich das Gefühl.

Plötzlich spürte ich etwas warmes vor mir. Ich schlug meine Arme um ihn. Er griff nach ihnen und hielt sie fest.

„Es ist längst zu spät, aber ich liebe dich auch."

Ich bekam meine Antwort. Ich verstand ihn, doch gab ihm keine zurück. Das Letzte war ein Kuss auf meinen kalten Händen, dann schlief ich erneut ein. Dieses mal jedoch ohne Albträume.


RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt