Kapitel 16

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„Was zum...!", nuschelte ich völlig überrumpelt als mein Körper gegen die Wand gedrückt wurde. Chicos Arme umschlangen meine Taille und seine Lippen trafen meine. Eine Sekunde brauchte ich um überhaupt zu merken, was hier gerade abging. Und dann, ich weiß nicht wieso, umklammerte ich seinen Nacken und erwiderte seinen stürmischen Kuss. Eigentlich sollte ich ihn von mir stoßen und anschreien! Was er hier machte war unhöflich! Das war absolut ungehobelt, aber das Gefühl, welches sich in meinem tiefsten Inneren ausbreitete, war unvergleichlich und absolut süchtig machend. Sein Kuss war so ganz anders als beim ersten Mal. Er war leidenschaftlich und fordernd. Es gefiel mir, unheimlich sogar. Aber irgendwas daran beunruhigte mich. Was war heute passiert, dass Chico sich so verhielt? Es passte nicht zu ihm. Ich unterdrückte das beklemmende Gefühl und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Er stöhnte, was dazu führte, dass auch meiner Kehle ein Stöhnen entfuhr. Ich konnte diesem Kerl nicht widerstehen, nein. Er war einfach eine Nummer zu groß für mich.

„Komm mit!", seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich ein Stockwerk weiter nach oben direkt in sein Zimmer. Die Tür war gerade ins Schloss gefallen, da umklammerte er mich wieder. Seine Lippen waren so weich und als er mit der Zunge über meine Unterlippe strich gewährte ich ihm sofort Einlass. Ich war nichts weiter als Wachs in seinen Händen. Und er küsste... oh Mann! Er küsste so gut. Als seine Hände nach meinen Oberschenkeln griffen und mich hoch hoben zögerte ich keine Sekunde. Sofort umschlang ich mit meinen Beinen seine Hüfte. Ich protestierte auch nicht als er mich zu seinem Bett trug und auch nicht, als er mich darauf legte. Er unterbrach den Kuss nicht einmal, er stützte sich rechts und links von meinem Kopf ab, sodass nicht sein gesamtes Gewicht auf mir lag. Und ich? Ich fühlte mich, als würde ich fliegen! Was machte er nur mit mir?

Als er mit einer Hand unter mein Shirt fuhr schimpfte ich mit mir selbst. Ich konnte nicht mit ihm schlafen! Das ging jetzt nicht! Seine Hand streichelte sanft über meinen Bauch. Andererseits, es fühlte sich so wahnsinnig gut an. Als seine Hand nach unten wanderte und er gerade in meine Shorts gleiten wollte, zog ich die Notbremse. Nein, ich konnte nicht mit ihm schlafen. Nicht heute. Es stand so viel zwischen uns und das sollten wir zuerst klären. Ich hatte so viele Fragen an ihn. Ich wollte mit ihm schlafen, aber es ging nicht.

„Warte!", keuchte ich atemlos. Chico verschloss meinen Mund mit seinen Lippen und machte unbeirrt weiter. Ich löste meine Hand aus seinen Haaren und hielt seine Hand auf.

„Nicht, Chico."

Doch er hörte nicht. Beinahe verzweifelt drängte er sich an mich.

„Chico, bitte! Hör auf!", sagte ich jetzt etwas lauter. Er brummte nur ehe er meine Hand von seiner entfernte und meine Proteste ignorierte. Okay, ich musste härter durchgreifen. Ich versuchte mich aufzusetzen und unterbrach den Kuss indem ich meinen Kopf wegdrehte.

„Komm schon Jamie, ich brauche dich jetzt!", Chico versuchte mich aufzuhalten, doch ich war so langsam wirklich... keine Ahnung? Ängstlich oder verunsichert?

„Hör auf, ich will das nicht!", zischte ich, doch gegen seinen starken Griff hatte ich keine Chance. Als er meinte Hüfte erneut umklammerte reichte es mir. Wieso machte er so etwas? Er hatte keinen Respekt vor Frauen! Das war sein scheiß Problem!

„Lass es!", schrie ich daher ehe ich mich ruckartig aufsetzte und ausholte. Und der Knall saß ordentlich... Dieses Mal hatte er nicht geschaltet und meine Hand aufgehalten. Mit voller Wucht knallte sie auf seine Wange. Kurz bemerkte ich den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen, doch sofort nach dem Schlag schien er wieder voll dazu sein. Der reuevolle Blick, den er jetzt aufsetzte, ließ mich beinahe schon wieder nachgeben. Doch das ging nicht!

„Was soll der Scheiß! Ich bin keine Chica!", brüllte ich und stand schnell auf. Ich musste weg von ihm, weg aus seiner unmittelbaren Nähe. Ich war bei ihm nicht ich selbst, das machte mir Angst!

„Jamie, es.... es tut mir leid. Ich wollte das nicht...!", sagte er und fuhr sich dabei mit seinen Händen durch die Haare. „Ich weiß nicht was...!"

Ich schnaubte nur und wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Wange leuchtete rot. Außerdem war ich damit beschäftigt mir so fest wie möglich auf die Unterlippe zu beißen um zu verhindern, dass ich jetzt los heulte.

„Sag doch was.", Chicos bittender Blick bohrte sich in meine Augen. Der Geschmack von Blut breitete sich in meinem Mund aus, so fest hatte ich zugebissen. Ich schüttelte nur meinen Kopf und lief zur Tür. Mit einem Ruck zog ich sie auf, trat hindurch und schloss sie wieder. Und dann holte ich zitternd Luft ehe ich anfing zu heulen.

***

„Ich verstehe das nicht! Es war doch so schön!", Lucia saß auf ihrem Bett und sah unendlich traurig aus. Ich stand vor meinem verbeulten Koffer und schmiss ein paar Shirts hinein.

„Es tut mir leid, Lucia.", murmelte ich nur.

„Wieso willst du denn gehen?"

„Ich... ich muss... ich muss nach meinem Vater sehen.", erfand ich schnell eine Ausrede.

„Bis jetzt hat es dich doch auch nicht gekümmert was er macht."

„Ja... aber... Lucia...", ich stöhnte frustriert. „Du kannst mich doch besuchen, und ich dich!"

„Ja. Aber das ist nicht dasselbe."

„Ich verspreche dir, dass wir uns jeden Tag sehen, okay?"

„Das klappt sowieso nicht!"

„Außerdem muss ich mir so langsam Gedanken um meine Zukunft machen. Wie es aussieht, werde ich nicht so schnell nach San Diego zurück kehren. Ich muss mir ein College suchen... ich muss überhaupt erst einmal überlegen, was ich machen möchte."

„Dabei kann ich dir doch helfen!", bot Lucia an.

„Das wäre schön. Aber ich gehe trotzdem zurück zu Miguel."

Lucia schwieg, genauso wie ich. Nach ein paar Minuten räusperte sie sich.

„Du hast ihm verziehen, nicht wahr?"

„Wem?", sofort begann mein Herz laut zu klopfen. Meinte sie Chico? Hatte sie doch mitbekommen, dass ich letzte Nacht bei ihm war?

„Na, deinem Vater."

„Was?", Puh. Ich war erleichtert. „Wie kommst du darauf?"

„Du hast ihn gerade das erste Mal als deinen Vater bezeichnet.", erklärte sie.

Ich überlegte kurz. „Echt? Hab ich das?"

Sie nickte.

„Hm."

***

Leider wurde nichts aus meinem Plan hier zu verschwinden und so viel Abstand wie möglich zwischen Chico und mich zu bringen. Als Maria mich und meinen Koffer sah hatte sie mich fragend angeschaut.

„Wo willst du denn hin?"

„Zurück zu meinem... zu Miguel.", erklärte ich schnell.

„Oh Liebes, das geht nicht. Miguel ist unterwegs. Er kommt erst in ein paar Tagen wieder!"

„Was?", dieser Idiot war verreist und hatte mir nicht einmal Bescheid gesagt? Maria nickte.

„Ja... ich brauche ihn ja nicht. Ich kann auch ohne ihn zurück."

„Ich fürchte, das kann ich nicht erlauben.", Maria schüttelte ihren Kopf.

„Wieso nicht?"

„Du kannst nicht allein in dieser Gegend bleiben. Nicht für so lange Zeit."

„Ein paar Tage ist doch keine lange Zeit!", widersprach ich.

„Ich weiß nicht, wann er wieder kommt, Jamie. Ich habe ihm versprochen, dass ich auf die aufpassen werde, und das tue ich auch!"

Irgendwie rührte sie mich ja. Trotzdem wollte ich hier weg.

„Ist er unterwegs wegen dieser Sache? Mit Raul?", fragte ich und Maria zögerte kurz bevor sie nickte.

„Ja."

Und auf einmal hoffte ich, dass ihm nichts passieren würde...


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