Connor
"Nie im Leben hätte ich daran gedacht euch irgendwann wiederzusehen!" sagte ich, ging auf Enrico und Rose zu und umarmte sie stürmisch. Nach langen Umarmungen liessen wir wieder voneinander. Ihre riesigen Koffer hatten beide neben sich stehen. "Sagt mal, was macht ihr hier?! Solltet ihr jetzt nicht eigentlich irgendwo im nirgendwo sein?" fragte ich beide und erst jetzt bemerkte ich, dass Rose einen dicken Verband über den ganzen Arm angebracht hatte. "Blutvergiftung..." erklärte sie seufzend. "Oh shit. Musstet ihr etwa die ganze Reise abbrechen?" fragte ich ungläubig. Sie nickten beide gequält.
Enrico und Rose waren damals auf der High School meine besten Freunde gewesen. Sie waren schon immer ein Paar gewesen, schon bevor ich sie kennengelernt hatte, und das war mit sieben Jahren. Sie hatten beide denselben Wunsch geteilt, irgendwann mal eine Weltreise zu machen und so beschlossen sie nach dem Abschluss zusammen eine fünf Jährige Reise anzugehen. Sie hatten mir damals klar gemacht, wenn ich mit ihnen befreundet sein wollte, dürfte es mich nicht stören, wenn sie irgendwann mal abhauen und nie wieder kommen würden.
Wir sassen an meinem Küchentisch, mit Bier und Chips und unterhielten uns endlos. "Wieso seid ihr nicht irgendwo geblieben? Europa wäre doch was für euch!" War eine der vielen Fragen, die ich ihnen gestellt hatte. Beide fingen herzhaft an zu lachen und ich sah sie nur verwirrt an. "Hast du das damals wirklich ernst genommen? Dachtest du etwa, wir würden das aushalten ohne unsere Freunde und Familie?" versuchte mich Enrico lachend zu fragen. "Das war also alles nur ein dummer Scherz gewesen?" Fassunglos schaute ich das Tränen lachende Paar an. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Sie hatten es mal wieder geschafft, mich bis aufs letzte aufzuziehen.
Das war etwas, was sie schon immer gekonnt hatten. Auch schon als Kinder war ich immer der gewesen, der den ganzen Mist hatte einstecken müssen. Natürlich nahm ich es ihnen nicht böse, wieso sollte ich auch? Ich war nun mal nicht so schlau gewesen und war es auch heute noch nicht.
Mir fiel in diesem Moment auf, dass ich immer nur das nötigste getan hatte. Den Rest mussten die anderen für mich übernehem. Früher war ich nicht so gewesen. Früher hatte ich zuerst auf andere Acht gegeben und erst dann für mich selbst geschaut. Aber früher war nicht heute. Vielleicht lag es daran, dass ich erwachsen geworden bin, oder aber es lag daran, dass mich jemand zerstört, versaut und verletzt hatte.
"Hey Alter!" sagte Enrico und boxte in meine rechte Schulter. Ich schreckte sofort aus meinen Gedanken und sah in zwei verwirrte Gesichter. "Alles in Ordnung, Connor? Tut uns wirklich leid, dass du gedacht hast wir würden irgendwo sesshaft werden und dich nie wieder sehen." entschuldigte sich Rose schmunzelnd. "Hey, kein Ding." sagte ich und lächelte meine beiden besten Freunde an. "Ihr könnt bei mir pennen. Hab noch ein Zimmer frei, mit einem Bett. Aber ich denke das stört euch nicht." zwinkerte ich ihnen zu. Rose wurde rot und Enrico grinste verlegen.
Ich nahm den Koffer von Rose und rollte ihn ins Wohnzimmer, neben meine heissgeliebte Couch. Sie ist aus dunkelrotem künstlichem Leder und sieht eigentlich schon ziemlich abgenutzt aus. Sie passt aber perfekt in das kleine gemütliche Wohnzimmer, das nicht mehr besitzt als einen kleinen Couchtisch, einen Fernseher und einem Regal, in dem unberührte Bücher drin liegen.
"Dankeschön." sagte Rose mit einer zuckersüssen Stimme und lächelte mich herzlich an. Enrico war bereits verschwunden. Ich setzte mich auf die Couch und Rose tat es mir gleich. "Sag mal..." fing sie an. Fragend schaute ich in ihre schokobrauenen Augen. "Connor, kann es sein, dass dich irgendetwas bedrückt?" Ihr Kopf war schiefgelegt und ein leichtes Lächeln war auf ihren Lippen zu sehen. "Ich wüsste nicht wieso." log ich und stand auf, doch sie packte mein Handgelenk. "Wir haben auf dem Weg hierher Amanda gesehen." Ihr Blick war ernst. Ohne mir etwas anzumerken zuckte ich mit meinen Schultern. "Und?" Ihre Augen formten sich zu Schlitzen. "Ich weiss genau, dass es dich belastet!" Ihre Stimme war scharf und und druchdringend. Ich riss mich los und wollte gerade ins Badezimmer gehen als mir Enrico entgegen kam und mich anlächelte. Ich lächelte schief zurück und verschwand im Badezimmer.
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Liebe? Nein danke!
RomanceOft hatte ich mich schon gefragt ob das, was ich tue richtig sei. Doch jedesmal hatte ich mir eingeredet, dass man nur einmal lebt und dieses eine Leben sollte man mit vollen Zügen genießen. Ja, es war eine Lösung, die lange angehalten hatte, genau...