All I want

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Malika's P.O.V

Ich hatte keine Lust. Nein ohne Scherz. Momentan war ich in der Null-Bock-Phase, vorallem nachdem uns Mr Duvall verkündet hatte, dass ich einen 4-seitigen Aufsatz über "Woraus ziehe ich meine Konsequenzen? - Disziplin im Unterricht" schreiben durfte. Naja wohl eher musste. Ich hoffte meine Mum machte sich keine Sorgen, darüber das ich später kam. Ich hatte völlig vergessen ihr zu schreiben, dass ich Nachsitzen musste. Aber vielleicht war das ja auch überhaupt nicht nötig gewesen, denn wie sich heraus stellte schien mein neuer Bruder nicht gerade ununterhaltsam zu sein. Ich dachte an den Chemiekurs heute morgen nach und hätte ihm am liebsten in sein makelloses Gesicht geschlagen, hätte mich meine Mum mal anders erzogen. Aber da sie mich nun mal aufrichtig erzogen hat und das nach meiner Nachsitzaktion sowieso nicht gut angekommen wäre, ließ ich das lieber bleiben. Stattdessen saß ich jetzt beim Nachsitzen und musste einen Aufsatz über Konsequenzen schreiben, wenn man mal bedenkt, dass ich nur zu spät gekommen bin, weil ich das Rektorat nicht gefunden hatte. Naja letzten Endes kam es aufs selbe drauf raus: Ich musste diesen Aufsatz schreiben, ob ich wollte oder nicht, also machte ich mich an die Arbeit.

Gerade als die Haustür hinter mir ins Schloss fiel lief mir eine wedelnde Babsy entgegen. Shit, die hatte ich ja auch total vergessen. Ich stöhnte auf. Was konnte eigentlich an diesem Tag noch alles schief gehen? In meiner Hosentasche vibrierte mein Handy. "Mum" zeigte das Display an. "Ja?", meldete ich mich. "Hi Schätzchen. Ich muss mich beeilen. Also dein Essen steht auf dem Tisch, ich hatte dich eigentlich schon heute Mittag erwartet, aber du warst nicht da. Ich musste unerwartet heute Nachmittag für eine Kollegin einspringen, sonst hättest du mir von deinem Tag erzählen können, aber wir holen das heute Abend nach okay? Hab dich lieb. Bis später ja?", sprudelte es nur aus meiner Mutter heraus, sodass ich fast nicht hinterher kam. "Äh ja?", antwortete ich verwirrt und schon legte sie wieder auf. Mum halt. Schnell lief ich in mein Zimmer. Froh meine Schultasche endlich in die Ecke zu schmeißen, schnappte ich mir Babsys Leine und lief nach draußen. Es war noch angenehm warm, jedoch verschand die Sonne langsam hinter dem Horizont.
"Na komm Babsy", rief ich der Hündin zu, die noch artig vor der Haustür saß.
Freudig rannte sie auf mich zu und lief dann neben mir her, wo ich ihr dann die Leine anknipste. Ich entschied mich dafür wieder den Waldweg von gestern zu laufen und ging erstmal an den Wohnblocks vorbei. Dabei fiel mir auf, dass das Haus indem ich seit zwei Tagen wohnte, so ziemlich das Nobelste war. Die Häuser an denen ich vorbei lief waren "nur" Einfamilienhäuser, wie es mir schien und hatten alle denselben Baustil, bis auf die unterschiedlichen Farben. Noch dazu war keine Menschenseele draußen, weder Kinder noch Eltern. In der Gegend in der ich gewohnt hatte, war jedes Haus anders gewesen. Anderer Baustil, unterschiedlicher Anbau. Im Übrigen war immer Leben in unserer Siedlung. Sei es Kinder oder Erwachsene, die draußen Schach gespielt hatten oder Gartenarbeit erledigten. Doch hier schienen das regelrechte Fremdwörter zu sein. Wenn man recht überlegte war es eigentlich schade.
Als ich im Wald war machte ich die Leine von Babsy los und ließ sie laufen. Es war doch immer wieder aufs Neue schön sie in der freien Natur rennen zu sehen. Die Blätter, die langsam die Bäume verließen, ließen den Wald freundlich und bunt erstrahlen. Auch Babsy hatte ihren Spaß mit den Blättern. Sie rannte teils so schnell voraus, dass diese hinter ihr aufwirbelten und sie dann eine Vollbremsung hinlegte, um sie zu fangen. Bei dem Schauspiel musste ich immer wieder lachen. Nach einiger Zeit kehrte ich dann wieder mit ihr um und machte mich auf den Heimweg.

Zuhause angekommen stellte ich Babsy ihr Futter hin und stellte mein Essen in die Mikrowelle, um es zu wärmen. Es war schön nach einem so langen Tag etwas Warmes zum Essen zu haben. Nach dem Essen beschloss ich meinen Bruder anzurufen und ja, ich meinte damit meinen richtigen Bruder, der zu seinem Glück noch in Springfield lebte. "Luke", meldete er sich und es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor seine Stimme nicht mehr gehört zu haben und nicht erst vor zwei Tagen. "Malika hier", gab ich zurück und lachte während mir doch tatsächlich Tränen in die Augen traten. Es tat so gut seine Stimme zu hören. "Mally! Wie geht's dir?", fragte er erfreut. "Ganz okay. Ich wollte dich eigentlich schon gestern anrufen, aber ich hab es total vergessen", antwortete ich entschuldigend. "Ist doch kein Problem. Du warst bestimmt erschöpft von der Fahrt. Wie ist es so im neuen Haus? Und wie war dein erster Tag in der Schule?"
"Mhm wahrscheinlich nicht ganz so wie ich es erwartet hatte, aber es ging schon"
"Mally, ich kenn dich und das hört sich nicht danach an als ob es gehen würde", sagte er besorgt. Typisch Luke. Sobald er merkte, dass es jemandem nicht gut ginge, hakte er nach. Das war auch eines der Dinge, die ich so an ihm liebte. Also erzählte ich ihm von meinem heutigen Tag und was er für ein Reinfall gewesen war.
"Lass dich von diesem Tom nicht so provozieren. Ich kann mich noch vage an mich erinnern als ich in seinem Alter war. Geh ihm einfach so gut wie es geht aus dem Weg dann klappt das schon", versuchte er mich aufzumuntern.
"Wahrscheinlich hast du recht", grübelte ich. Wir telefonierten noch ein wenig und legten dann auf.

Don't forget to breathe, BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt