Malika's P.O.V
Wütend schmiss ich die Schultasche in den Flur als ich unser Haus betrat. Ich hatte die Nase gestrichen voll. Die Sicherheit, die ich gestern noch bei Tom verspürt hatte war weg. Komplett weg. Momentan hatte ich einen solchen Hass auf diesen Jungen, den ich gar nicht in Worte fassen konnte. Ich hatte keine Ahnung was ich ihm getan hatte, dass er mir das Leben so dermaßen erschwerte. Mit seinem Satz vorhin hat er mich mal wieder vor der ganzen Klasse plamiert und mir klar gemacht, dass ich was minderwertigeres bin als er. Geht's ihm eigentlich noch gut? Wer hat diesen Jungen verdammt nochmal erzogen? Soll er anderen auf die Nerven gehen, aber sein kindisches Getue ist erbärmlich und das lasse ich garantiert nicht auf mir sitzen, irgendwann ist das Maß voll. Ohne zu klopfen stürmte ich in Tom's Zimmer. Seelenruhig saß er vor seinem Fernseh und zockte ein bescheuertes Ballerspiel. Er sah nicht mal auf als ich reinkam, was mich aus irgendeinem Grund noch wütender machte.
"Was für ein verdammtes Problem hast du mit mir?", fuhr ich ihn an.
"Ich? Ein Problem mit dir? Niemals!"
Mittlerweile war er sogar so gnädig gewesen und hat sein Spiel auf Pause gestellt.
"Na scheinbar schon, sonst würdest du nicht jede Gelegenheit dazu nutzen, mir eins auszuwischen. Erst verschwindet mein Hund wegen dir, dann ist meine Projektarbeit im Arsch und das alles nur, weil du dich nicht in meinen Angelegenheiten raushalten kannst. Hast du eine Ahnung wie schwer es ist in einer neuen Umgebung zurecht zu kommen? Ich hab hier keine Freunde mit denen ich die Zeit totschlagen kann"
"Wenn du unzufrieden bist such dir Freunde, aber gib mir dafür nicht die Schuld. Ich kann nichts dafür, dass du umgezogen bist", fuhr er mich nun ebenfalls zornig an.
"Darum geht es doch gerade gar nicht. Fakt ist: Du benutzt jede Gelegenheit um mir eins auszuwischen und ich will wissen wieso? Was hab ich dir verdammt nochmal getan?" Erwartungsvoll schaute ich ihn an.
"Mein Gott du bildest dir das Alles ein. Hattest du noch nie Kontakt mit Jungs oder wieso bist du so spießig drauf. Ist ja ätzend", schrie er mich mitzusammen gekniffenen Augen an.
"Wie bitte? Ich bilde mir das ein? Ich bilde mir also auch ein, dass Babsy verschwunden ist? Ich bilde mir ein, dass ich von einem Tag zum Anderen umziehen musste? Ich bilde mir ein, dass du mir das Leben unnötig erschwerst?"
Ich gestikulierte inzwischen wild um mich. Wie konnte er es wagen? Es war nicht leicht für mich in dieser neuen Welt. Von einem Moment zum anderen wurden wir mehr oder weniger reich. Ich musste das Geschirr nicht mehr spülen, nein, das erledigte von nun an eine Hausfrau. Ich musste meinen Bruder zurück lassen, meine Freunde, mein Leben und dieser Junge, der mich gerade mal seit zwei Tagen kannte, wagte es zu sagen ich würde mir das einbilden?
"Spiel dich doch nicht so auf", sagte er herunter kommend.
"Weißt du was? Ich bin noch nicht mal richtig in Fahrt, ich..."
"Und weist du was? Mich interessiert das Alles nicht", unterbrach er mich. "Du machst dich hier in unseren Leben breit. Schneller als du schauen kannst bist du und deine Mutter wieder in eurem alten Haus"
Ach darum ging es also. Er musste sein Revier makieren.
"Es ist für dich vielleicht schwer vorstellbar, aber ich hab mir das nicht rausgesucht", verteidigte ich mich.
"Nein, darauf würde ich nie kommen. Deine Mutter will uns doch lediglich das Geld aus der Tasche ziehen mehr nicht!"
Ich konnte es nicht fassen wie er über meine Mutter sprach. Alex das Geld aus der Tasche ziehen? Das war überhaupt nicht ihre Art und ihre Absicht, da war ich mir sicher.
"Hör zu. Nur weil vielleicht deine Mutter deinen Vater verlassen hat, heißt das nicht, dass das meine Mutter genauso tut", versuchte ich es nun sanfter, was aber nach hinten losging.
"Lass gefälligst meine Mutter aus dem Spiel. Du weißt einen Scheißdreck über sie"
Inzwischen war er so wütend, dass er rot anlief. Seine Mutter war also ein Wunder Punkt.
"Du kannst mich mal Tom. Lass deine Laune an jemand anderen aus"
"Achja? Wenn dir meine Laune nicht passt zieh doch zu deinem Vater oder ist der auch so nen armer Schlucker?", grummelte er.
Ich musste schlucken, als er meinen Vater erwähnte und starrte ihn mit leeren Augen an.
"Ich schätze, das ist wohl ein ja"
"Was hat deine Mutter nur getan, dass du so verbissen bist?"
"Was hat deine Mutter nur getan, dass du so spießig und aufbrausend bist?", fragte er im Gegenzug.
"Fahr zur Hölle"
"Liebend gern", rief er mir hinterher, als ich seine Zimmertür hinter mir laut zuknallte.
Verdammtes Arschloch.
Mit eiligen Schritten verließ ich das Haus. Keine Sekunde länger wollte ich in dieser Bude sein. Ich joggte die Straße entlang in Richtung Wald, wo ich gestern noch mit Babsy gelaufen bin. Es kam mir bereits wie eine halbe Ewigkeit vor mit Babsy unterwegs gewesen zu sein. Blindlings lief ich durch den Wald einfach immer weiter nur um das ganze drum rum zu vergessen. Irgendwann, ich hatte keine Ahnung wie lang ich gelaufen bin, traf ich auf eine kleine Lichtung. Es war wirklich wunderschön. Überall waren Blumen. Rote, Gelbe, Lilane, alles war komplett bunt. Es sah total unbenutzt und verwachsen aus, erschien aber trotzdem noch in einem liebevollen Glanz, sodass ich beschloss mich auf der Wiese nieder zu lassen. Kurze Zeit später musste ich lachen. Ich wusste nicht wieso, aber es tat verdammt gut, also lachte ich weiter. Ich lachte so lange bis ich nicht mehr konnte. So lange bis ich nicht mehr wollte und meine plötzliche Freunde wandelte sich in Trauer um, sodass ich keine zwei Minuten später heulend auf der Wiese saß. Der ganze Stress, der sich in den letzten paar Tagen aufgebaut hatte, fiel von mir. Babsy, der Umzug, Mum und Alex und nicht zu vergessen Tom. Alles war für einen kurzen Moment vergessen. Es war ein gutes Gefühl endlich los zu lassen und dabei nicht von jemandem beobachtet zu werden, der einen kritisieren konnte. Wahrscheinlich wurde mir in den letzten Tagen selbst nicht bewusst, dass mir das ganze Zeug über den Kopf wächst. Ich wünschte Meg, Taylor und Brit wären hier oder mein Bruder. Einfach irgendjemand oder irgendwas, das mich an mein altes Zuhause erinnern ließ. Leicht ließ ich mich in die Wiese fallen und nahm den feinen Duft der Blumen in mich auf.
Ich wollte mein altes Leben wieder zurück!
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Don't forget to breathe, Baby
RomanceMalika hatte ein schönes Leben in Springfield. Sie hatte Freundinnen, mit denen sie auf die High School ging, einen Bruder, der auf sie achtgab... Aber ja genau, ihr habt richtig gelesen, sie hatte... Nachdem Malika's Mum einen Mann kennen gelernt h...