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Verdattert beobachtete ich Hannah.

An eine Säule gelehnt, wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger und hörte dabei verträumt Christian zu. Naja nicht unbedingt verträumt, das wäre sonst klischeehaft aber sie guckte ihn schon sehr merkwürdig an. Komisch, dass Christian nichts auffiel.

Christian ist Dylans bester Freund, jedoch ist er schon vergeben. Er wusste nichts von Hannahs Gefühlen, bis zu dem Zeitpunkt als er verkündete dass er glücklich vergeben war. Er hatte es nicht aus Hannahs Mund gehört aber denken konnte er es sich schon, immerhin war sie seitdem sehr abwesend in seiner Gegenwart.

Schon seit der Middleschool stand sie auf ihn, aber sie hatte mir vor langer, langer Zeit erzählt, dass sie gar nicht mehr auf ihn stand, denn sobald er sich Selin geangelt hatte waren angeblich die Gefühle für ihn wie weggeblasen.

Selin ist Christians Freundin. Schon seit dem letzten Semester sind die beiden glücklich ineinader verliebt, aber nur eine aus unserem Freundeskreis ist damit nicht wirklich einverstanden. Sie versuchte das zwar zu überspielen und erzählte uns desöfteren mal, dass sie sich jemand anderes geangelt hatte aber wer glaubte ihr das schon.

Ich glaubte immer noch daran, dass Dylan und Hannah eines Tages ein Paar werden würden.

Hannah würde es zwar erst später merken, dass mein lieber Bruder der richtige für sie ist aber das wird schon. Hannah war mir lieber als die zig millionen anderen Mädchen, mit denen mein Bruder schon aus Verzweiflung was hatte.

Mein Bruder, der seit der Grundschule auf Hannah stand fand das Ganze auch nicht gerade prickelnd, aber auch er ist ein hevorragender Schauspieler. Zumindest für die anderen. Für mich war das ja sehr offensichtlich.

Dylan ist kein Mensch der seine Gefühle anderen mitteilte. Entweder erzählte er es niemanden oder er machte es so dermaßen auffällig, dass das selbst ein Blinder erraten konnte. Aber freiwillig seine Gefühle mitteilen würde er niemals.

Ich hatte ihn vor paar Monaten mal konfrontiert und ihn gefragt wie er zu Hannah stand, seine Antwort war zwar nicht das was ich hören wollte aber seine Körpersprache verriet mir das er mich anlog.

Mein Bruder und ich sind jetzt nicht die besten Freunde der Welt. Es gab da draußen vielleicht Geschwister, die sich sehr gut verstehen, dass sie sich selber als beste Freunde bezeichnen oder es gibt auch Geschwister die überhaupt nicht miteinander klar kamen.

Wir waren keine vom beiden. Wir waren Familie und ich glaubte der Name sagte schon alles wie wir zueinander standen. Wir sind nicht die aller besten Freunde und auch nicht die aller schlimmsten Feinde. Ich liebte ihn als mein Bruder und ich glaubte mal, dass der Braunschopf mich genauso liebte als seine Schwester.

Warum ich das nochmal gründlich erklärte war, weil ich damit sagen will, dass er nicht wirklich in der Lage ist mit mir über solche Gesprächsthemen offen zu sprechen.

Er war nicht schüchtern oder verschlossen. Er war einfach der Meinung, andere müssen Gefühle andere nicht wissen um durch das Leben zu kommen. Wenn er soweit ist, können seine Familie, selbst die Freunde das alles wissen aber bevor er einen Schritt machte und Hannah nur annähernd was von seinen Gefühlen erfuhr, würden andere Gossipgeier nichts von seinen Gefühlen wissen.

Selten kam er ohne Grund in mein Zimmer, schmiss sich auf das Bett und fing an zu sprechen. Das ist eine Phase wo er wirklich jemanden brauchte. Eine Ansprechperson. Eine Schulter wo er seine Last ablegen kann, er war jetzt nicht so das er mir nie was erzählte, nur halt bestimmte Sachen hielt er lieber für sich.

"Hannah." Rief ich und beide Köpfe drehten sich in meine Richtung um.

Hannah ließ sofort die Hände baumeln und Christian lächelte mich mit seinem charmanten Lächeln an.

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