1. Kapitel

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Es gibt Tage, da weiß man schon vorher das man lieber im Bett bleiben sollte. Heute war so ein Tag. Doch es waren Ferien und ich wollte nicht einen der wenigen Tage im Jahr vergeuden die ich nicht ich mal zu Hause bei meinen Liebsten verbringen konnte. Hätte ich allerdings gewusst was heute noch alles passieren würde, wäre ich heute gar nicht aus dem Bett gestiegen. Ich hätte mich in meinem Zimmer eingeschlossen und mir die Decke über den Kopf gezogen und mich geweigert mit irgend einer Menschenseele zu reden. Keine zehn Hippogreife hätten es dann geschafft mich da raus zu holen. Doch da ich es nicht besser wusste, tat ich es natürlich nicht. Also schwang ich an diesem Morgen, wider besseres Wissen, meine Beine aus dem Bett und schlurfte träge ins Badezimmer.

Hallo erst mal! Ich bin Lily Amalia Evans und bin 16 Jahre alt. Zu Hause werde ich aber von allen, außer natürlich von meiner Mom denn Mütter müssen ja immer Widerworte geben, Lia genannt. Ich habe hüftlanges, gelocktes Haar, die Farbe ist irgend so ein Mischmasch zwischen braun und rot, ist zwar ungewöhnlich aber mir gefällt es, und giftgrüne Augen. Ich bin klein, sehr klein sogar. Ich habe es gerade so geschafft die 1,63m zu knacken. Doch das was mir an Körpergröße fehlt, mache ich mit meinem Mundwerk wieder wett. In Hogwarts, wo ich nun mal den größten Teil des Jahres verbringe, weiß das nur niemand. Als ich im 1. Schuljahr dort ankam, war ich ein verängstigtes, kleines Mädchen das gerade Kopfüber in die Zaubererwelt geworfen wurde. Ich hatte Angst dort nicht hinein zu passen und nicht dazu zu gehören. Also blieb ich immer unauffällig im Hintergrund. Ich stürzte mich in den Unterricht und sog den Stoff und alles was ich in der Bibliothek über die Zaubererwelt in die Finger bekommen konnte, in mich auf. Ich wollte so schnell wie möglich alles Wissen was es über diese neue Welt zu wissen gab um endlich vollkommen dazu zu gehören. Schnell bekam ich so das Image der "lieben kleinen Streberin" und irgendwann glaubte ich selbst das ich so war. Ich weiß selbst nicht warum ich nie rebelliert habe um dieses Bild von mir aus den Köpfen der Anderen verschwinden zu lassen. Vermutlich hatte ich einfach das Gefühl jetzt eine Rolle in dieser wundervollen Welt zu haben und habe mich damit abgefunden. Schließlich hatte ich trotzdem jedes Jahr eine wunderschöne Zeit an der Schule, jedes Jahr nach den Sommerferien war es ein bisschen so als würde man nach Hause kommen. Auch wenn ich es jetzt genoss zuhause zu sein, freute ich mich schon auf mein 6. Schuljahr in Hogwarts.

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass in diesen Ferien etwas passieren sollte was meine Welt aus den Angeln heben würde. Immerhin geht im Moment so ziemlich alles schief, was schief gehen kann.

Vor einer Woche haben sich meine Eltern scheiden lassen. Meine Schwester hat sich von dieser Familie losgesagt, weil wir ja alle "komisch und voll die Freaks" seien und gestern bekam ich einen Brief von meinen beiden besten Freundinnen, dass ihre Eltern sie für die letzten zwei Jahre auf Beauxbatons angemeldet hatten, da ihnen hier in England die Gefahr, die von Voldemort ausging einfach zu groß war. Sie wollten ihre Mädchen in Sicherheit wissen, und das waren sie zur Zeit nur im Ausland. Ich konnte zwar diese Entscheidung nachvollziehen, doch das hieß nicht das ich begeistert war. Als ich die Nachricht bekommen hatte, sperrte ich mich die nächsten paar Stunden in meinem Zimmer ein und weinte. Luisa und Ashley waren mir auf Hogwarts eine zweite Familie geworden und ich würde sie unglaublich vermissen. Ab jetzt war ich das einzigen Mädchen aus meinem Jahrgang welches in Gryffindor war, was mich zusätzlich echt ankotzte. Schließlich hatte ich durch meine Streber-Image in den letzten Jahren nicht wirklich Freunde gefunden.

Die Scheidung meinen Eltern war kein wirklicher Schock für mich. Eigentlich nur noch eine Frage der Zeit gewesen, da es in ihrer Beziehung schon lange nichts mehr gab was ihr einen tieferen Sinn verlieh. Wenn ich da war, gaben sie sich zwar alle Mühe sich nichts anmerken zu lassen, doch ich wusste ganz genau dass sie nur noch an streiten waren. Sie hatten sich eben auseinander gelebt, hatten nur noch aneinander vorbei anstatt miteinander gelebt. Es gab da keine Liebe mehr, nur noch Gewohnheit.

Mein Vater war kaum im Land. Fast das ganze Jahr über war er in Moskau, wo er seit einigen Jahren den Hauptsitz seiner Firma hatte. Dort hatte er auch meine Mutter kennengelernt. Sie lebte damals in Moskau und studierte Medizin. Kurz vor Ende ihres Studiums hatte sie meinen Vater kennen gelernt und die beiden hatten sich sofort Hals über Kopf in einander verliebt, es war Liebe auf den ersten Blick. Nach dem Studium wanderte sie mit meinem Vater nach England aus, da ihr klar war, dass sie in Russland nicht sie selben Erfolgschancen hatte wie hier in England. Inzwischen ist sie hier in England eine der Top-Chirurgen. Wie hätte es denn auch klappen sollen, einer war erfolgreich in England und der andere in Russland. Wären sie Zauberer wäre es kein Problem gewesen, aber so... keine Chance.

Doch was heute passiert war, schoss den Vogel für mich definitiv ab.

Eigentlich wollte ich heute nur mit Freunden ausgehen und zwar mit Gabriella, Joshua und Jackson. Wir kannten uns schon von klein auf und sind wie Geschwister aufgewachsen. Wir alle hatten sehr zeitnah Geburtstag, in einem Zeitraum von zwei Wochen, weshalb unsere Mütter sich damals beim Geburtsvorbereitungskurs kennen gelernt hatten und sich auch nach unserer Geburt noch oft trafen, damit wir zusammen spielen konnten. Wir vier hatten keine Geheimnisse vor einander. Das einzige Geheimnis, welches ich je versucht hatte vor ihnen geheim zu halten war, dass ich eine Hexe bin.

Doch letztes Jahr erfuhr ich, dass ich schon lange aufgeflogen war. Die drei kamen eines Tages fröhlich grinsend an und fragten mich, was ich glaube wie lange ich mein Geheimnis eigentlich vor ihnen verbergen konnte. Sie sagen mir rundheraus, dass sie längst Bescheid wussten weil die Schuleule, die mir den Brief für das 2. Jahr gebracht hatte, so blöd war und gegen mein Fenster flog, als sie zu Besuch waren und ich auf Klo war. Durch den lauten Knall neugierig geworden, öffneten sie das Fenster und nahmen den Brief entgegen auf den groß „Hogwarts-Schule für Hexerein und Zauberei" stand. Also war das auch kein richtiges Geheimnis mehr.

Jack und Josh waren die Ältesten unserer Gruppe. Sie waren Zwillinge und Jack hatte sich mit 15 geoutet. Danach kam Ella. Sie und Josh sind bereits seit fünf Monaten ein Paar. Das war wirklich vorher zu sehen, Jack und ich hatte vor einem Jahr sogar Wetten abgeschlossen, wann die beiden es endlich schaffen würden über ihren Schatten zu springen und endlich ein Paar zu werden. Mit der Zeit war es einfach nicht mehr schön mit anzusehen, wie die beiden unglücklich um einander herum schlichen. Natürlich hatte ich gewonnen. Jack hatte gewettet, dass sie es nie gebacken kriegen würden. Ich hatte ihnen Zeit gegeben, bis sie alt und grau waren.

Die jüngste im Bunde war ich. Ich war natürlich nicht nur die jüngste, nein. Ich war ganze 0,5 cm kleiner als Ella womit ich auch die Kleinste war. Jack machte es einen menge Spaß mich damit auf zu ziehen. Er verpasste mir deswegen ständig Spitznamen, einfach nur um mich zu ärgern. Sein aktueller war Küken.

Aber, ich schweife mal wieder ab... Wir vier wollten heute Abend ausgehen. Es war Stadtfest und die Stadtfeste hier sind echt gut, vor allem wenn man noch nicht in Clubs darf und danach eigentlich immer noch. Dort war immer eine bomben Stimmung, die Musik war gut und man konnte gut tanzen. Das war uns allen wichtig, denn Tanzen war unsere große Leidenschaft.

Ich war bereits fertig angezogen, meine Frisur war auch schon fertig und eigentlich sollte ich schon auf dem Weg zu Ella sein. Ich war gerade dabei meinem Make-up den letzten Schliff zu verleihen, als es an der Tür klingelte.

"Lily, mach mal bitte die Tür auf. Ich kann gerade nicht", rief meine Mom von unten herauf, seit der Scheidung lebte ich bei ihr.

„Ist gut", rief ich ging nach unten zur Tür und machte sie auf. Doch kaum war sie offen hätte ich sie am liebsten wieder zugeschlagen. Vor der Tür stand Sirius Black und sein Vater.

Irgendwie Anders (Harry Potter)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt