Ich bin noch nie in meinem Leben so frustriert gewesen. Meine Güte, hätte mich jemand im Kindergarten gefragt ob ich in meinem Leben mal Bäume anschauen wollte, um dort ein Haus zu bauen, dann hätte ich dem Kind wahrscheinlich ins Gesicht gerotzt.
Es ist mega anstrengend. Wieso? Ja, lasst es mich erklären: Mein Bruder, der normalerweise, irgendwo in diesem gottverdammten, riesen Haus sich befinden sollte, ist hier draußen, neben mir und nervt alle Beteiligten, indem er Bäume nannte, die in Wirklichkeit nicht existieren oder Bäume die überhaupt nicht für einen Baumhaus geeignet sind.
Mein Bruder ist nicht gerade der Helleste der Familie aber hat er überhaupt irgendwelche gesunden und funktionierenden Gehirnzellen? Hat er überhaupt schon mal einen Baumhaus gesehen? Oder bin ich diejenige die doof ist? Moment..ist ein Kirschbaum robust genug um dort rund herum ein Baumhaus zu bauen? Ich denke nicht. Vielleicht ein Apfelbaum, habe ich mal irgendwo im Internet gelesen.
Und da lag auch schon das zweite Problem, was mir tierisch auf dem Sack ging: wir fanden keinen geeigneten Baum. Es ist nämlich enorm wichtig, dass wir einen gesunden, kräftigen und stabilen Baum finden, wir wollen ja nicht, dass das Baumhaus nach einem Fußtritt zusammen bricht. Naja, das wäre lustig, wenn Dylan den ersten Schritt machen würde.
"Wie wärst mit der Fichte. Dort, hinter dem Gartenhaus." Rief ich und zeigte mit dem Finger hinter das Haus.
Ich bin nicht gerade die Expertin, wenn es um Bäume ging aber ein paar konnte ich schon definieren und erkennen. Ich war der Meinung einen Baumpfleger zu holen aber Dad war davon überzeugt, dass Herr Fernandez sicherlich schon ein Baum finden wird.
"Sag mal,woher willst du wissen, ob das eine Fichte ist? Vielleicht ist das eine Eiche oder Ahorn?" leise murmelte Dylan seine Worte und ich drehte mich zu ihm um.
Seine Jogginghose hing locker um seine Hüfte und er trug einen schwarzen Pullover. Es war spätsommer, jedoch war es noch nicht so kalt gewesen, dass man schon einen Pulli tragen musste. Seine gefütterten braunen Crocs streifte durch das Grass und ich entgegnete: "Ich bin mir nicht recht sicher, ob das eine Fichte ist. Ein Baum ist ein Baum."
Ich zuckte mit den Schulten und verkreuzte die Arme.
Er verstaute seine Hände in den Taschen seiner Jogginghose und betrachtete jetzt den Mann, mit dem mein Dad seit einer gefühlten Zeit sprach.
"Ja. Ganz richtig, der ist ideal. Er ist hoch genug, er hat starke und robuste Stämme, die Äste sind ebenfalls dementsprechend ziemlich stark und stabil. Die Wurzeln müssen tiefreichend und fest sitzen und er hat keinerlei Anzeichen von Krankheiten oder Parasiten, die den Baum schwächen könnte. Ja, der ist super." Rief Mr. Fernandez völlig begeistert und mein Dad beäugte den Baum. Er verstaute die Hände in den Hosentaschen und nickte grinsend.
"Haben Sie irgendwelche Vorstellungen, irgendwelche Wünsche?"Fragte er und wedelte wild mit den Händen.
Mr. Fernandez hat eine lebendige Persönlichkeit. Sofort als ich ihm die Tür aufmachte, verbreitete sich die gute Laune, die er mit ins ganze Haus nahm. Sein Lächeln, das er immer auf dem Gesicht trug, war so ansteckend, dass man einfach mitlächeln musste. Er war einfach nur wunderbar.
Dylan und ich standen nebeneinander und starren unseren Vater an.
Mein Bruder, der einen teuflischen Blick hatte, machte den Mund auf und fing an seine Ideen aufzuzählen.
Ich schüttelte einfach nur den Kopf und klatschte mir auf die Stirn.
"Dylan, dir ist klar, dass das Baumhaus für Dad ist und nicht für dich." sprach ich und stützte mein Kopf an meinem linken Arm.
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Treehouse
Teen FictionVon dem Süßigkeitenregal bis zur Kasse. ok. Von der Kasse bis zum Parkplatz. ok. aber vom Supermarkt bis zu mir Nachhause? nicht ok? Als Louise Harris' Vater beschloss, ein Baumhaus hinter dem Hof bauen zu lassen, fand sie die Idee einer der Beste...