Eine Weile standen wir so in der Umkleidekabine und genossen die Zweisamkeit. Nach einiger Zeit erwiederte ich sogar den leichten Händedruck, welcher von Herr Timolia verübt wurde. Dieser strich mir immer noch sanft über den Rücken. Es tat gut Zuneigung zu bekommen. Zu spüren, dass da jemand war, der für einen da war. Natürlich war mir bewusst, dass ich Herrn Timolia nicht wirklich kannte, er mich ebenso wenig und trotzdem war es irgendwie vertraut. Dieses Gefühl, wenn man einfach in den Arm genommen wird, ohne irgendwelche Hintergedanken oder vor geheuchelter Interesse an einem selbst.
Das hatte ich schon so lange nicht mehr. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das jemals zuvor hatte.Herr Timolias Hand wanderte an meinem Rücken weiter nach oben, bis sie sich schließlich in meinen Haaren fest klammerte. Daraufhin schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper und schmiegte mich somit näher an ihn. Ich spürte, wie er einmal tief durchatmete, bevor er leise flüserte: ,,Na endlich, darauf habe ich die ganze Zeit gewartet."
Seine Aussage irritierte mich ein wenig, doch ich genoss den Moment zu sehr, um mir darüber weiter Gedanken zu machen.Er lehnte seinen Kopf gegen meinen und legte seine, inzwischen wieder freie Hand auf meinen Rücken. Mit der anderen strich er mir durch die Haare. Er zog mich noch näher an sich heran, woraufhin ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge vergrub.
Ich atmete tief ein und nahm zum ersten Mal seinen unwiderstehlichen Geruch wahr. Meine Augen hielt ich dabei geschlossen.Irgendwann spürte ich, dass sich Herr Timolias Griff lockerte. Kurz darauf richtete er sich wieder auf, was einen kleinen Abstand erschuf. Da ich ihn jedoch noch nicht loslassen wollte, festigte ich meinen Griff erneut. Im nächsten Moment konnte ich ein leises Lachen vernehmen.
,,Stegi, lässt du mich wieder los?", fragte er leise.
Ich schüttelte lediglich den Kopf und drückte mich enger an ihn.
Wieder lachte er leise auf. ,,Willst du nicht auch mal nach Hause?" Wieder ein Kopfschütteln meiner Seits.
Er legte seine Hände an meine Schultern. Danach fuhr er meine Arme entlang bis zu meinen Händen, wo er diese vorsichtig von seinem Rücken löste und wieder nach vorne zog. Murrend öffnete ich meine Augen und entfernte mich etwas von seinem Oberkörper. Ein wenig enttäuscht war ich schon, doch ich konnte ihn verstehen.,,Zuhause wartet doch bestimmt schon jemand auf dich."
Mein Blick sank zu Boden. Zaghaft schüttelte ich den Kopf.
,,Ich wohne alleine."
,,Oh."
Ich schaute wieder auf. Die Reaktionen waren immer die selben. Die Leute waren geschockt, dass ich bereits alleine wohnte, doch fragten sich nicht, warum dies so war. Sie dachten immer ich wäre ich 'Problemkind', was allerdings nicht stimmte. Ich kam einfach nur nicht mit der Lebensweise meiner Eltern klar.,,Wie alt bist du denn?", fragte mein Gegenüber nach einer kurzen Zeit des Schweigens. ,,17."
Er legte seine Stirn etwas in Falten und kaute leicht auf seiner Unterlippe herum. Dieser Anblick ließ mich lächeln. Irgendwie sah das niedlich aus.
,,Wo wohnst du denn?" Mit diesem Satz riss er mich aus meinen Gedanken.
,,Am Stadtrand. Warum?"
,,Das ist doch richtig weit weg. Wie lange brauchst du um nach Hause zu kommen?"
,,Etwas über eine Stunde."
Er überlegte kurz.
,,Soll ich dich fahren? Es regnet ja relativ stark und du hattest gerade Sport. Nicht dass du dich erkältest."
Ich zögerte. Eigentlich wäre das wirklich nicht schlecht, allerdings würde er wahrscheinlich einen riesigen Umweg machen, nur um mich nach Hause zu bringen.
,,Aber nur, wenn es ihnen keine Umstände macht", willigte ich schließlich ein.
Er grinste mich schief an.
,,Und wo wohnst du?"
Ich nannte ihm meine Adresse, woraufhin er mich breit angrinste.
,,Das ist gar nicht so weit entfernt von meiner Wohnung."
Schüchtern lächelte ich ihm zu. Mein Blick haftete an seinen Augen. Ich war gerade dabei mich in diesen zu verlieren, als es plötzlich für einen Bruchteil einer Sekunde hell wurde. Direkt danach gab es einen lauten Knall. Leider hatte ich panische Angst vor diesem Naturschauspiel, weshalb ich erschrocken zusammen zuckte. Wie ich Gewitter hasste.
Herr Timolia lachte leicht auf, bevor er belustigt nach meiner Hand griff und mich aus der Kabine zog. Im Gang ließ er meine Hand los, um die Kabine abschließen zu können.
Als es plötzlich wieder donnerte, klammerte ich mich an seinem Arm fest. Sanft löste er meinen Griff und legte einen Arm um mich. Sofort schlang ich meine Arme seitlich um seinen Oberkörper. Er steckte den Schlüssel wieder ein und legte seinen anderen Arm ebenfalls um mich.
,,Das ist nur ein Gewitter, du brauchst doch keine Angst haben."
,,Habe ich aber", sagte ich bestimmt.
Er seufzte auf und strich mir beruhigend über den Rücken.
,,Lass uns zum Auto gehen, sonst stehen wir hier morgen noch", lächte er. Ich willigte zögernd ein und griff, nachdem er sich von mir gelöst hatte, nach seiner Hand. Er drückte einmal etwas fester zu, um mir zu zeigen, dass er da war. In diesem Moment war ich dem neuen Referendaren so unglaublich dankbar.
DU LIEST GERADE
Ein Referendar zum Verlieben {STEXPERT}
FanfictionDas wird eine Schüler x Lehrer Geschichte. Stegi ist ein unbedeutsamer Schüler. Keiner interessiert sich für ihn, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruht. Er steht jeden Schultag einfach nur durch, bis Tim zum ersten Mal in sein Leben tritt. Anfan...