09:52 Uhr
Betreff:
Guten Morgen Lena,
vielleicht sollten wir über Deine Gefühle reden. Über die Gefühle, die Du laut Deiner eigenen Aussage gar nicht haben dürftest.
Würde uns das weiterhelfen?
Adam***
09:57 Uhr
Betreff:
Guten Morgen Adam,
ich weiß zurzeit gar nichts mehr. Hilft es uns, wenn ich Dir erzähle, dass ich mich in einen Adam verliebt habe, den ich vor vielen Jahren einmal gekannt habe? Einen Adam, der mit mir stundenlang E-Mails schreibt und dabei immer nur an mein Wohl und meine Gefühle denkt. Hilft es uns weiter, wenn ich Dir sage, dass ich trotz all dieser Erkenntnisse bei Eric bleiben will? Also, wenn ich all diese Gefühle gestehen und sie Dir schreiben würde, würde das Dir oder uns weiterhelfen?
Lena (die Mürrische)***
10:05 Uhr
Betreff:
Du hast Recht, es hat uns nicht weitergeholfen und doch bin ich froh, dass Du mir diese Zeilen geschrieben hast. Denn dann weiß ich, dass meine Bemühungen nicht umsonst waren. Du hast Gefühle für mich und wenn Du mit Dir selbst etwas ehrlicher wärest, dann könntest Du sehen, dass Deine Beziehung mit Eric nirgendwo hinführt. Ihr werdet vielleicht die nächsten Monate, lass es Jahre sein, glücklich zusammenleben, wobei das Glück nie von langer Dauer sein wird. Er wird immer etwas an Deinen Freunden oder Dir auszusetzen haben, und Du wirst Dich immer daran stören. Die Zeit vergeht, euer Glück schwindet und zurückbleibt nur der schlechte Geschmack und ein Scherbenhaufen an Erinnerungen. Vielleicht hast Du dann noch ein bisschen Wehmut, denkst vor lauter Sentimentalität an die Zeit zurück, in der wir Kontakt hatten und verfluchst die Zeit, die Du mit ihm verschwendet hast. Bis zu diesem Zeitpunkt werde auch ich über Dich hinweg sein, denn ich werde nicht den treudoofen Hund spielen, der an Deiner Seite wartet, bis Du endlich aus Deinem Dornröschenschlaf erwachst.
Vermutlich wäre es besser, wir würden sobald als möglich unseren Kontakt wieder einschränken.***
10:17 Uhr
Betreff:
Ich bitte Dich gleich ein letztes Mal. Das meine ich ernst, mein Lieber. Ich werde nicht noch einmal darum betteln, es wird das letzte Mal sein, dass ich frage und es wird das letzte Mal sein, dass ich Dir schreibe, wenn du „Nein" sagen solltest, also überlege Dir Deine Antwort reiflich.
Triff Dich mit mir! Lass Dich darauf ein und sag „Ja". Danach können wir alles weitere entscheiden. Den Kontaktabbruch, oder sonst was. Doch lass uns zuvor einmal gemeinsam einen Kaffee trinken. Oder eine Pizza teilen. Vielleicht sogar einen Kinofilm, damit wir eine peinliche Stille überbrücken können. Ganz egal, ich bin dabei. Sag einfach zu, Adam, und wir treffen uns. Egal wann, egal wo.***
10:36 Uhr
Betreff:
In Ordnung. Heute Abend, 19:00 Uhr. Du bestimmst die Örtlichkeit.***
10:38 Uhr
Betreff:
So schnell schon? Aber kein Problem, ich bin dabei.
Wir treffen uns in der Oberfelderstraße 5. Sei pünktlich und bring ein paar Sportsachen mit.***
10:41 Uhr
Betreff:
Was hast Du vor?***
10:42 Uhr
Betreff:
Das wird mein Geheimnis bleiben, bis heute, um 19:00 Uhr. Ich muss doch sicher gehen, dass Du auch wirklich erscheinst!
Ich freue mich schon sehr auf Dich.***
10:45 Uhr
Betreff:
Ich freue mich ebenso sehr.
Was wirst Du Eric erzählen.***
10:51 Uhr
Betreff:
Das muss nicht Deine Sorge sein. Vermutlich werde ich die Wahrheit sagen. Ich treffe mich mit einem alten Bekannten.***
10:53 Uhr
Betreff:
Du weißt, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Ich bin nicht nur irgendein alter Bekannter. Ich bin der alte Bekannte, für den Du Gefühle entwickelt hast. Ein alter Bekannter, der Früher einmal dein Schwarm war. Ein alter Bekannter, der die Grundfeste Deiner Beziehung ins Wanken bringt.
Willst Du ihm diese Wahrheit auch erzählen, oder bleibst Du bei der Halbwahrheit, die Du Dir selbst gerne erzählst?***
10:56 Uhr
Betreff:
Du bist Dir Deiner viel zu sicher. Du bist ein alter Bekannter, aber ob Du die Pfeiler meiner Beziehung ins Wanken bringst, das wage ich zu bezweifeln. Aber lass uns nicht streiten, nicht so kurz vor unserem Treffen. Eric ist meine Sache.
Ich freue mich sehr auf Dich.
Bis nachher,
Lena
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E-Mails von Adam
ChickLitLena und Adam haben sich vor zwölf Jahren in einem Sommercamp kennengelernt. Fünf Wochen lang, waren sie unzertrennlich und tauschten, beim großen Abschied, ihre E-Mailadressen aus. Es kommt, wie es kommen muss. Der Alltag und die Außenwelt sorgen d...