Kapitel 1

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Connor

Es würde lange dauern, die Wohnung wieder sauber zu kriegen, stellte ich fest als ich mich von meiner Couch aufgerappelt hatte. Überall lagen Bierdosen, Zigaretten (obwohl ich nicht rauche), halbvolle Drinks und Menschen herum. 

Lenny hatte anscheinend allen, damit meine ich wirklich alle, irgendwas in die Drinks getan, denn niemand war nüchtern gewesen, soweit ich mich erinnere. Ich hatte es ihm zwar abgeraten, aber so wie ich ihn kenne, lässt er sich sowas nicht ausreden, schon gar nicht erst von mir.

Suchend blickte ich in die Menge von Abfall und Menschen, schliesslich entdeckte ihn, nackt auf der Theke schlummern. Langsam stolperte ich zu ihm rüber und hielt mich immer wieder an Sachen die mir in den Weg kamen fest. Als ich es dann endlich geschafft hatte schlug ich mit meiner flachen Hand auf seine nackte Schulter. Ein schmerzvolles stöhnen durchkam ihn. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und blickte mich verschlafen an. "Was?", fragte er genervt. Ja, was wollte ich eigentlich? Wollte ich ihm eine Standpauke halten? Wenn ja, für was? Für das, dass er allen was in die Drinks getan hatte oder für das, dass er mich überhaubt erst zu dieser Party überredet hatte? Eigentlich war sie doch ganz gut gewesen. Wild. Vielleicht ein wenig zu wild. "Zieh dir was an!", war schliesslich das beste, was mir einfiel. 

Er sah mich nur entgeistert an, stand dann aber auf und verschwand im Badezimmer. Gleich darauf hörte ich das plätschern, wenn jemand im Stehen ins Klo pinkelt. Ich verdrehte die Augen und hielt mir mit meinen Händen den Kopf, in der Hoffnung die Kopfschmerzen würden nachlassen.

Nach einer geschlagenen Stunde hatte ich alle aus der Wohnung verjagt und einen Putzdienst angerufen, den ich mir eigentlich nicht leisten konnte. Mein Geld verdiente ich, teilzeit, als Assistent in der Werkstatt meines Onkels. Er hatte mir den Job nur ungern gegeben, weil er mich als ein arrogantes Arschloch kennengelernt hatte. Doch er tat es meiner Mutter, seiner Schwester, zu liebe und musste mich einmal in der Woche fünf Stunden lang aushalten. Es war gar nicht mal so schlecht, denn es arbeitete noch eine heisse Schnitte namen's Rita dort. Wir hatten schon ein paar mal was miteinander, wenn ihr versteht was ich meine, aber sie wollte, genau wie ich, nicht mehr und nicht weniger.

Kaum fünfzehn Minuten später klingelte es und riss mich somit aus meinen Gedanken. Eine kleine zierliche alte Dame stand vor meiner Haustür und schaute mich mit kugelrunden Augen scharf an. Neben all den Putzgeräten sah sie noch kleiner aus als sie bereits war. Als sie dann meine Wohnung kräftig studierte, schüttelte sie immer wieder verständnislos den Kopf, anscheinend war sie es sich nicht gewohnt. Sie murmelte irgendwas auf einer anderen Sprache und fing an, alle Dosen ein zu sammeln.

Heute war der letzte freie Tag, dann würde es mit dem Studium auf dem College weitergehen. Die Party hätte sogesagt ein Abschied für die 'wundervollen' Tagen sein sollen. Naja, sie waren ganz okey gewesen. 

Ich ging in mein Badezimmer, das wirklich schrecklich aussah, und blickte in den Spiegel. Ein gutaussehender junger Mann schaute mich an und ich grinste zufrieden. Um mein Aussehen musste ich mir wirklich keine Sorgen machen, denn auch wenn mich fühlte, als müsste ich mich jeden Moment übergeben sah ich aus, als wäre ich gerade aus der Dusche gesprungen. Meine dunkelbraunen Haare waren perfekt gestylt und die blau grünen Augen faszinierten selbst mich.

Ja, ich weiss, dass mein Onkel und alle anderen recht haben: Ich bin ein arrogantes Arschloch. Aber es ist mir herzlich egal was andere über mich denken. Ich bin ich und so bleibe ich auch. Meine Eltern meinten, dass ich mich verändert hatte, und das nicht gerade positiv. Sie hatten sich Sorgen gemacht, dass ich mich an niemanden binden kann und so ein Scheiss. Das Leben ist nunmal ungerrecht, aber wenn man sich zu sehr an etwas bindet, kommt man nicht mehr so leicht davon weg. Man sollte sich keine Gedanken darüber machen, wie man zu leben hat, nein, man sollte einfach leben. Leben wie es einem gefällt, ohne darüber nach zu denken.

Liebe? Nein danke!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt