Kapitel 25

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Kapitel 25


Hermine hatte erwartet, dass das Gemälde von Luminera ähnlich aussehen würde, wie die Gemälde der Frauen, die sie schon gesehen hatten. Allerdings tat es das nicht. Zum einem hing es wirklich am Ende des Ganges, in einer Sackgasse, die man nur wirklich selten besuchen müsste. Zum anderen war sie nicht so elegant gekleidet oder zurechtgemacht. Sie trug ein schlichtes schwarzes Baumwollkleid und ihre Haare waren zu einem einfachen Zopf gebunden. Sie war weder geschminkt, noch hatte sie eine hochnäsige Haltung und sie war jung, Hermine schätzte sie auf Anfang zwanzig. Die anderen Frauengemälde, die sie gesehen hatte, waren allesamt älter gewesen.

Dann erschreckte Hermine sich, als sie ihre Augen anschaute. Die Augen erinnerten sie an Bellatrix. Unwillkürlich schoss ihr ein kalter Schwall über den Rücken.

Sie wirkte zwar nicht abweisend wie die letzten beiden Frauen, dafür wirkte sie unerwartet verrückt.

Hermine wich fast schon automatisch von dem Gemälde zurück, als Luminera einen Blickkontakt zu ihr hergestellt hatte. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht und Hermine musste den Blick abwenden. Nervös trat sie von einem auf das andere Bein und schaute wieder zu Draco, der Luminera noch anschaute.

»Bist du Luminera?«, fragte er, als die Frau aus dem Gemälde nichts sagte.

»Wer gedenkt das denn zu wissen?«, kam die Gegenfrage und Hermine musste einfach wieder zu ihr schauen. Ihre Stimme klang ganz normal nicht übermäßig kreischend, wie sie es sich, im Zusammenhang mit ihrem Blick, vorgestellt hatte.

»Draco Lucius Malfoy«, antwortete Draco und Luminera starrte wieder Hermine an.

»Ich bin Hermine Granger und ich hätte ein paar Fragen an dich. Ich habe dein Tagebuch gelesen, weil ich auch die Soulmate Kette getragen habe. Sie hat in der Nähe von Draco reagiert«, sagte Hermine so schnell sie konnte und achtete auf den Ausdruck von Luminera. Sobald sie die Kette erwähnte, zog sich ihr Mundwinkel weiter nach unten und sie schien alles andere als glücklich zu sein.

»Und was ist jetzt deine Frage?«

Perplex blinzelte Hermine ein paar Mal und räusperte sich kurz. Solch eine Direktheit hatte sie nicht erwartet.

»Hat die Kette bei dir wirklich auf einen Muggel reagiert? Wie hat dein Vater daraufhin reagiert? Ich würde sie gerne zerstören, da ich die ganzen Nebenwirkungen, die du in deinem Buch beschrieben hast, schrecklich finde. Weißt du, ob man sie zerstören kann? Und hast du noch mehr über die Kette herausgefunden?«, stellte sie schnell die Fragen, die ihr schon länger auf der Zunge brannten. Luminera lächelte und wandte kurz ihren Blick ab. Hermine dachte schon, sie wollte nicht antworten, aber anscheinend schien sie sich nur zu sammeln.

»Diese Kette war mein persönlicher Fluch. Als sie auf einen Muggel reagiert hat, wollte mein Vater mich erst aus der Familie verstoßen. Allerdings konnte ich ihn davon überzeugen, die Kette loszuwerden. Sie verschwinden zu lassen. Im Gegenzug habe ich den Reinblüter geheiratet, den er mir ausgesucht hat. Aber ich wurde nicht schwanger, sehr wahrscheinlich der Zorn der Kette, weil ich nicht meinen Seelenverwandten geheiratet habe, den mein Vater übrigens umgebracht hat. Und eines Tages wurde ich erstochen, weil ich immer noch auf die Kette geprägt war und der neue Besitzer herausgefunden hat, dass ich die rechtmäßige Besitzerin der Kette war. Dank dieser Kette habe ich nicht einmal mein zwanzigstes Lebensjahr überschritten. Sie ist absolut böse! Wie du dir sicher denken kannst, habe ich nicht mehr über sie erfahren, da sie nicht mehr in meinem Besitz war. Wenn du sie wirklich zerstören willst, bin ich total auf deiner Seite. Allerdings weiß ich nicht, ob man sie überhaupt zerstören kann. Ich hatte damals schon in die Richtung recherchiert aber nichts wirklich Brauchbares gefunden. Es müsste wirklich schon starkes Gift oder Dämonsfeuer sein.«

Hermine konnte Luminera nur anstarren. Sie hatte so ein tiefes Mitleid mit ihr, so sehr, dass sie nicht wusste, was sie antworten sollte. Unwohl schaute sie zu Draco, der bei ihrer Erzählung auch den Blick abgewandt hatte.

»Danke ... ich es tut mir leid, was dir passiert ist«, sagte Hermine schließlich leise und schaute wieder zu Luminera, die sie mit einem undefinierbaren Ausdruck anschaute.

»Wenn du wirklich auf die Kette geprägt bist, dann bist du in Gefahr. Ich wurde im Schlaf erstochen, pass auf, dass dir nicht das Gleiche passiert.«

Wieder lief Hermine ein Schauer über den Rücken.

»Kannst du uns sonst noch etwas über die Kette verraten?«, fragte jetzt Draco und Luminera schaute zu ihm.

»Alles, was ich wusste, habe ich in meinem Tagebuch niedergeschrieben, wenn ihr es gelesen habt, kann ich euch nicht mehr dazu erzählen.«

»Warum hat dein letzter Eintrag mitten im Satz geendet?«, fragte Hermine, als ihr wieder einfiel, dass das Tagebuch so plötzlich geendet hatte.

»Mein Vater wollte alles, was mir mit der Kette passiert ist, vertuschen. Deswegen hat er mir mein Tagebuch mitten beim Schreiben weggerissen und mir verboten je wieder über das Thema zu schreiben. Den Tag danach erwachte ich schon nicht mehr«, sagte Luminera und schaute nachdenklich aus dem Bild. Den verrückten Eindruck, den Hermine zu Anfang von ihr hatte, musste sie zurücknehmen. Sie schien einfach nur verträumt zu sein, in ihrer eigenen Welt.

»Ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn ich den Muggel alleine getroffen hätte. Ob ich ihn wirklich geliebt hätte. Es scheint mir so unwirklich, dass eine Kette weiß, welche Person zu einem gehört. So oft habe ich an den Mann gedacht. Ich weiß immer noch genau, wie er aussah. Seine braunen langen Haare, seine sanften blauen Augen, sein schwarzer langer Mantel, seine schwarzen Reitstiefel selbst an seine schwarzen Lederhandschuhe kann ich mich noch bis ins Detail erinnern. Und ich weiß noch genau wie verwirrt er meinen Vater angeschaut hatte, als mein Vater seinen Zauberstab gezogen hatte. Kurz danach hatte mein Vater ihn schon mit dem Avada Kedavra getötet. Und immer wieder frage ich mich, was passiert wäre, wenn er es nicht getan hätte.«

Luminera endete mit einem tiefen Seufzen und drehte ihnen den Rücken zu. Hermine wollte weiter mit ihr reden, wusste aber instinktiv, dass Luminera nicht mehr antworten würde. Draco drückte ihre Schulter, aber Hermine konnte nur auf die gebrochene Frau schauen, die ihnen den Rücken zugekehrt hatte.

Sie wollte auf keinen Fall so enden.

»Ich komme wieder und erzähle dir, wie wir die Kette zerstört haben«, sagte sie leise und wusste nicht einmal, ob sie Luminera in der Trance, in der sie gerade zu sein schien, erreichen konnte.

Erst als Draco ihre Hand nahm, schaffte sie es ihren Blick von dem Gemälde zu lösen. Sie bemerkte seinen Blick, schaute ihn aber nicht an. Auch wenn sie eigentlich nicht viel Neues erfahren hatten, musste sie sich sammeln.


Mysterious NecklaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt