,,Danke."

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Herr Timolia legte den Kopf leicht schief und schaute mich erwartungsvoll an.
,,Ich habe verschlafen und bin deswegen zu spät zu Deutsch gekommen."
,,Aber du hast doch Chemie Aufgaben bekommen?", unterbrach er mich.
,,Ich war ja auch noch nicht fertig.", gab ich etwas bissig zurück.
Entschuldigend schaute er mich an.
,,Da ich ja sehr wenig geschlafen habe heute Nacht, bin ich leider in Chemie eingeschlafen. Heißt, dass ich 4 Stunden Nachsitzen heute bekommen habe."
,,Oh ... das tut mir leid. Das ist alles meine Schuld."
Er wirkte bedrückt.
,,Nein, war es nicht. Ich hätte jeder Zeit auflegen können.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Gerade als er den Mund öffnete um etwas zu erwiedern, ging die Tür ein weiteres Mal auf.
Herr Timolia wendete sich der Tür zu. Er bekam von dem Lehrer ein paar Informationen, bevor er sich kurz zu mir wandte und sagte, dass falls ich Hilfe brauchen sollte, gerne zu ihm nach vorne kommen könne.
Zwei Jungen, welche ich zwei bis drei Jahre jünger als ich einschätzete, betraten den Raum. Ihr Lehrer schickte sie in zwei gegenüber liegende Ecken, schaute sie nochmal mit einem strengen Blick an und verließ dann das Zimmer.

Ich versuchte mich auf die Aufgaben zu konzentrieren, damit ich so schnell wie möglich fertig war. Nur leider scheiterte ich bereits bei Aufgabe 2. Ich verstand einfach nicht, was ich machen sollte.
Nach fünf Minuten, in denen ich mir die Aufgabe mehrfach durchgelesen hatte, gab ich auf und ging mit meinem Blatt nach vorne.

Neben dem Pult blieb ich stehen und wartete bis Herr Timolia mir seine Aufmerksamkeit schenkte.
Er schaute auf und als er mich sah, fing er an zu lächeln.
,,Was gibt's?"
,,Ich verstehe die Aufgabe nicht."
Somit drückte ich ihm das Aufgabenblatt in die Hand und erklärte ihm meine momentane Situation.
Er legte die Stirn in Falten und schien angestrengt darüber nachzudenken.
Nach einiger Zeit, in der ich die anderen drei, die nachsitzen mussten, beobachtet hatte, meldete sich Herr Timolia wieder zu Wort.
Er erklärte mir die Aufgabe so, dass sogar ich sie verstand.
Ich bedankte mich bei ihm und ging zu meinem Platz zurück.

Als es dann endlich klingelte und somit das Nachsitzen beendet war, räumte ich meine Sachen zusammen.
Die anderen waren schon längst aus dem Raum verschwunden.
Ich schlenderte nach vorne.
Herr Timolia stand hinter dem Pult und wartete auf meine Blätter.
Er nahm sie entgegen und steckte sie in seine Tasche.
Eigentlich hätte ich jetzt nach Hause gehen können, doch ich wollte mich nochmal bei Herr Timolia bedanken.
Dieser fragte genau in diesem Moment, warum ich immer noch hier war.
,,Ich wollte mich bei Ihnen nochmal für heute Nacht bedanken. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gewusst, was ich sonst hätte machen sollen, wenn Sie mich nicht abgelenkt hätten."
Verlegen betrachtete ich meine Füße.
,,Du musst dich dafür nicht bedanken. Das war für mich selbstverständlich."
Ich schaute zu ihm auf. Er lächelte mich an. Ich erwiederte seine Geste.
Schnell nahm ich meine Sachen und ging auf ihn zu. Ich schlang meine Arme um seine Taille, drückte mich an ihn. Bevor er irgendwie reagieren konnte, verließ ich schon fast fluchtartig mit einem genuschelten 'trotzdem danke' den Raum.

Ein Referendar zum Verlieben {STEXPERT}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt