EXTRA - Sommercamp

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Eineinhalb Stunden Fahrt, und das, obwohl ich Autofahrten so sehr hasste. Ich hatte sowieso keine Lust auf dieses dumme Camp, dass ich nur deswegen besuchen musste, um meine Eltern nicht zu stören. Natürlich hatten sie es mir anders verkauft. Wie jedes Jahr. All deine Freunde sind wieder in diesem Camp. Die letzten Jahre war es doch auch toll gewesen, was hast du denn dieses Jahr dagegen? Ich war vierzehn, ich wollte nicht in ein Sommerlager, ich wollte Zuhause vor dem Fernseher rumlungern, mich mit meinen Freunden treffen und ausschlafen. Aber nichts von alledem konnte ich in diesem dummen Lager. Ich würde jeden Morgen wieder gegen Acht aufstehen, mich auf alberne Kinderspiele einlassen und spätestens um zehn im Bett sein müssen. Das alles sprach gegen dieses Camp. Natürlich, hatte ich über die letzten Jahre ein paar Freunde gefunden, aber die meisten waren nur ein oder zweimal dabei. Anschließend wollten die Eltern lieber wieder Zeit mit ihren Kindern verbringen. Ganz anders als meine. Ich kickte einen vor mir liegenden Stein zur Seite und trat auf das staubige Gelände. Schon seit zwei Wochen hatte es nicht mehr geregnet, nicht einmal Nachts, und hatten die Wiesen braun werden lassen. Vor mich stellte sich Martin, die gute Seele des Camps. Er war ein großer Mann, mit breiten Schultern und einem Bauchansatz. Egal wie bescheuert ich diesen Ort fand, Martin war ein cooler Typ. Er klopfte mir auf die Schulter und begrüßte mich mit einem, "Na, Adam? Schön dich wieder hier zu haben!" Ich sah zu Boden und nickte. Jaja, schön wieder hier sein zu müssen. "Hütte Nummer drei, dieses Jahr!", rief er mir noch hinterher, während ich mich schon auf den Weg machte. Die schwere Reisetasche geschultert verabschiedete ich mich nicht einmal von meinen Eltern. Sicher waren diese sogar schon wieder in ihren schwarzen Mercedes gestiegen und gefahren, froh darüber, mich los zu haben. Auf der kleinen Veranda der Hütte, schmiss ich die Tasche vor die Tür, schlüpfte aus meinem Shirt und sah mich auf dem Platz um. Verdammte Hitze! Das war der Moment, in dem ich das fröhlichste, hübscheste Mädchen sah, dass mir je unter die Augen gekommen war.

Ihr Lächeln ging mir bis heute nicht mehr aus dem Kopf.

***

Ich war total aufgeregt. Es war mein erstes Mal in einem Ferienlager. Ich hatte meine Eltern gebeten mich dort anzumelden. Sie mussten ihren Sommerurlaub für dieses Jahr leider verschieben, und ich entschied mich deshalb für ein Sommercamp. Allein mit meiner Schwester Julia Zuhause? Nein, danke. Ich liebte meine Schwester, aber ich verabscheute es ebenso sehr, Zeit mit ihr zu verbringen. Mama meinte, dass wäre unter Schwestern ganz normal. Direkt vor dem Tor des Camps kam uns nun ein schwarzes Auto, viel zu schnell, entgegen und Papa konnte gerade noch ausweichen. Idiot, schimpfte ich in Gedanken den anderen Fahrer. Für ein paar Sekunden war die Aufregung vergessen gewesen, aber an meine Tür klopfte nun ein großer, stämmiger Mann und ich stieg aus. "Hi, ich bin Martin und du bist sicher Lena!" Ich nickte und hatte irgendwie die Sprache und meinen Anstand verloren, also räusperte ich mich, grinste und begann nochmal von vorne. "Ja, ich bin Lena." "Ah, siehe da, du hast sogar eine Stimme", zwinkerte mir Martin zu, was mich noch mehr zum Kichern brachte. Papa hatte in der Zwischenzeit meine Tasche aus dem Wagen geholt, Mama stieg ebenfalls aus und Julia sprang vom Rücksitz und streckte ihren Kopf aus dem Fenster. Die Erwachsenen begannen mit der Unterhaltung, einige Unterlagen müssten noch unterzeichnet werden, meine Schlüssel könnte ich jedoch gleich schon mal haben und meine Hütte wäre die vier. Aufgeregt nahm ich meine Tasche, Julia nahm eine kleinere und wir gingen gemeinsam zu meiner Hütte. Auf dem Weg dorthin, sah ich ihn dann an einen Holzpfosten seiner Veranda gelehnt.

So viele Jahre waren vergangen, und nun hatte ich eine E-Mail von ihm in meinem Postfach.

E-Mails von AdamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt